Reul und Wüst besuchten Vorzeigeprojekt

Ministerpräsident Henrik Wüst und Innenminister Herbert Reul beim Besuch des Gefahrenabwehrzentrums des Kreises. Foto: Ria Garcia

Nicht erst die Software zur Live-Übersetzung von Notrufen hat das Gefahrenabwehrzentrum des Kreises zu einem Vorzeigeprojekt gemacht, aber das Modul hat die Aufmerksamkeit von Ministerpräsident Hendrik Wüst geweckt, der in der letzten Woche mit Innenminister Herbert Reul zu Besuch war.

Bevor sich die Besucher auf einen Rundgang durch das Gefahrenabwehrzentrum begaben, fasste Landrat Thomas Hendele ein paar Eckdaten zur Planung und Fertigstellung des Baus zusammen. Dass die Bauzeit um drei Monate und die Planungskosten um 800 Tsd. Euro unterschritten wurden, veranlasste Hendrik Wüst zu der Frage, wie es gelungen sei im bzw. unter dem Kostenrahmen zu bleiben. „Wir hatten Glück und der Bau fiel in die Zeit der Mehrwertsteuerabsenkung“, ließ Landrat Hendele ihn wissen. Für zehn Städte ausgelegt, sei die Leitstelle aktuell nur für acht Städte zuständig. Zwei kreisangehörige Städte betreiben immer noch ein eigene Leitstelle. Hendele hofft auf eine gesetzliche Änderung, mit der Reibungsverluste, die durch getrennte Leitstellen entstehen, der Geschichte angehören.

Leitstelle des Kreises mit KI basierter Übersetzungssoftware

Anschließend wurden die Besucher durchs Haus geführt. Besuchten die Leitstelle und konnten in einer Vorführung erfahren, wie die KI basierte Software funktioniert, die Notrufe übersetzt. Genau die hatte die Landespolitiker ja veranlasst nach Mettmann zu kommen. Das System erkennt bei eingehenden Anrufen automatisch die Sprache und gibt dem Mitarbeiter in der Leitstelle, der den Anruf annimmt die Möglichkeit passende Fragen auszuwählen, die dann wiederum in die Sprache, beispielsweise Türkisch, automatisch für den Anrufer übersetzt werden. Seit der Inbetriebnahme konnte die Leitstelle in Mettmann auch schon anderen helfen. So habe man beispielsweise eine Anfrage aus Baden-Württemberg übernommen und ein Notarzt bat schon mit dem System gezielte Fragen zur Anamnese zu übersetzen. „Wir können die Ressourcen zielgerichtet einsetzen“, erfuhren Wüst und Reul. Damit könne man sich schneller einen Überblick verschaffen und entscheiden, welche weiteren Maßnahmen notwenig seien. Schwächen gibt es hier und da noch. Beispielsweise bei Übersetzungen aus dem Arabischen. Da erkenne das System feine Nuancen nicht, die beispielsweise in Marokko oder Tunesien anders gesprochen werden. Grundsätzlich biete das System aber auch die Möglichkeit telefonisch Hilfestellung bis zum Eintreffen des Notarzt zu geben.

Die Leitstelle des Kreises hält auch eine Redundanz für die Leitstelle Leverkusen vor. Sollte die aus irgendeinem Grund ausfallen, nicht nutzbar sein, können die Mitarbeiter aus Leverkusen in Mettmann ihre Leitstelle vorübergehend weiterbetreiben. Umgekehrt gibt es diese Redundanz auch in Leverkusen für die Leitstelle Mettmann.

„Und dann haben wir im Kreis Mettmann auch noch die mobilen Retter“, erklärt Landrat Hendele. Rund 750 sind es mittlerweile. Alle aus Berufen des medizinischen Umfelds. Bei einem medizinischen Notfall werden jeweils zwei, die sich in der Nähe befinden, über ihr Mobiltelefon alarmiert und können zurückmelden, ob sie übernehmen und erste Hilfe leisten können. „Dann kann es sein, dass mein Nachbar in Flipflops und Shorts zur Hilfe eilt?“, will Hendrik Wüst wissen und erhält die Antwort: „Ja so könnte es durchaus sein.“ Inzwischen gäbe es darüber hinaus Überlegungen, ob man in der Leitstelle einen Telenotarzt platziert. Als Fachberater und zu Abklärung von Notfällen. Darüber hinaus sei die Leitstelle auch auf Katastrophen ausgelegt und mit der Flutkatastrophe oder dem Anschlag in Ratingen auch schon erprobt.

Besichtigung der Feuerwehrschule

Markus Kühn, Leiter der Feuerwehrschule übernahm dann die weitere Führung. Die Ausbildungskosten werden auf die Teilnehmerzahl umgelegt. Außerdem arbeite die Feuerwehrschule in der Ausbildung zum Brandmeister papierarm. Jeder Auszubildende arbeitet mit IPad, Tastatur und Stift. Seit Eröffnung haben schon 150 Auszubildende hier ihre Ausbildung durchlaufen. Neben den theoretischen Anteilen bietet die Feuerwehrschule reale Trainingsbedingungen, wie etwa im Nachbau eines Ein- und eines Mehrfamilienhauses und mit der Brandsimulationsanlage. „Wir testen hier auch Helme auf Ihre Eignung für Einsätze. Von Feuerwehrleuten für Feuerwehrleute“, verrät Kühn während der Führung.

Das Übungszentrum der Feuerwehrschule ist schon bis 2026 belegt, hatten die Besucher vorab erfahren. Neben der hier stattfindenden Ausbildung nutzen Feuerwehren, die keine Möglichkeit zu solchen Trainings haben, die Möglichkeit die Räume anzumieten.

Innenminister Herbert Reul lobte zum Abschluss das gute Beispiel der Zusammenarbeit von Polizei und Feuerwehr. KI, wie bei der Übersetzungsoftware, sei zwar nicht die Lösung aller Probleme, könne aber bei der Fülle der Daten schneller auswerten. Er wünscht sich mehr Akzeptanz in der Gesellschaft für den Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz).

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