Sieben „Herzens-Botschafter“ für das Hospiz

von Susann Krüll

Hinten v.l.: Wido Weyer (Vorsitzender des Wirtschaftskreis Erkrath), Bürgermeister Christoph Schultz und Kämmerer Thorsten Schmitz. Vorn v.l.: Michaela Noll (MdB aD), Axel Nölling (Vorsitzender des Handwerkerkreises) und Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann. Foto: Susann Krüll

In Landrat Thomas Hendele hat das Hospiz in Trills mit seinen Außenstellen bereits seit Jahren einen überzeugten „Werber“ im Kreis Mettmann. Nun sind gleich ein halbes Dutzend neue dazu gekommen, die vergangene Woche Dienstag bei einem Rundgang durch das Haus und anschließendem Pressefrühstück offiziell in ihr Amt eingeführt wurden.

Michaela Noll, ehemalige Bundestagsabgeordnete und dem Hospiz seit dessen Gründung eng verbunden, Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, in deren Stadt der Ambulante Kinder-Hospiz- und er Palliative Care-Dienst in der Mühlenstraße angesiedelt sind, und aus der Erkrather Verwaltungsspitze: Bürgermeister Christoph Schultz und Kämmerer Thorsten Schmitz. Auch zwei Botschafter aus dem Bereich Wirtschaft und Handwerk konnten neu gewonnen werden: Wido Weyer, Sprecher des Wirtschaftskreises Erkrath e. V., und Axel Nölling, Vorsitzender des Handwerkerkreis Erkrath e. V.

Aufgabe: Geschichten erzählen, Bekanntheit erhöhen und Sympathie wecken

Vertieft in Zweier-Gespräche betraten die sechs Botschafter den Konferenzraum, nachdem sie ihren Rundgang durch das Haus beendet hatten, Landrat Thomas Hendele hatte sich anderer Verpflichtungen wegen „mit Bedauern“, wie Hospiz-Sprecher Jost Wagner betonte, entschuldigen lassen.
Zunächst ergriff Wolfgang Soldin, der 1. Stellvertretende Vorsitzende, das Wort und erzählte, warum die Wahl auf die sechs Botschafter gefallen sei: „Ganz einfach, wir haben Wert auf Sympathie gelegt“, so der ehemals langjährige Leiter der Kreissparkasse in Erkrath. „Frau Noll, mit Ihnen durfte ich schon den Bürgerpreis der Stadt Erkrath überreichen und ich weiß, welche tiefe Demut sie vor dem Ehrenamt im Allgemeinen empfinden. Frau Pietschmann, mit Ihnen habe ich von Anfang an großartige und durchweg positive Gespräche geführt in Bezug auf das Hospiz und die in Mettmann angesiedelten Dienste. Von Wido Weyer weiß ich, nicht zuletzt durch die jahrelange Zusammenarbeit im Wirtschaftskreis, dass er eine sehr soziale Ader hat. Das passt einfach. Thorsten Schmitz ist als Kämmerer immer offen für neue Wege und Ideen, ein Anruf bei ihm und dann ist Hilfe da. Christoph Schultz habe in seiner ersten Amtszeit als Bürgermeister kennengelernt, als ich noch bei der Kreissparkasse tätig war. Damals habe ich mir gedacht, dass ich es bewundere, wie er als so junger Mann mit kleinen Kindern den Job als Bürgermeister hinbekommt. Er ist dem Hospiz seit Jahren nicht nur als Bürgermeister zugetan. Axel Nölling kenne ich ebenfalls schon seit Jahren. Erst als Mitglied und dann als Vorsitzenden des Handwerkerkreises und auch als Mitglied im Wirtschaftskreis. Ich bin sicher, dass wir zusammen viel für das Hospiz bewegen können“, ließ Wolfgang Soldin die Anwesenden in seiner persönlichen und zugewandten Art wissen, bevor er das Wort an Silke Kirchmann, die Leiterin des Hospizes übergab.

Was die „Herzens-Botschafter“ mit auf den Weg bekamen

Kirchmann hatte eine Präsentation vorbereite und kündigte an, diese gemeinsam mit Jost Wagner, der sich selbst noch als „Lehrling in Sachen Pressearbeit für das Hospiz“ bezeichnete, zu halten. Gemeinsam vermittelten sie jedoch nicht ausschließlich Fakten und Zahlen, sondern auch Emotionen. Ganz so, wie Kirchmann und ihr Pressesprecher es sich auch von ihren neuen „Herzens-Botschaftern“ erhoffen, wenn diese „draußen in der Öffentlichkeit“ für NRW erstes und Deutschlands zweitältestes Hospiz werben. „Erzählen Sie Geschichten über das Hospiz, Geschichten, die wie Pfeile in die Herzen treffen, damit wir eine breitere öffentliche Wahrnehmung erreichen,“ so die Bitte der beiden. Denn: Das Hospiz sei hoffnungslos auf Spenden angewiesen, so Silke Kirchmanns Appell. „Alles, was am Körper gemacht wird, übernehmen Kranken- und Pflegekasse. Aber alles, was wir für unsere Gäste und deren Angehörige darüber hinaus anbieten, muss aus Spenden und durch unseren Förderverein finanziert werden.“ Dies sind Angebote wie Tier-gestützte Therapie, wenn Hühner über einen längeren Zeitraum im Garten des Hospizes wohnen, wenn Lamas oder Pferde zu Besuch sind und auch zu den Gästen auf die Zimmer kommen, wenn diese es wünschen. Aber es sind auch das Grillen im Garten oder eine Hochzeit zwischen einem Gast und seinem Partner. „Da haben wir innerhalb von 24 Stunden eine komplette Hochzeitsfeier mit Torte, Dekoration und Feier organisiert. Die Standesbeamten waren zu Beginn mit der Situation ein wenig überfordert, aber dann waren sie genauso begeistert wie das Hochzeitspaar und dessen Gäste.“ Auch wird schon mal mitten in der Nacht ein Rheinischer Sauerbraten frisch zubereitet, wenn ein Gast Heißhunger darauf verspürt. „Das geht nur, weil unsere Köchin ganz in der Nähe wohnt und so großartig ist, dass sie vorbeikommt, wenn wir sie anrufen“, so Kirchmann, die betont, dass täglich frisch gekocht werde in der Küche, die auch durch Spenden angeschafft werden konnte. Und auch die Feste werden intensiv gefeiert im Hospiz: Zu St. Martin kommen die Kinder der Kita St. Franziskus vorbei und erfreuen die Gäste mit ihren Liedern. Auch Karneval feiere man jedes Jahr sehr intensiv. Dazu Silke Kirchmann: „Das habe ich als Wuppertalerin anfangs echt unterschätzt.“

Dass das Hospiz in Trills mit seinen sechs Säulen eine besondere und auch in ganz Deutschland wahrgenommene Arbeit leistet, zeigt der Besuch der Kolleginnen und Kollegen vom größten Haus in Deutschland, dem Münchner Hospiz. „Sie waren von unserem Tageshospiz sehr beeindruckt und haben gesagt, sie wollten von den Besten lernen. Das hat uns schon sehr stolz gemacht,“ so Silke Kirchmann. Wie hoch die Kompetenz hier im Hospiz ist, zeigt auch, dass im Herbst eine Fortbildung für Ärzte in Sachen Palliativ-Medizin stattfindet. Im nächsten Jahr sind dann Pflegekräfte an der Reihe, sich hier in dieser Fachrichtung weiterbilden zu lassen.

Ein Haus des Lachens und der Freude

Da es bei dem Termin darum ging, die neuen „Herzens-Botschafter“ zu inspirieren und den „Geist des Hauses“ an sie weiterzugeben, hatten Leiterin und Öffentlichkeitsreferent abschließend noch eine Liste mit Zitaten aus Dankesbriefen, die Gäste und deren Angehörige ihnen zukommen ließen, zusammengestellt. Diese lasen sie abwechselnd vor. Hier eine Auswahl aus den Zitaten:

Ihr Haus ist ein Haus des Lebens.“ | „Danke zu sagen ist eigentlich zu klein, also schreibe ich großartig.“ | „Ich werde Euch vermissen – verrückt, oder?

Den sechs Personen des öffentlichen Lebens, die nun diese Botschaft weitertragen werden, gaben Silke Kirchmann und Jost Wagner mit: „Danke, dass sie als Botschafter unsere Geschichten transportieren. Das ist das Wesen des Hospizes.“

Wolfgang Soldin wurde noch einmal konkret. „Wo können Sie uns genau helfen: Spenden zu sammeln, denn das Hospiz kann sich nur zu 95% decken. Und bei der Werbung neuer Mitglieder für unseren Hospizverein sowie von Interessenten, die sich ehrenamtlich bei uns engagieren möchten.“ Abschließend gab es – so zusagen als greifbare Gedankenstütze – für alle Sechs ein selbstgenähtes Herz. „So eins liegt für jeden Gast auf dem Bett und die Angehörigen erhalten ein kleineres aus demselben Stoff. So haben sie einen Teil ihres geliebten Menschen quasi zu Hause“, erläuterte Silke Kirchmann.

Zahlen und Fakten rund um das Franziskus Hospiz

Das Franziskus Hospiz gehört zur Marienhaus-Gruppe in Waldbröhl, einer der größten Krankenhausgesellschaften Deutschlands.

Belegung in 2022: 91.2% (in 2023 bisher: 140 Gäste)

Durchschnittliche Verweildauer: 31.5 Tage (in 2023 bisher: 13 Tage weniger)

Ambulantes Tageshospiz, gestartet in 2022: 6 Gäste und damit 60% Auslastung. In 2023 ist man quasi schon überbelegt und es stehen Überlegungen an, einen weiteren Tag in der Woche dazu zu nehmen,“ berichtete eine sehr zufriedene Silke Kirchmann, die im letzten Jahr noch Angst hatte, „ob der ganze Aufwand des Umbaus und so weiter gerechtfertigt war.“  

Palliativ Care (Leiter Sebastian Pietschek): 144 in 2022, in 2023 schon 190 Personen, die mit fünf Mitarbeiterinnen betreut wurden, die 6.989 Einsätze leisteten, 24/7.

Ambulanter Hospiz- und Pflegedienst: 147 Begleitungen in 2022, geleistet hauptsächlich von den 72 Ehrenamtlern, die zu den Klienten nach Hause gehen,

Kinder- und Jugend-Hospiz-Dienst (KJHD): Dieser nahm 2021 seinen Dienst auf und betreute 21 Kinder, bzw. Jugendliche und deren Familien. In 2022 waren es 26 Familien, die mit einer Gesamtzahl von 2.900 Stunden durch ehrenamtlich, geschulte Helferinnen und Helfer betreut wurden. Silke Kirchmann, die in Wuppertal ein Kinder- und Jugend-Hospiz aufgebaut und dann auch lange geleitet hat, ist der KJHD „eine Herzensangelegenheit. „Die Familien werden oft über Jahre hinweg betreut: Es findet eine unglaubliche Konzentration auf das Kind statt und oft geraten die Familien in eine wirtschaftliche Katastrophe. Meist bleibt ein Elternteil komplett zu Hause, weil es mit der Pflege bereits einen 24 Stunden-Job an 365 Tagen im Jahr hat.“ Hier ist es besonders angezeigt, die Menschen zu beraten und zu überlegen, „was können wir ihnen Gutes tun.“

Weitere Infos zu Mitgliedschaft im Förderverein, Spenden oder der Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu engagieren, siehe Homepage franziskus-hospiz-hochdahl.de

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