Die St. Sebastianus Bruderschaft Erkrath 1484 feierte vom 7. bis 11. Juni ihr Schützenfest. Die Namen von König und Prinz sind nicht unbekannt.
Freitagnachmittag – auf dem Gerberplatz in Alt-Erkrath warten die Schützen mit ihren Gästen darauf, dass König und Prinz bestimmt werden. Bei den Altschützen war der Vogel bereits vollständig abgeschossen und die Platte für den Königsschuss montiert, aber noch gesichert. Drei Jungschützen schossen um den Prinz, doch der Rumpf des Vogels wollte einfach nicht runter kommen. Schließlich wurde pausiert, die Vogelkästen heruntergefahren und die Scheibe der Altschützen scharfgestellt. Wer nun trifft, wird höchstwahrscheinlich Schützenkönig.
Während bei den Jungschützen unverändert der Vogel einfach nicht runter kommen wollte, brauchte es bei den „älteren“ Herrschaften nur drei Versuche, bis die Platte um 17:30 Uhr fiel. Gereon Kirchhoff, Mitglied bei den Reitercorps, landete den entscheidenden Treffer. Während ihn die Jungschützen auf die Schulter nahmen und feierten war er sichtlich ergriffen, als könnte er es noch gar nicht glauben. Stunden später am Abend schwärmte er noch, dass dies „ein wirklich toller Königsschuss“ gewesen sei. Wenig später nach dem Treffer setzte ein kurzer Regenschauer ein und dann fiel auch endlich der Vogel bei den Jungschützen: Marius Hucklenbroich wurde damit zum Prinzen.
Umzug und Proklamation
Vor dem großen Schützenumzug rückten etliche Mitglieder des Löschzugs 1 Alt-Erkrath der Feuerwehr Erkrath an, in dem Marius Hucklenbroich ebenfalls Mitglied ist. Drei Kapellen sorgten für die passende Musik. Befreundete Schützenvereine aus Unterbach und Mettmann gingen ebenso im Umzug mit wie Bürgermeister Christoph Schultz (CDU). Die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 war mit einer großen Fußgruppe der Tanzgarde Hoppedötze erschienen. „Das wollten die Kinder unbedingt so“, sagte der Vorsitzende Udo Wolffram später im Gespräch. „Wir waren zwar skeptisch, weil der offizielle Teil vor dem Pfarrhaus für die Kinder ja eigentlich langweilig ist. Aber die haben gesagt, sie wollen sich in Erkrath präsentieren, also sind sie mitgegangen.“ Auf dem Kirchplatz wurden die Kinder und Jugendlichen am Pfadfinderheim betreut.
Traditionell waren König und Königin in der Kutsche unterwegs, während Prinz und Prinzessin der Jungschützen im offenen Cabrio chauffiert wurden. Pastor und Präses Günter Ernst sagte bei der Proklamation vor dem Pfarrhaus an der Kirche St. Johannes der Täufer: „Dies ist meine 21. und voraussichtlich letzte Proklamation, da ich im September in den vorzeitigen Ruhestand gehen werde.“ Aus den Worten war Wehmut herauszuhören. Von der Menge gab es Applaus, als den bisherigen Amtsträgern gedankt und die zukünftigen Amtsträger vorgestellt wurden. „Ein Kirchhoff, eine Dynastie“, sagte Ernst und fuhr fort: „Es gibt hier so einige Namen, die immer wieder auftauchen – etwa Büchel, Kirchhoff oder Jüntgen.“
Für das Schwenken der Fahne sprang ein befreundeter Fahnenschwenker aus Hubbelrath ein, da dies eigentlich Aufgabe von Gereon Kirchhoff gewesen wäre. Nach dem Großen Zapfenstreich ging es zurück zum Gerberplatz. Wegen der immer noch vorhandenen Baustelle auf der Neanderstraße wurde der Zugweg diesmal geändert: Es ging über die Bahnstraße, am Rathaus vorbei in die Bismarckstraße und schließlich über die Neanderstraße auf dem Straßenabschnitt ohne Baustelle zum Festplatz. Zu den Verzögerungen der Baustelle soll es in den kommenden Tagen Informationen der Stadt Erkrath geben.
Kirmes und Krönungsball
Der offizielle Wechsel fand erst am Samstagabend mit dem Krönungsball statt. Die Politik war mit zwei CDU-Vertretern nur spärlich vertreten, dafür waren die beiden Karnevalsvereine Die Letzten Hänger 1963 und die Große Erkrather Karnevalsgesellschaft 1994 sowie befreundete Schützenvereine aus Hubbelrath, Mettmann und Unterbach gekommen. Auch der Löschzug 1 Alt-Erkrath der Feuerwehr Erkrath war erneut dabei, ebenso Vertreter der Ercroder Jonges. Das Zelt war bis auf den letzten Platz belegt.
Nach der Übergabe der Königs- und Prinzen-Ketten wurde Walzer getanzt. Die Band „Golden Boys“ sorgten an dem Abend für musikalische Unterhaltung. Zum Dank seiner Regentschaft bekam Michael Büchel ein Präsent von seiner 1. Kompanie überreicht, auch das neue Königspaar erhielt Präsente und ebenso wie das Prinzenpaar zahlreiche Glückwünsche. Bei der Tombola, bei der unter anderem auch wir Sachpreise gespendet hatten, gewann der zweite Vorsitzende Dirk Hanten den Hauptpreis: Einen Flachbildfernseher, gespendet von der Firma Otmar Langer aus Erkrath.
Das Schützenfest hatte zuvor am Mittwochnachmittag mit der Abholung des Königs Michael Büchel und dem Schießen des „König der Vereine“ begonnen. Am Donnerstag gab es nach der Fronleichnams-Prozession das Schießen der Ehrengäste und auf den Bürgervogel (siehe unten). Am Abend heizte „Tonkomplex“ dem Publikum bei der Rocknacht ein, wobei neben Rock auch Schlager- und Partymusik bis Mitternacht gespielt wurde. Wie bereits in der Vergangenheit war der Zutritt zu allen Veranstaltungen kostenfrei.
Die Kirmes zeigte ein gewohntes Bild: Das große Kettenkarussell mit den fliegenden Schwänen war bei Kindern beliebt, ebenso das Autokarussell. Für Jugendliche gab es den Autoscooter und Buden luden mit Gewinnen wie Plüschtieren zum Spielen ein. Abgerundet wurde das Kirmesangebot durch Essensstände, bei denen es unter anderem Süßigkeiten oder Currywurst und Pommes gab. Bis auf vereinzelte kurze Regenschauer spielte auch das Wetter mit: An allen Tagen gab es Sonnenschein und Temperaturen nahe der 30 Grad.
Das Königs- und Prinzenpaar im Porträt
Gereon Kirchhoff (32) ist bereits seit 21 Jahren im Verein. Er war Gründungsmitglied der Pagen und jahrelang bei den Jungschützen, trat dann in die 4. Kompanie über und wechselte schließlich zu den Reitercorps. 2011 war er Prinz (damals ohne Prinzessin), auch König wollte er schon immer mal werden. Die Regentschaft ist im Hause Kirchhoff nicht neu: Bereits 1997 und 2011 waren seine Eltern Thomas und Annette Kirchhoff das Königspaar der Bruderschaft, sein Bruder Franz 2000 und 2007 Prinz. Vater Thomas Kirchhoff leitete vor seinem Ruhestand lange Zeit die chirurgische Arztpraxis auf der Beethovenstraße, seine Mutter (ebenfalls Ärztin) sitzt als Abgeordnete für die CDU im Stadtrat und im Kreistag.
Gereon Kirchhoff zur Seite steht Christiane Heiland (41) als Königin, auch sie ist im Schützenverein keine Unbekannte. Bereits 1996 und 2002 war sie Prinzessin (beides Mal zusammen mit Prinz Thomas Jüntgen), die Familie ist als „Schützen-Familie“ bekannt. Heiland wurde kurzfristig gefragt, ob sie bei erfolgreichem Königsschuss seine Königin werden wolle, und habe zugesagt.
Marius Hucklenbroich (22) arbeitet als Tischler, kürzlich bekam er eine Auszeichnung für zehn Jahre Feuerwehrzugehörigkeit. Seit 2018 ist er Mitglied im Löschzug 1 Alt-Erkrath der Freiwilligen Feuerwehr Erkrath. Seine Eltern Markus und Nicole Hucklenbroich waren 2019 das Königspaar – durch Corona das wohl erste Erkrather Königspaar mit einer dreijährigen Regentschaft bis zur Ablösung im vergangenen Jahr durch Michael Büchel.
Prinzessin Maja Kiefer (19) hat gerade ihr Abitur gemacht. Nach der Schulzeit wird sie nun zunächst ein halbes Jahr lang ins Ausland gehen.
Weitere erfolgreiche Schützen
König der Vereine
Kopf: Tim Gast, Mosel Wein Freunde
Rechter Flügel: Janine Pless-Keens, Kellerkids
Linker Flügel: Klaus von Eichmann, Kellerkids
Schweif: Lutz Peis, Skimania
Rumpf: Jens Blättermann, Ercroder Jonges
Promi- und Förderervogel
Kopf: Christoph Schultz, Bürgermeister
Rechter Flügel: Pascal Hengstermann, CDU
Linker Flügel: Andreas Heringslehner, CDU
Schweif: Pater Leonard
Rumpf: Udo Wolffram, Große Erkrather KG
Jungschützen
Kopf: Tobias Hucklenbroich
Rechter Flügel: Lucas Nicolay
Linker Flügel: Luca Tiedemann
Schweif: Darwin Schlimm
Rumpf / Prinz: Marius Hucklenbroich
Altschützen
Kopf: Thomas Lier
Rechter Flügel: Mathias Keens
Linker Flügel: Bernd Heuwind
Schweif: Wolfgang Heß
Rumpf: Mathias Keens
Platte / König: Gereon Kirchhoff
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