Quickies – zur Lage der Nation vom Kom(m)ödchen

von Timo Kremerius

Kom(m)ödchen Ensemble - Quickies. Foto: Timo Kremerius

Drei Jahre mussten die Erkrather darauf warten. Am vergangenen Mittwoch war es endlich wieder soweit. Mit ‘Quickies. Schnelle Nummern zur Lage der Nation’ gastierte das Kom(m)ödchen aus Düsseldorf in der Stadthalle.

Wer kennt nicht die Programme des Düsseldorfer Kom(m)ödchens wie ‘Deutschland gucken’ oder ‘Irgenwas mit Menschen’. Mit ihrem neuen Programm ‘Quickies. Schnelle Nummern zur Lage der Nation’ gastierten sie am Freitag in der Erkrather Stadthalle.

Wollte man jede Persiflage, jeden Gag und jede satirische Miniatur beschreiben, müsste man Seiten füllen. Hier sollen einige satirische Höhepunkte, die sich eingeprägt haben, beschrieben werden.

Pressekonferenz mit Hundeleine

Zu den satirischen Höhepunkten gehörte eine Pressekonferenz mit einem hessischen Polizeibeamten, Heiko Seidel, und seinem Hund Hasso. Diesen hatte er unter den Tisch platziert. Hasso, der sehr bissig ist und nur eine einseitige Erziehung genossen hat, reagierte allergisch auf die Worte Umweltschützer, Friedensbewegung oder Linke. Dann reißt er das Maul auf und knurrt lautstark. Bei den Worten Rechte und Neonazis knurrt er nicht mal. Der Zuschauer sieht nur die Leine, die der eifrige Polizist ständig stramm halten muss.

Diese Satire ist eine Anspielung auf die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und den unsäglichen Nebenerscheinungen wie die rechten Netzwerke in Hessen und die doch teilweise unfähigen Behörden Hessens. Auf jeden Fall ein Brüller, wie Seidel, nur mit der Lederleine, ohne sichtbaren Hund, diesen imaginären Hund überzeugend mitspielen ließ. Ihm fiel offensichtlich die politische Ausrichtung seines Hassos gar nicht auf.

Der hessische Polizist (Heiko Seidel, l.) mit Hund und der Antifa Aktionist
Herr Dünnemann (Martin Maier-Bode). Foto: Thomas Frank

Der Bundestagspsychologe und die asylsuchende Queen

Auch ein Highlight ist die Sprechstunde beim Bundestagspsychologen, in der ein CSU-Politiker wegen ‘politischen Tourettes’ behandelt wird. Sein Tic besteht darin, unkontrolliert Begriffe zu rufen wie ‘Maut’ oder ‘abschieben’. Ein ansteckendes Syndrom. 

Der absolute Brüller war Heiko Seidel als Queen Elisabeth II, die als Brexit Flüchtling in NRW Asyl beantragt. Seidel steigerte sich so in die Rolle rein, dass man ihm die Queen blind abnahm. In Stimme, Gestik und Bewegung, gab Seidel eine überzeugende Queen ab, was das Publikum hörbar annahm und heftig beklatschte.

Der Zauber der Talkshows

Bevor es nach der Pause mit der Persiflage der Talkshow ‘Maybritmaischbergerwil’ weiterging, unterhielt Martin Maier-Bode als politischer Conférencier das Publikum mit einem ‘Demokratie-Planspiel’. Die folgende Persiflage kam dann der Realität heutiger Talkshows sehr nahe. Viel ‘blödes Gelaber’ bei dem man sich Zahlen, vergleichbar mit den Lottozahlen, um die Ohren schlägt. Sinn entleert, wie es in den Talkshows im heutigen TV leider viel zu oft der Fall ist.

Resümee

An diesem Abend stimmte alles. Die Episoden, Sketche und Pointen wechselten sich ab, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass irgendwann ein Bruch entstand. Alle Puzzleteile des Abends setzten sich zu einem großen Bild von Deutschland zusammen.

Nach gut zwei Stunden, natürlich mit der obligatorischen kleinen Zugabe, wurde das Kom(m)ödchen mit langanhaltendem Applaus in den verdienten Feierabend geschickt. Alles in Allem war es ein gelungener und kurzweiliger Abend, den man in Erkrath lange vermisst hat und den die Zuschauer dankbar angenommen haben.

In einem Gespräch nach der Veranstaltung stellten alle Künstler fest, dass es eine Erlösung ist, wieder vor Publikum zu spielen. Auch sie hatten eine längere Pause und fanden es befreiend wieder lachende Menschen zu sehen und zu hören. Es bestand auch der Wunsch des Kom(m)ödchens das so einiges von dem gehörten, wenn auch nur unterschwellig mit nach Hause genommen wird. Das Kom(m)ödchen ist schon ein tolles Ensemble, dass man immer wieder gerne auch öfter sehen kann und muss. Hoffentlich auch bald wieder in Erkrath.

Das Kom(m)ödchen entspannt nach der Veranstaltung. Leider ohne Heiko Seidel der
noch einen Termin hatte. Foto: Timo Kremerius

Das nächste Theaterangebot: Am 16. März 2022 hätte das Schauspiel „Wunschkinder“ in Erkrath gastiert. Leider musste das Stück wegen der Erkrankung zweier Schauspieler abgesagt werden. Ein Ausweichtermin wird vom Kulturamt noch bekannt gegeben.

QuickArt der NEANDERARTgroup im Foyer der Stadthalle

Belebender Faktor der Kom(m)ödchen-Aufführung auch dieses Mal wieder die liebgewonnene ‚QuickArt‘ der ‚NEANDERARTgroup‘. An diesem Abend war Martin Schumacher mit seinen Exponaten Aussteller. Seine Exponate fanden bei vielen der ca. 350 Zuschauer regen Zuspruch und führten zu vielen Gesprächen mit dem Künstler. Er war ein belebender Faktor den Abends.

Vita Martin Schumacher

„Ein Hamburger im Rheinland. 1968 geboren als waschechter Hamburger-Jung der 3. Generation. Seit über 29 Jahren Wahl-Düsseldorfer (der Liebe wegen), verheiratet, ein Kind, zwei Hunde. Ausbildung als Chemielaborant und Fachhochschulreife in Hamburg, dann als Quereinsteiger in die Werbung. Studium in Krefeld zum staatlich gepr. Designer und 2016 zum Interior-Designer/Raumgestalter.

Diverse Agenturstationen, seit 2003 Inhaber und Creative-Director einer Design- und Kommunikationsagentur.
Leidenschaftlicher Kunstliebhaber, beschäftigt sich mit den Themen Einrichten, Kunst und Architektur und ist begeisterter Fußballfan – von den Kiez-Kult-Kickern des FC St. Pauli.

Sammelt, klebt, malt, spachtelt, schneidet, sägt und schraubt mit Leidenschaft. Collagen aus Fundstücken, Papier, Holz, Pappe, Metall und Acryl sowie Fotografien sind im Moment der Mittelpunkt der gestalterischen und künstlerischen Arbeit.

Martin Schumacher lebt und arbeitet in Erkrath bei Düsseldorf.“

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