Schätze, die man nicht bewahrt, verschwinden

von Ria Garcia

Am 30. Juni schließen sich die Türen von Bea's Schatzinsel für immer. © Bea's Schatzinsel

+++Update+++ Zum 30. Juni schließt Bea’s Schatzinsel. Mehr als zwei Jahrzehnte leuchtende Kinderaugen, die freudig ‚kleine Schätze‘ auspackten, gehen zu Ende. Nun schließt auch der letzte Spielwarenladen in Erkrath.

Ab heute (22. Juni 2023) bietet Bea’s Schatzinsel 50 Prozent auf alles außer Pokemon-Karten.

Wie bei vielen stationären Händlern sind die Umsätze in den letzten Jahren zurückgegangen. Zu verlockend und bequem ist der Kauf ‚per Mouseklick‘ im Internet, auch wenn die Gefahr groß ist, dass die falsche Wahl getroffen wird, weil Beratung fehlt. Dann leuchten die Kinderaugen nicht so, wie erwartet oder erwünscht. Die Autorin dieses Artikels hat das vor vielen Jahren selbst erlebt, als der kleine Sohn sich einen ‚Transformer‘ wünschte und sie prompt den falschen besorgt hat. Die Corona-Pandemie hat den Trend ‚mal schnell im Internet zu bestellen‘ wachsen lassen. Auch wenn Bea’s Schatzinsel in dieser Zeit, wie manch andere in Erkrath, einen Vorbestell- und Abholservice geboten hat, sei spürbar gewesen, dass die Kids keine Geburtstage feiern konnten.

„Seit Corona haben sich die Umsätze nicht mehr gefangen“, erzählt uns Beatrix Arenz. Die Corona-Hilfen musste sie teils zurückzahlen, alternativ hätte sie, wie einige Händler es durchaus taten, den Klageweg einschlagen müssen. „Wer nicht einfach die Hände in den Schoß gelegt hat, ist am Ende bestraft worden“, denkt sie zurück. Nach Corona kamen der Ukrainekrieg und die Energiekrise. Auch das hat sich auf Umsatz und Gewinn ausgewirkt. Seit einem Jahr habe Beatrix Arenz die Entscheidung über die Zukunft von Bea’s Schatzinsel vor sich hergeschoben, sagt sie uns. „Immer wieder haben wir Erklärungen gesucht, weil zu wenig Kunden in den Laden kamen. Das Wetter ist zu schön. Das Wetter ist zu schlecht. Es ist gerade Ferienzeit“, denkt sie zurück. Bis zuletzt hatte sie gehofft, den Laden halten zu können, den sie am Ende „mit durchgezogen hat“, denn ohne ihr Einkommen aus der Naturheilpraxis hätte sie Bea’s Schatzinsel schon früher schließen müssen.

„Ich finde es super traurig, dass wir zumachen müssen“, gesteht sie. Aber es seien so viele Dinge, die nicht mehr hoffen lassen, dass sich die Situation noch einmal ändert. Früher hätten 40 bis 50, manchmal sogar 60 Geburtstagskörbe im Laden gestanden, die auf Feiern warteten. Zuletzt seien es nur noch sieben gewesen. Aber nicht nur Kunden seien dem Laden, der in jeder Ecke ‚eine andere Spielzeugwelt‘ entdecken lässt, abhanden gekommen. Auch die Lieferbereitschaft der Hersteller sei schlechter geworden und die Margen, die ein stationärer Spielzeughändler machen kann, sind kleiner als früher. Dennoch fiel die Entscheidung zu schließen nicht leicht, aber irgendwann habe man sich eingestehen müssen „Das Pferd ist tot“.

Seit auf Facebook bekannt wurde, dass Bea`s Schatzinsel schließt und im Räumungsverkauf Prozente warten, ist der Laden voll. Gefragt, ob Beatrix Arenz ihre Entscheidung nun noch einmal überdenkt, antwortet sie: „Dazu fehlt mir der Mut. Wer weiß, was als nächstes kommt“, erinnert sie an die Pandemie, den Ukrainekrieg und die Energiekrise.

Wie die Schätze zu Bea nach Erkrath kamen …

Es ist gut 22 Jahre her, als Beatrix Arenz von einer Bekannten die in Schweiz umzog, angesprochen wurde, ob sie nicht deren Spielzeughandel übernehmen wolle. Die Naturheilpraxis gab es schon und Beas Tochter war gerade ein Jahr alt. Anfangs hat sie die Praxis geteilt, aber irgendwann wurde das zu unruhig und so mietete sie eine kleine Wohnung in der Willbecker Straße an, um ‚Toy Marketing‘ (so hieß der Handel ursprünglich) von dort aus weiter zu betreiben. Dann wurden auch diese Räumlichkeiten zu klein und ‚Toy Marketing‘ zog in den Laden in der Stahlenhauser Straße.

Dass aus ‚Toy Marketing‘ dann Bea’s Schatzinsel wurde, hatte private Gründe. Das Gewerbe war auf den Namen von Beas Mann eingetragen. Als sich ihre Wege trennten und es ihn nach Frankfurt verschlug, wurde eine neue Lösung notwendig. Das war die Geburtsstunde von Bea’s Schatzinsel. Für ihre Mitarbeiterinnen Elena, Diana und Linda hat Bea immer einen familienfreundlichen Arbeitsplatz geboten. Die Öffnungszeiten orientierten sich auch an deren Bedürfnissen. „Sie sind ja selbst Mütter, die ihre Kinder pünktlich aus Schule oder Kita ‚einsammeln‘ und fürs Mittag- oder Abendessen sorgen mussten“, erklärt Bea.

Öffnungszeiten von Bea’s Schatzinsel: Mo. – Fr. von 9:00 Uhr bis 12:00 Uhr und 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr, Sa. von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr. Räumungsverkauf noch bis zum 30. Juni 2023

Aus Kindern werden Leute – die Zeiten ändern sich

Wie sehr Beas Herz, auch wenn sie selbst inzwischen nicht mehr im Laden steht und sich mehr um Planung und Administratives kümmert, immer noch am Laden hängt, wird im Gespräch klar. Wenn sie von Kindern erzählt, die im Laden mit ihrem gesparten Taschengeld erschienen, um sich selbst einen Wunsch zu erfüllen. „Wenn Sie dann 9,50 Euro zusammengespart hatten, der Wunschartikel aber 10 Euro kostete, gab es natürlich einen Preisnachlass.“ Leuchtende Kinderaugen sind eben unbezahlbar.

Immer mal wieder haben auch Schüler ein Praktikum im Laden absolviert. Als dann aber der Aufwand für ihre Mitarbeiterinnen dabei zu hoch wurde, entschied Beatrix Arenz, dass sie künftig keine Praktika mehr anbieten. Aber dann klingelte ihr Telefon und eine Mitarbeiterin berichtete, dass ein Junge wegen eines Praktikums im Laden stehe und als er erfuhr, dass es keins mehr geben solle, sagte: „Aber Bea hat es mir doch versprochen.“ Bea ließ den Schüler ans Telefon holen und erfuhr, dass dieser als er 7 oder 8 Jahre alt war, im Laden war und mir ihr gesprochen hatte. Damals hatte sie wohl gesagt, dass er, wenn er alt genug ist, ein Praktikum im Laden machen könne. „Versprochen ist versprochen“, erklärte uns Bea im Gespräch und so kam Bea’s Schatzinsel zu Kenai, dem letzten Schülerpraktikanten, der auch aktuell noch im Laden hilft.

Noch 14 Tage Räumungsverkauf und inzwischen 30 Prozent Nachlass

Wer schon einmal im Laden war, weiß, wie groß das Angebot ist. Noch sind die Regale sehr gut gefüllt und mit jedem Schritt in eine andere Richtung eröffnet sich eine neue Spielzeugwelt. Neben Spielen und Kinderbüchern, die für Abwechslung in der Ferienzeit sorgen, gibt es auch alles für den Start in den Kindergarten oder Ausstattung für die Schule.

Einen Wunsch hat Beatrix Arenz dann zum Räumungsverkauf von Bea’s Schatzinsel noch: „Ich würde mich wirklich freuen, wenn wir den Laden bis Ende des Monats leer bekommen.“

Also, liebe Erkratherinnen und Erkrather und liebe Bewohnerinnen und Bewohner der angrenzenden Städte: Nichts wie hin. Noch ist das Angebot groß und bei 30 50 Prozent Nachlass kann man schon einmal für die nächsten Kindergeburtstage vorsorgen.

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