Am vergangenen Sonntag war Museumstag im Lokschuppen. Diesmal standen die Archive des Eisenbahn- und Heimatvereins Erkrath-Hochdahl (EHEH) auf dem Programm.
Neben Loks, Messwagen und anderen größeren und kleineren historischen Maschinen als Zeitzeugen der Eisenbahngeschichte, sind es oft die ‚kleinen Dinge‘, die die geschichtliche Entwicklung erst verstehen lassen. Die verstecken sich in den Archiven. Uli Schimschock ist verbringt zweimal pro Woche, samstags und mittwochs, einige Stunden Zeit im Archiv um Dinge zu katalogisieren, damit sie einfach aufzufinden sind. Seit einiger Zeit wird er mittwochs von Werner Wondrak unterstützt. Alte Fahrpläne, Reisefahrpläne, Bücher, Akten, Fotos, eben alles was mit der Eisenbahngeschichte zu tun hat, landet im Archiv und muss dort katalogisiert werden. Was eindeutig doppelt vorhanden ist, landet zum Verkauf im Bahnladen. „Das ist oft gar nicht so einfach zu entscheiden“, zeigt uns Dr. Ralf Fellenberg anhand von Kursbüchern in Archiv 2, die oft einfach durch eingelegte oder eingeklebte Zusatzseiten ergänzt wurden. Und so kann es sein, dass vier Ausgaben mit dem Erscheinungsjahr 1984 abweichende Inhalte aufweisen.
„Das Archiv 2 besteht aus zwei Räumen, die uns Gottfried Bander zur Verfügung gestellt hat, weil wir aus allen Nähten platzen“, erklärt Dr. Fellenberg. Da es sich im hinteren Teil einer Lagerhalle befindet, war es für Besucher nicht zugänglich. Wir durften trotzdem kurz einen Blick darauf werfen und waren schier erschlagen von der Menge an Büchern und Zeitschriften.
Auf dem Weg zu Archiv 2, das über den Hinterhof zu erreichen ist, konnten wir auch einen Blick auf die alten Landmaschinen werfen, die zum Museumsinventar gehören, denn auch Heimatgeschichte ist hier ein Thema. Sie stehen entlang ‚der Garage‘ in der die rollbaren Musemswagen außerhalb der Museumstage gelagert werden, denn der Lokschuppen ist beliebter Veranstaltungsort für viele Veranstaltungen. „Die Wagen passen genau durch diese Türe“, erzählt Dr. Fellenberg unterwegs. Hier ist wirklicher jedes bisschen Raum passenden ausgenutzt und mit viel liebe zum Detail verschönert, wie mit einer Holzschitzerrei über dem Durchgang.
Einmal draußen unterwegs zeigt uns Dr. Fellenberg dann auch noch, dass die Vereinsmitglieder inzwischen im hinteren Teil ein Stück Gleise samt Schotterbett und Schwellen aus Beton (die alten aus Holz waren verrottet) erneuert haben, um mit Loks und Wagen besser rangieren zu können, denn zum Museum gehören natürlich nicht nur Bücher, Akten, Fotos und kleines Gerät, sondern auch die großen Loks und Wagen. Dort über dem Stück erneurter Gleise hat Gottfried Bander auch ein Dach bauen lassen, um ein wenig Wetterschutz zu gewähren. „18 Tonnen Schotter waren nötig“, erklärt Fellenberg. Eigentlich hätte man noch 2 Tonnen brauchen können, aber so kleine Mengen könne man nicht ordern. Abgesehen davon, dass das alte Gleisbett entfernt werden musste, neuer Schotter aufgefüllt und verfestigt wurde, Schwellen und Gleise verlegt wurden, mussten die Gleise über die schweren Eisenlaschen mit den Schwellen verbunden werden. Hier wurde schwer gearbeitet, auch wenn die Schwellen und Schienen mit Maschinen angehoben wurden. Im Stillen denken wir uns, dass nur den wenigstens Museumsbesuchern wirklich bewusst ist, was alles zum Museum gehört. Eine Besichtigungstour der Außenanlagen samt Werkstatt ist für Eisenbahn- und Technikfans, die das bisher versäumt haben, unser Tipp.
Zurück im Archiv 1. Das befindet sich auf dem Dachboden des Lokschuppens. Wenn man im Lokschuppen steht und auf die Fenster oberhalb der Treppe und des Eingangs vom Vorraum schaut, erblickt man einen Teil des Archivs. Dort unterm Dach ist jeder Zentimeter Platz ausgenutzt. „Da vorne unter der Schräge hängen Zettel mit Nummern drauf“, erklärt Uli Schimschock. „Die hängen da nur, damit ich weiß, dass sich hinter den beiden Kisten in der Schräge eine weitere Kiste befindet.“ Jede der Kisten trägt eine Nummer und der angebrachte Zettel eben die Nummer der Kiste, die man nicht auf Anhieb sieht. Und so ist es an vielen Stellen.
Das Fotoarchiv, dass sich unterhalb des Bahnsteigs befindet, hatten wir bereits vor einiger Zeit besucht, sodass wir uns dieses Mal auf den Dachboden des Lokschuppens konzentrierten und Uli Schimschock lauschten, der immer wieder Besucher über die Arbeit im Archiv und über dessen Archivgut informierte. Und zu dem gehört in Archiv ein kleiner Schatz.
Wahre Schätze erkennen
Während viele der antiquarischen Werke zu ihrer Zeit mehrfach gedruckt vorlagen, gibt es etwas im Archiv, auf das Uli Schimschock besonders stolz ist. Eine Akte zur Steilstrecke, in der sich zahlreiche handschriftliche Dokumente befinden. „Die lag ursprünglich bei der Bahndirektion in Wuppertal. Als der Standort nach und nach aufgelöst wurde, sollten nicht alle alten Akten an andere Standorte übergeben werden“, erzählt Schimschock. Unter den Akten, die bereits im Müll lagen, entdeckte ein damaliger Mitarbeiter eben jene über die Steilstrecke, die er herausfischte und bis zu seinem Tod aufbewahrte.
Sein Sohn erbte die Akte schließlich, wollte sie aber eigentlich nicht weiter zu Hause aufbewahren. „In einem WDR Beitrag aus der Serie Wunderschön, in dem auch wir erwähnt wurden, wurde er auf uns aufmerksam“, so Schimschock. Bei einem Eisenbahn- und Heimatverein und dann noch im Ort der Steilstrecke, so befand der Sohn, sei die Akte sicher gut aufgehoben. Er recherierte und fand auf der Seite des Lokschuppens die Telefonnummern von Dr. Ralf Fellenberg und von Uli Schimschock. Ersten erreichte er nicht und so landete er schließlich bei Schimschock. „Als mir klar wurde, was er mir da gerade am Telefon erzählte, zitterte meine Hand so sehr, dass ich kaum das Telefon halten konnte“, erinnert er sich an die Aufregung. Und so kam dieses Unikat, das inzwischen auch digitalisiert wurde, ins Archiv des Vereins, wo es liebevoll gehütet wird. Vorsichtig, mit Schutzhandschuhen, durften auch Besucher einen Blick hineinwerfen. Ein Teil war jedoch so ehrfürchtig vor ‚dem Schatz der Geschichte der Steilstrecke‘, dass er sich das nicht getraute und lieber von Uli Schimschock umblättern ließ.
Neben Akten und Büchern lagern im Archiv auch viele Karten. Während ein Teil davon zur Eisenbahngeschichte zu zählen ist, gibt es auch viele Drucke historischer Karten die zur Heimatgeschichte zählen. Beide Arten werden, je nach Thema des jeweiligen Museumstag im Lokschuppen, auch ausgestellt. Genauso, wie das Fotoarchiv und historische Dokumente für Ausstellungen immer wieder genutzt werden.
Der letzte Museumstag dieser Saison findet am 27. Oktober 2024 von 11 bis 17 Uhr statt.
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