So war der Karneval in Erkrath

Von Christian Zimmer

Die Hoppeditze Sven und Raya (außen) werden von Udo Wolffram, Werner Scheter und Bürgermeister Christoph Schultz verabschiedet (Mitte, vlnr.). Foto: Christian Zimmer

Premium | An Aschermittwoch ist im Karneval alles vorbei. Diesmal wurden die Hoppeditze vor dem Brauhaus in der Mitte Alt-Erkraths „schlafen gelegt“. Für die nächste Session ist bereits ein Erwachsenen-Prinzenpaar gefunden. Wir blicken auch nochmal auf die „Jecke Narrensause“ und den „Bunten Abend“ zurück (inklusive Bildergalerien).

Doch bevor es soweit war, lobte Bürgermeister Schultz die beiden Karnevalsvereine. „Sie haben eine Reihe guter Entscheidungen getroffen“, befand er. Angefangen damit, dass das Hoppeditz-Erwachen auf den Samstag vor den 11.11. vorgezogen und mit einem kleinen Markt erweitert wurde. ‚Die Letzten Hänger 1963 e.V.‘ hätten sich als Veranstalter beim Karnevalsumzug durchgesetzt, dass dieser wieder auf dem Gerberplatz endet. Von der Polizei habe Schultz Lob für den Umzug bekommen, den er weitergeben wolle. Die ‚Große Erkrather Karnevalsgesellschaft e.V. 1994‘ habe mit dem Mottolied des Kinderprinzenpaars Leon I. und Leona I. erneut den ‚Närrischen Oscar‘ geholt.

Einen besonderen Dank richtete Schultz auch an die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen, die nicht auf großer Bühne stehen und „Stühle stellen“. Auch die Tanzgarde Hoppedötze lobte Schultz, ebenso hätten beide Vereine wieder tolle Orden gehabt. Besonders lobte er den Orden der ‚Letzten Hänger‘, die das Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr thematisierten. „Es war eine sehr schöne Zeit, danke für die tollen Monate.“

Abstand von Alltagssorgen

Werner Scheter, Präsident und 1. Vorsitzender der ‚Letzten Hänger‘, erzählte, dass sich alte und neue Mitglieder eingebracht hätten. Er lobte die Hoppeditz-Show von Sven und Raya, „da hätten wir keine anderen Künstler verpflichten müssen“, so gut wäre die Unterhaltungsshow der beiden gewesen. Auch dem Kinderprinzenpaar dankte Scheter und sagte, Karneval sei auch dazu da, Abstand von den Alltagssorgen zu bekommen. „Ich denke, das haben wir geschafft“, resümierte er.

Der 2. Vorsitzende der ‚Letzten Hänger‘, Hajo Fritsch, sagte: „Aschermittwoch ist ja eigentlich traurig, aber wir haben auch etwas Lachendes mitgebracht.“ Er kündigte an, dass es in der kommenden Session 2025/2026 ein erwachsenes Prinzenpaar geben werde – nachdem in den letzten zwei Jahren die Regentschaft in Erkrath alleine den Kinderprinzenpaaren geblieben waren. Die Personalien sind jedoch noch geheim und werden erst im Sommer enthüllt. Spekulationen, Fritsch selbst könnte der Prinz sein, wies er zurück: „Wenn es eines ist, was ich versichern kann, dann, dass ich es nicht bin.“

Auch der Präsident und 1. Vorsitzende der ‚Großen Erkrather KG‘, Udo Wolffram, richtete den Blick zurück. „Die Session war für unseren Verein mit sehr vielen Emotionen verbunden“, sagte er. Die Umzüge in Erkrath, Unterbach und Düsseldorf wären toll gewesen, die ‚Närrische Markthalle‘ war super. „Es freut mich, dass wir Vereine einiges gemeinsam machen konnten“, dies habe er in seinen 13 Jahren als Vorsitzender schon anders erlebt. Man sei „auf einem guten Weg“. Er wünsche sich jedoch, dass mehr Erkrather Vereine mitmachen und sich gegenseitig besuchen würden.

Ein letztes Mal „Helau“ unter Freudentränen

Wolffram hob die Jugendarbeit der ‚Großen Erkrather KG‘ hervor und sagte zum ‚Närrischen Oscar‘: „Wir werden auch ein viertes Mal in Folge antreten. Die Düsseldorfer haben schon Angst vor uns.“ Er ließ es sich nicht nehmen, noch ein letztes Mal drei Mal „Erkrath Helau“ auszurufen. Dabei sei das „H-Wort“ außerhalb der Session tabu und koste seine Mitglieder 5 Euro in die Vereinskasse.

Die Hoppeditze verabschiedeten sich ebenfalls. Sven Hansen kündigte an: „Das war erst das erste Jahr, wir haben noch viel vor!“ Jugend-Hoppeditzin Raya dankte ihrem Vater und konnte kaum Freudentränen unterdrücken. Die Hoppeditze sangen ein Abschiedslied, legten sich danach auf zwei Tragen. Während die Menge mit weißen Taschentüchern zum Abschied winkte, wurden die „schlafenden“ Hoppeditze davongetragen. Zum Hoppeditz-Erwachen im November sollen sie wieder aus ihrer Höhle kriechen. Derweil ließen die Mitglieder beider Karnevalsvereine den Abend im Brauhaus ausklingen.

Polonaise vor dem Brauhaus. Foto: Christian Zimmer
Verabschiedung von Hoppeditzin Raya. Foto: Christian Zimmer
Verabschiedung von Hoppeditz Sven. Foto: Christian Zimmer

Rückblick: Ausgelassene Stimmung bei der ‚Jecken Narrensause‘

Mit 11 Programm-Punkten ging es Anfang Februar bei den Letzten Hängern 1963 e.V. richtig rund. „Der Frohsinn ist gepackt“, spielte Werner Scheter, Präsident und 1. Vorsitzende, auf das diesjährige Motto ‚Mit Frohsinn im Gepäck – sind wir alle jeck‘ an. Man sei längere Zeit nicht mehr in Hochdahl gewesen. „Karneval ist Brauchtum und Tradition, aber wir wollen auch neue Impulse setzen.“ Das haben die Letzten Hänger auch getan und in dieser Session einige neue Mitglieder für sich gewinnen können. Hajo Fritsch ergänzte: „Ich habe versucht, den Raum mit KI zu vergrößern, das hat aber nicht funktioniert. Wir hätten noch 50-60 weitere Karten verkaufen können.“ Der festlich dekorierte Franziskus-Saal fasst etwa 70 Gäste.

Highlights des Abends waren unter anderem die „Pänz en de Bütt“: Der Nachwuchs aus Düsseldorf berichtete lustig über „Papa in der Midlife-Crises“. Johanna und Gabriel erzählten über den Vater im peinlichen Biker-Outfit, seiner neuen Gras-Plantage im Garten oder als Unfall-Verursacher auf der A3, was das Publikum amüsierte. Hänger-Mitglied Wolfgang Schwenker, der sich selbst als „Karnevals-Grinch“ bezeichnete, hielt eine Büttenrede: „Karneval, das war bisher / schlimmer als die Bundeswehr.“ Neben seinen Weg in den Karneval ging es auch um Elon Musk und Donald Trump. Für die Rede gab es viel Applaus. Die Vierscher Mispelblüten brachten den Saal zum Kochen. Unterhaltung lieferte auch das Düssel-Duett, welches in dieser Session sein Comeback gegeben hat (wir berichteten).

Dazwischen gab es Musik von Fabienne und Wolf Schäfer, Jan Simon und Rainer Buch. Mit Schlager- und Karnevalsmusik sorgten sie immer wieder für ausgelassene Stimmung im Saal, auch zu fortgeschrittener Stunde. Richtig voll war es, als das Unterbacher Prinzenpaar Prinz Jens II. und Prinzessin Corinna I. samt Tanzgarden und Ex-Prinzessinnen aufmarschierte. Hoppeditz Sven Hansen sorgte an dem Abend für Technik und etwas Unterhaltung zum Ausklang. Als zum Ende hin „Unsere Stammbaum“ gesungen wurde, schunkelte der ganze Saal vereint.

Bunter Abend mit viel „Alaaf“

Die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft e.V. 1994 wiederum hatte Mitte Februar die restlos ausverkaufte Stadthalle erneut zum „Gürzenich von Erkrath“ erklärt. Bei ihrem Bunten Abend traten hauptsächlich Künstler aus der Domstadt auf, daher wurde an dem Abend erstaunlich oft „Alaaf“ gerufen. Die Tanzgarde Hoppedötze präsentierte ihre Tänze, beim Auftritt des städtischen Kinderprinzenpaars wurde das eigens produzierte Musikvideo nochmal auf Leinwand gezeigt. Die beiden Erkrather Hoppeditze Sven Hansen und Raya stückelten ihre „Hoppeditz-Show“ diesmal und führten ihre drei Lieder einzeln auf.

Zu den Highlights zählte ‚Et superjecke Dreigestirn‘, wie sich später enthüllte steckten Vater und Sohn unter den Kostümen. Ein übergroßer Prinz tanzte schon zu Beginn auf den Tischen, ehe die wahrlich unzertrennlichen Bauer und Jungfrau zum großen Tanz ansetzten – inklusive Hebefigur bei „Time of my life“. Eine einzigartige Nummer, die das Publikum begeisterte. Viel zu lachen gab es auch bei Achnes Kasulke, der Putzfrau im funkelndem Kleid mit dem glitzernden Wischmopp. In der Bahn habe sie den Schaffner gefragt, ob es durchgängig WLAN gäbe, worauf dieser geantwortet hätte: „Wir können froh sein, wenn wir durchgängig Schienen haben!“ Großes Gelächter gab es auch bei ihrer Erzählung über ein Privatkonzert mit Roland Kaiser auf einer Schlager-Kreuzfahrt.

Für Musik sorgten beim Einzug der Karnevalsgesellschaft die Rhythmik-Fanfaren aus Düsseldorf-Eller. Die „Drummerholics“ trommelten um die Wette, neben Klassikern wie „We will rock you“ wurden auch Karnevalslieder wie „Stadt mit K“ dargeboten. Mit der Rhythmussportgruppe gab es Musik aus Düsseldorf, die unter anderem ihre Hits „Rheinfeiern“, „Euphorisch“ oder „Lama“ aufführten. Die Coverband „Kommando 3“ hatte wiederum viele Kölner Karnevalslieder im Gepäck und holte für „Wenn et trömmelche jeht“ jemanden aus dem Publikum, damit dieser im richtigen Moment auf eine Trommel zum Umhängen hauen konnte. Zur Belohnung gab es ein Band-Crew-Shirt.

Neben der Musik fehlte es auch nicht an Tanzgarden: Eine längere Aufführung gab es von dem Tanzcorps Rot-Weiß Bechen. Die vielen Hebefiguren und durch die Luft fliegenden Tanzmariechen wurden vom Publikum eifrig beklatscht. Die Altstadtfunken Monheim taten es ihnen gleich, zudem traten die Männer der Funken als alleinige Nummer auf. Das Dreigestirn der „Närrischen Schmetterlinge“ hatte ebenfalls ihre Tanzgarde der DEG Ice-Flash Cheerleader mitgebracht. Zwischendrin schaute auch das Düsseldorfer Prinzenpaar Prinz Andreas I. und Venetia Evelyn vorbei.

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