
Sechs Nachwuchstalente kamen im Rahmen des Ferienprogramms eine Woche lang vormittags in der Stadtbücherei zusammen, um von der Journalistin und Autorin Petra Postert in die Kunst des Schreibens eingeführt zu werden.
Wie die Leporellos mit selbst bebilderten Geschichten entstandenen
Neun Jahre alt war die jüngste und 15 die älteste der sechs Teilnehmenden am Schreibkurs, die sich Tipps und Tricks vom Profi holen zu können, denn einige von ihnen schreiben selbst schon länger eigene Geschichten. Doch so unterschiedlich die fünf Mädchen und der der einzige Junge auch waren, so viel Spaß hat ihnen die Zeit mit der Kinderbuchautorin Petra Postert gemacht.
Am Freitagvormittag setzten sie sich im Kreis zusammen, um bei einer Abschlussrunde die Woche Revue passieren zu lassen: Als alle sich geäußert hatten, wie sie den Kurs empfanden, war die Kursleiterin sichtlich berührt von den ausschließlich positiven Rückmeldungen der Nachwuchs-Geschichten-Schreiber. „Sie haben uns auch machen lassen, wenn wir von den Vorgaben abweichen wollten, wie ich, als ich meine Geschichte nicht in ein Leporello, sondern in ein Heft schreiben wollte. Und Sie haben mir sogar eins mitgebracht“, so die 11-jährige Mina, die eine Geschichte, die sie bereits in der Schule geschrieben hatte, noch einmal überarbeiten wollte. „Auch da haben Sie mich gelassen und ich musste nicht, wie die anderen das von Ihnen vorgeschlagene Thema nehmen“, so das selbstbewusste Mädchen, dass Horror- und Gruselgeschichten mag, anerkennend für den Freiraum, den die Autorin ihren Schützlingen ließ.
Auch die dunkelhaarige Lisa, es gab noch ein blonde Lisa in der Schreibwerkstatt, konnte gar kein Ende mit ihrem Lob finden, so gut habe es ihr gefallen. Die blonde Lisa hakte ein und gab als Rückmeldung: „Ich fand es auch großartig, dass Sie der Mina das Heft und uns anderen auch Bastelsachen von zu Hause mitgebracht haben.“ Dies rückte Petra Postert ein wenig zurecht, denn die Bücherei hatte für das Papier, die Stifte, bunte Aufkleber und vieles mehr gesorgt, das sich auf den Umschlägen der Leporellos wiederfand, die aufgeklappt auf dem Boden im Stuhlkreis lagen. Selbst Wanzhu, den seine Mutter zu dem Ferienkurs angemeldet hatte, was er nach eigenem Bekunden „anfangs gar nicht cool fand“, hatte die Woche ausnehmend gut gefallen.
Ihre Kursleiterin konnte die lobenden Worte nur zurückgeben: „Ich fand es toll, wie schnell Ihr zu einer Gruppe zusammengewachsen seid. Ich war sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie Ihr untereinander Kritik geübt habt, wenn einer von Euch vorgelesen hat, was er gerade geschrieben hat. Das war immer sehr zugewandt, so dass derjenige es nicht negativ empfunden, sondern als Vorschlag oder Hilfe annehmen konnte“, so Petra Postert, die vorher zugegeben hatte, dass sie selbst nicht wusste, wie die Woche wohl ablaufen würde. „Der Altersunterschied zwischen Dir, Miriam, und Dir, Alexandra, ist ja schon ganz schön groß. Aber das habt Ihr in der Gruppe super hinbekommen. Und ich war froh, dass wir bei Miriam die Ausnahmen gemacht haben, denn der Kurs sollte ja eigentlich für ältere Kids sein. Ihr wart alle gleichermaßen eine Bereicherung.“ Auch die 15-Jährige Alexandra, die schon lange Geschichten schreibt, gab zu, dass sie skeptisch gewesen sei, als sie erfahren habe, dass die anderen (viel) jünger seien als sie. Sie habe zunächst nicht gewusst habe, ob sie kommen solle, aber die Woche habe ihr sehr gefallen. „Ich fand, dass man den Altersunterschied gar nicht so gemerkt hat. Ich habe hier Freunde gefunden“, so das junge Mädchen, das an ihrer Geschichte noch weiterschreiben wird, „weil ich noch so viele Ideen im Kopf habe“.
Sprachübung und die Vorfreude auf die Lesung für Familien und Freunde
Da es nach den Ferien ein Wiedersehen gibt, bei dem Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde eingeladen werden zu einer Veranstaltung, bei der alle Nachwuchsschriftsteller ihre Geschichten vorlesen, sei hier nur verraten, dass es – außer bei Mina, s. o. – um ein Bett geht, mit dem sich die Hauptpersonen an einem Ort wiederfinden, an den sie von den Autoren geschickt werden.

Damit die Teilnehmer ihre Geschichten auch angemessen vorlesen können, wie es dem Inhalt gebührt, hatte Petra Postert versprochen, ihnen vor dem Eis-Essen zum Abschluss des Kurses noch Sprechübungen zu zeigen, mit denen die Stimme freier, lauter und nicht gepresst klingt beim Vorlesen vor Publikum. „Wie ich Euch erzählt habe, habe ich ja beim Radio gearbeitet. In meiner Ausbildung und auch später noch, habe ich regelmäßig Sprachtraining gehabt. Daher habe ich Euch ein paar Übungen mitgebracht, die Ihr auch zuhause machen könnt, wenn Ihr das möchtet, um Euch auf die Lesung vorzubereiten“, so die Journalistin und Autorin, deren Umgang mit den Kids vom selben Respekt und derselben Sympathie geprägt war, die auch ihre Schüler ihr entgegenbrachten.
Nach Lockerungsübungen für Arme und Beine folgte eine, um die Gesichtsmuskeln, besonders die um den Mund herum, zu entspannen. Danach gab es für alle einen Korken. „Bevor Ihr den in den Mund nehmt, um so betont zu sprechen, dass Ihr den Satz, den ich Euch gleich nenne, möglichst deutlich hervorbringt, sagt ihr ihn erst einmal ohne den Korken zwischen den Zähnen“, so ihre Erklärung. Der Satz lautete: „Hallo, herzlich willkommen. Mein Name ist…, und ich begrüße Sie herzlich.“ Nachdem Miriam ihn erst ohne und erstaunlich deutlich auch mit Korken vorbrachte, forderte Petra Postert die Neunjährige auf, ihn noch einmal, ohne den Korken zu sprechen. Den Gesichtern der anderen Kids und ihren Ausrufen merkte man an, dass sie erstaunt waren, wie deutlich, langsam und gut betont er im Gegensatz zum ersten Versuch nach der Korken-Übung klangt. „Das ist schon erstaunlich, was diese kleine Übung nach einem Mal mit der Stimme macht, oder? Das hast Du super gemacht, Miriam. Ich würde Dir empfehlen, es zuhause zu üben, und Euch anderen auch.“
Nachdem alle die Übung absolviert und sich gegenseitig ihrer Fortschritte versichert hatten, wurden die Sachen zusammengesammelt, allem voran die fantastischen Leporellos und das Heft von Mina und es ging zum Eisessen. Vorher hatte Petra Postert allen Kids angeboten, dass sie sie per E-Mail kontaktieren könnten, wenn sie noch Fragen hätten. Besonders an Alexandra, bot sie an, die fertigen Seiten zu lesen, bevor sie es dann bei der Lesung komplett präsentiert.
Zum Ende des letzten Tages lobte auch Bibliothekarin Beate Sleegers die Gruppe. Sie hatte an allen Vormittagen nicht nur die Gruppe in die Bücherei gelassen und das Material bereit gelegt, die hatte auch die Fortschritte der Nachwuchs-Autoren miterlebt. Sie versicherte den Kids und ihrer Dozentin: „Wenn unsere Leiterin, Anne Heimansberg-Schmidt, die das Projekt ins Leben gerufen hat, aus dem Urlaub zurück ist, werden wir den Termin für Eure Lesung festlegen und Euch mitteilen.“ Auch ein Zertifikat wird jeder der Teilnehmer erhalten. „Das ist so auch von der ‚Schreibwerkstatt NRW vorgesehen, die den Kurs anbietet und die Mittel dafür bereitstellt.“
Info zu Petra Postert
Die gebürtige Stuttgarterin ist ausgebildete Radio Journalistin und arbeitete lange beim SWR-Hörfunk. Die 53-jährige Mutter eines Sohnes begann mit kleineren Texten ihre Autorinnen-Karriere. Vielen Mettmannern, sie lebt seit 2009 in der Kreisstadt, ist die Vertonung ihres Krippenspiels „Das versteht doch kein Schaf“ bekannt, das von Kantor Matthias Röttgen in der St. Lambertus Kirche aufgeführt wurde. So begann ihre Karriere als Kinderbuch-Autorin, für die sie sich gegen ihren Beruf als Radio-Journalistin entschied. Allerdings schreibt sie nach wie vor Geschichten für die SWR- Kindersendung „Ohrenbär“. Auch in der Kinderzeitung „Gecko“ erschienen bereits Stories von ihr, bevor 2013, nachdem der Tulipan Verlag ein anderes Manuskript abgelehnt hatte, aber gleichzeitig fragte, ob sie noch etwas anderes habe, das ABC-Lehrbuch „Traumfee Lula und der Flüsterzauber“ sowie ein Jahr später ein weiterer Band in der Reihe erschien. Nachdem sie in den nächsten Jahren drei Bücher mit längeren Texten veröffentlicht hatte, kam 2017 „Der Tag als die Bienen kamen“ heraus. Hier erzählt die Autorin die Geschichte des Großstadt-Mädchens Josy, der ihr verstorbener Großvater ein Bienenvolk vererbt. Im Herbst erscheint ihr neues Kinderbuch „Flussabwärts nach Amerika“, auf das Kinder ab 12 Jahren sich schon jetzt freuen können. Weitere Infos zu Vita und Werk: www.petrapostert.com
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