Wenn ein Besuch ein Lächeln in das Gesicht eines dementiell erkrankten Menschen zaubert, dann ist das Besuchsteam möglicherweise ’sechsbeinig‘ und von ‚4 Pfoten für Sie‘.
Es gibt ein Ehrenamt, in dem Frauchen oder Herrchen mit ihrem Vierbeiner ein Team bilden und viel Freude schenken können: Der Hundebesuchsdienst von ‚4 Pfoten für Sie‘. „Im Verlauf einer Demenzerkrankung wird die verbale Verständigung immer schwieriger. Das nonverbale Ausdrucksverhalten von Hunden kommt der zunehmend emotionaleren Kommunikationsebene von Menschen mit Demenz sehr entgegen. So gelingt es über die Begegnung mit Hunden Gefühle und Erinnerungen zu aktivieren, die Nähe und Kontakt ermöglichen„, schreiben die Alexianer, die diesen Besuchsdienst in der Region an verschiedenen Standorten organisieren, auf ihrer Homepage.
Unvorbereitet gehen Mensch und Hund nicht in den Besuchsdienst
In Düsseldorf wurden die ersten Mensch-Hund-Teams im Frühjahr 2022 geschult. Nadja Thurau und Hund Loki aus Unterbach waren eins der ersten Teams, die die Schulung durchlaufen haben. Davon, das Teams für den Besuchsdienst gesucht werden, hatte sie im Radio gehört und Kontakt aufgenommen. Vor dem Kurs stand ein Eignungstest, der zeigen sollte, ob sie und ihr Hund für das Ehrenamt geeignet sind. Ihr Freundeskreis konnte ihre Begeisterung nicht nachvollziehen. „Du bist doch nicht ganz gescheiht“ bekam sie zu hören. Eine verständlich Reaktion, wenn man die Hintergründe kennt, denn Nadja betreut selbst eine demente Mutter.
Nadja ließ sich von ihrer Idee nicht abbringen. „Dann hab ich die Einladung zum Lehrgang erhalten. Da gab es viel Input von Ärzten und von der Alzheimer Gesellschaft Düsseldorf sowie den Johannitern. Der richtige Umgang mit dem Rollstuhl wurde geübt und vor allem habe ich noch viel mehr über Demenz gelernt, als ich durch meine Mutter schon wusste“, erinnert sie sich. „Das kann ich auch zu Hause anwenden.“ Auch Hund Loki besuchte ‚die Schule‘, denn am Abschluss des Kurses stand auch noch der Hundeführerschein.
„Ich gehe darin auf, obwohl ich natürlich bei meiner Mutter sehe, dass die Demenz voranschreitet“, sagt sie heute über ihr Ehrenamt. Seit November 2022 besuchen die beiden an einem festen Wochentag einen an Demenz erkrankten älteren Herren. Die Chemie zwischen dementiell Erkrankten, Angehörigen und dem Besuchsteam muss stimmen und Katrin Meyer, Projektkoordinatorin in Düsseldorf, hat ein glückliches Händchen in der Auswahl. Selten braucht es einen zweiten Anlauf mit einem anderen Team. So war es auch bei Nadja. Anfangs konnte sie noch lange „wunderschöne“ Gespräche mit dem Besuchten führen, der ihren quirligen Deutsch-Drahthaar sofort ins Herz geschlossen hatte und ihn gern mit Leckerchen verwöhnt. „Jetzt glaube ich manchmal, dass er sich an meinen Namen schon gar nicht mehr erinnert. Aber wenn ich klingle und sage, dass ich mit Loki da bin, dann weiß er sofort Bescheid.“ Den größten Lohn, den Nadja an einem solchen Tag für sich mitnimmt, ist das glückliche Lächeln des älteren Herrn.
Bei gutem Wetter gehen sie gemeinsam spazieren. Für die Tochter des an Demenz Erkrankten ist Nadjas und Lokis Besuch eine kleine Auszeit, in der sie sich nicht sorgen muss. Wie wichtig solche kleinen Auszeiten sind, hat Nadja in der Betreuung ihrer Mutter selbst erlebt und war oft überfordert. Sie erhielt Nachbarschaftshilfe, für die sie sehr dankbar ist.
Bei schlechtem Wetter spielen Loki und der Besuchte gemeinsam im Wohnzimmer. Dann legt Loki ihre Schnauze auf den Schoß des Herrn und weiß genau, dass sie für ihren treuen Hundeblick gleich mit einem Leckerchen belohnt wird. „Loki ist ein richtiger Kasper“, beschreibt sie ihren Vierbeiner, der das Herz des an Demenz Erkrankten erobert hat. Bevor der Besuch zu Ende geht, räumt sie wieder auf, was die beiden ‚durcheinander‘ gebracht haben. Im Rucksack hat sie dafür immer auch Desinfektionstücher, wenn mal Leckerchen oder Wasser ‚daneben‘ gegangen sind. „Wir sorgen bei unseren Besuchen auch dafür, dass es sauber bleibt“, erklärt sie. Die Hunde im Besuchsdienst werden darüber hinaus auch regelmäßig geimpft.
Das Angebot von ‚4 Pfoten für Sie‘
Viele dementiell Erkrankte hatten früher selbst ein Haustier. Im Pflegeheim oder auch, wenn sie noch zu Hause intensiv betreut werden, ist das oft nicht mehr möglich, obwohl der Kontakt zu Tieren, speziell auch zu Hunden, positive Gefühle und auch Erinnerungen auslöst. Tiergestützte Therapien sind für diese Menschen aber zu kostenaufwendig oder kaum verfügbar. Hier kommt ‚4 Pfoten für Sie‘ mit dem ehrenamtlichen Besuchsdienst an inzwischen sechs verschiedenen Standorten ins Spiel. Seit 2022 werden Besucherteams in Düsseldorf und Umgebung aufgebaut. 30 Teams gibt es inzwischen, weitere sollen im Frühjahr ausgebildet werden.
Vorbereitung auf den Hundebesuchsdienst
Der Besuchsdienst unterliegt, wir man der Homepage von ‚4 Pfoten für Sie‘ entnehmen kann, Qualitätskriterien:
- Kriterienbasierte Vorauswahl der Teams:
Fragebögen, gegenseitiges Kennenlernen und Eignungstest von Mensch und Hund - Qualifizierungskurs: 45-stündige Kompaktschulung zum Thema Demenz inkl. 2 Praxistagen mit Hund
- Abnahme des BVZH-Hundeführerscheins (schriftliche und praktische Prüfung)
- auf Wunsch Hospitationen in Einrichtungen der Gerontopsychiatrie
- Erstgespräch durch Fachkraft bei Menschen mit Demenz und Auswahl des passenden Besuchsteams
- Fachlich begleiteter Vermittlungsbesuch und Vorstellung des Mensch-Hund-Besuchsteams in der Familie
- regelmäßige Reflexionsgespräche in der Gruppe
- ausgewählte Fortbildungsveranstaltungen im Jahr
- Einzelgespräche mit der Besuchsdienst-Koordination
- Gemeinsame Spaziergänge
- bei Bedarf / auf Wunsch Beratung und Training mit dem Hundetrainer
- Anerkennung als Unterstützungsangebot im Alltag nach Landesrecht NRW (AnFöVO), inkl. jährlicher Tätigkeitsberichte
Mensch und Hund durchlaufen vor dem sinnstiftenden Ehrenamt eine Schulung, die sie bestens auf dieses Ehrenamt vorbereitet. Der nächste Kurs findet im Frühjahr 2024 in Düsseldorf statt. Eine Voranmeldung ist notwendig. Vor dem Kurs, der über drei Wochenenden geht, steht ein Eignungstest, bei dem ‚4 Pfoten für Sie‘ Mensch und Hund kennenlernen möchte. Besteht das Team den grundsätzlichen Eignungstest, können beide am Qualifizierungskurs teilnehmen, der über drei Wochenenden läuft. Im Kurs wird einiges über das Krankheitsbild Demenz und den Umgang mit dementiell erkrankten Menschen vermittelt. Aber auch Übungen mit dem Hund stehen auf dem Programm und am Ende des Kurses wird der BVZ-Hundeführerschein abgenommen. Wird dieser bestanden, steht den Besuchen, die zu Beginn auch begleitet werden, nichts mehr im Wege. Auf Hund samt Frauchen oder Herrchen wartet dann ein sinnstiftendes Engagement.
Der nächste Eignungstest vor dem Frühjahrskurs findet am Sonntag, 21. Januar von 09.30 – 13.00 Uhr und von 14.00 – 17.00 Uhr in der Evangelischen Kirchengemeinde, Hardenbergstr. 3, 40625 Düsseldorf, statt. Eine vorherige Anmeldung ist erforderlich. Die Anmeldung kann telefonisch oder per Email bei Katrin Meyer erfolgen. Mobil: 0160 985 878 89 | Email: k.s.meyer@alexianer.de
Die drei Schulungswochenenden des Qualifizierungskurses finden dann im Februar, März und April statt. Die genauen Termine finden sich im Flyer zum Schulungsangebot. (Der Qualifizierungskurs „4 Pfoten für Sie“ gilt gemäß § 8 AnFöVO als Basisqualifizierung nach § 45a SGB XI.)
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