Scheidungskomik mit ‘Trennungshund’

von Timo Kremerius

Szenenbild. Foto: Dietrich Dettmann

Mit dem Theaterstück „Und wer nimmt den Hund?“ war am Mittwoch, in der Stadthalle Erkrath ein Kulturabend mit reichlich Witz und Charme angesagt.

Dabei wurde die Vernunft komödienhaft als das am wenigsten taugliche Instrument zur Lösung von Beziehungsproblemen vorgeführt. Die Darsteller erleben einen heiteren Wechsel zwischen der erhofften problemfreien Trennung und ihren sich unvermutet meldenden Gefühlsverwirrungen.

Zum Stück: Georg und Doris sind seit 20 Jahren verheiratet, jede Menge Alltag und gemeinsames Leben liegen hinter ihnen. Die Kinder sind aus dem Haus, das Paar könnte sich neu finden. Die Versuchung in Gestalt von Laura, Georgs zwanzig Jahre jüngerer Doktorandin, naht, und plötzlich steht seine Beziehung vor dem Aus. Wer eine Schlammschlacht erwartet, muss umdenken. »Wir hatten unsere Zeit. Und jetzt ist die eben vorbei«, konstatiert Georg. Und auch Doris scheint sich für die Trennungsdynamik eher wie für ein Experiment unter Laborbedingungen zu interessieren und schlägt den gemeinsamen Besuch bei Trennungstherapeutin Gisela Bruhns vor. Das klingt nach Scheidung light. Das Publikum darf sich am Gefälle zwischen der erhofften problemfreien Trennung und den sich unvermutet meldenden Gefühlsverwirrungen des Paares ergötzen.

Der Theaterabschluss der Saison 2022/2023 in der sehr gut besuchten Stadthalle, etwa 400 Besucher fanden den Weg zur Kultur, war Tourneetheater mit wenig Tiefgang und spektakulären Highlights. Man muss voran schicken, dass die Schauspieler aus der Vorlage des Stückes das Bestmögliche machten. Mehr war halt nicht drin. In kurzen Worten ein Ehepaar entfremdet sich nach 21 Ehejahren, weil er eine Midlife Crisis hat.

Man muss aber unter dem Blickwinkel eines Zuschauers festhalten, dass er einen schlechten Tausch gemacht hat. Marion Kracht kam schon sehr gut und sympathisch rüber. Sie verkörperte eine taffe Frau, die im Zeitraffer Trennungsschmerz, Trennungswut und Verarbeitung durchlebte. Der Zuschauer nahm an den regelmäßigen Therapiesprechstunden der Paartherapeutin teil, ein paar Schmunzler bei gewissen Szenen und das war es. Sicherlich unterhaltsam, nichts anderes war die Aufgabe der Schauspieler, aber mit wenig Höhepunkten.

Durch die Banalität der Geschichte und verkörperten Figuren wirkte es etwas zäh und nach fast zwei Stunden war dann, man muss sagen endlich Schluss. Einige wenige Zuschauer hatten sich schon vorher verabschiedet. So schlecht war das Stück nun wieder nicht. Aber die Reaktionen während des Stückes, wenig Aktivitäten der Zuschauer, nur wenige verhaltene Lacher und auch wenig Applaus dokumentierten, wie das Stück ankam. In einer Tanzszene wäre fast ein Klatschmarsch zustande gekommen, der aber spontan im Keim erstickt wurde und sich zum Rohrkrepierer entwickelte. Schade. Die Vorlage der Geschichte war sicher gut, aber die Schauspieler konnten wohl aufgrund des Drehbuches wenig daraus machen. Marion Kracht stach doch heraus und hier merkte man die Profischauspielerin, die mit Gestik und Mimik die dürftigen Dialoge auffrischte. Die Rolle der Therapeutin war doch sehr konstruiert, wenig lustig, eher albern. Zum Ende des Stückes wurde vom Publikum artig applaudiert. Aber man merkte die Tendenz war nicht frenetisch und man wollte eigentlich gerne nach Hause. Die Schauspieler machten ihnen aber einen Strich durch die Rechnung und erschienen doch immer wieder auf der Bühne, um sich ihren trotz allem verdienten Lohn abzuholen.

Das Fazit der Theatersaison ist, dass es das Kulturamt wieder geschafft hat, ein abwechslungsreiches und gutes Programm auf die Bühne zu bringen. Hierfür vielen Dank. Herausheben aus dem letzten Programm muss man die absoluten Höhepunkte „Himmlische Zeiten“ und „Spatz und Engel“. Sicherlich ist es immer schwierig bei 48.000 Einwohnern Erkraths die richtige Mischung zu finden. Auch wenn ein Stück mal nicht der Brüller ist, man wird im Laufe der Saison immer wieder entschädigt. Also kommen Sie in großer Anzahl zur nächsten Saison. Das Programm verspricht wieder den ein oder anderen Leckerbissen. Auch im Kabarettbereich.

Kulturpause im Foyer der Stadthalle

Künstler der Kulturpause war an diesem Abend zum zweiten Mal Markus Sieratowicz. Der 1959 in Berlinchen-Neumarkt (heute Polen) geborene Künstler wohnt seit 3 Jahren in Erkrath-Hochdahl und ist seiner Tochter zuliebe hierhin gezogen. Seine Hobbys sind malen und Keyboard. Malerisch sucht er noch seine Richtung, weist aber doch schon sehr interessante Motive auf. Die Kunstwerke des sehr sympathischen Künstlers, übrigens half seine genauso sympathische Ehefrau bei der Hängung der Bilder, erfreuten sich beim Publikum großen Interesses. Da für den Theaterabend eine Künstlerin ausgefallen ist, hat sich Markus dankenswerterweise bereiterklärt in die Bresche zu springen und dem Förderverein mit der Hängung seiner Bilder zu unterstützen.

Saisonabschluss ist im Kabarettbereich am Freitag, dem 12.05.23 präsentiert das Kulturamt Erkrath das Musikstück „Goldmeister“, Swing trifft auf HipHop im Gatsby-Style. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

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