Mit dem Quatsch Comedy Club live in Erkrath startete die Kabarettsaison 2024 – 2025 in der Stadthalle.
Das Format des Quatsch Comedy Clubs ähnelt dem Format einer Poetry Slam Veranstaltung oder zum Beispiel Nuhr im Ersten. Unterschiedlich sind nur die Inhalte. Nuhr im Ersten kann man schon als anspruchsvolles Kabarett bezeichnen, Poetry Slam legt mehr Augenmerk auf literarische Qualität und der Quatsch Comedy Club … da liegt die Präsentation schon im Namen. Den Grundstein für Stand-Up-Comedy wurde in Deutschland 1992 gelegt. Damals gründete Thomas Hermanns den Quatsch Comedy Club und versammelte in Berlin die Crème de la Crème und ist bis heute wegweisend für die deutsche Comedy-Szene. Spätere TV-Stars wie Michael Mittermeier, Ingo Appelt und Rüdiger Hoffmann hatten hier ihre ersten Auftritte vor Publikum. Und auch bekannte Größen wie Dieter Nuhr, Chris Tall oder Mario Barth testen noch heute bei den mittlerweile deutschlandweit stattfindenden Shows regelmäßig ihre Programme. Das Erfolgsrezept: Die Shows setzen traditionell auf eine Mischung etablierter Namen und spannender Newcomer.
So durfte man sich auch in Erkrath auf einen ausgesuchten Mix verschiedener Comedy-Stile und humoriger Themen freuen, die von Tobi Freudenthal moderiert wurden. Dabei unterhielt er das Erkrather Publikum mit Comedy vom Feinsten, Nebensächlichkeiten des Alltags und Phantasiegeschichten, wie immer begleitet von vollem Körpereinsatz erzeugte er bei den Zuschauern und erhielt einen orkanartigen Applaus nach dem anderen. Er machte das, was bei dieser Art von Kabarett Voraussetzung ist: Das Publikum mit trivialen Alltagsgeschichten zum Jubeln zu bringen. Für Tobi Freudenthal gab es keine Probleme, sondern nur Lösungen, die er klar benannte und dann das aussprach, was alle dachten. Tobi war ein Energiefaktor, der alle ansteckte und die Lachmuskeln strapazierte.
Ganz anders empfand der Autor den Auftritt von Bora, der in Velbert geboren und aufgewachsen inzwischen in Bonn lebt. Um über seine Witze zu Lachen muss man schon ziemlich schmerzfrei sein. Es gibt flache Witze, Unterhaltung in einfachem Format und dann gibt es Bora. Da konnte man nur der Programmankündigung auf der Homepage boracomedy.de zustimmen, in der es heißt ‚wie eine Abrissbirne, die auf einen Kuchen fällt‘. Wer es mag … Aus Sicht des Autors eher eine Darbietung für Besucher, die den Alkoholpegel über 1 Promille liegt. Bleibt für Kreuzfahrtreisende, auf deren Schiff Bora in nächster Zeit zum Bordprogramm gehört, zu hoffen, dass es ausreichend gute Bordrestaurants gibt, wenn sie diese Art von Humor nicht mögen.
Dass man Alltagserlebnisse auch ganz anders in Comedy einflechten kann, ließ Florian Hacke das Publikum erfahren. Jahrelang als Bühnen- und Filmschauspieler unterwegs, tourt er erst seit 2019 als Kabarettist, Comedian und Satiriker mit Soloprogrammen durch Deutschland. Sein Witz alles andere als flach, geistreich und intelligent. Derzeit ist er mit seinem dritten abendfüllenden Solo „Happy End“ auf Tour. Sein Thema am Freitag: Kinder, Erziehung, Freud und Leid der Eltern, das die meisten kannten und hier konnte man herzlich lachen über Alltagserlebnisse, einfach mal aus anderen Perspektiven betrachtet. Zu köstlich die verhunzte Gute-Nacht-Geschichte der Gebrüder Grimm von Schneeweißchen und Rosenstolz. Natürlich nicht so brutal und blutrünstig wie im Original und zeitgemäß, politisch korrekt und gendergerecht zu einem Lachtränen reizender Vortrag geeint. Florian Hacke unterhielt das Publikum wie man es erwartet, ohne Schläge unter die Gürtellinie. Einfach bodenständig.
Auch Jamie Wierzbicki erzählte Alltagsgeschichten komödiantisch und energiegeladen. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf und seine Gedanken machten solche Sprünge, dass man über die überraschenden Resultate nur herzhaft lachen konnte. Man muss nicht immer spektakulär drauflos schlagen. Einfache, abwechslungsreiche, unterhaltsame Comedy mit aha Effekten tut es auch. Seit 2013 sieht man Wierzbicki regelmäßig in Live-Show-Formaten wie dem Quatsch Comedy Club oder RebellComedy. 2017 trat er mit seinem ersten abendfüllendes Stand-up-Solo-Programm ‚Chronisch Komisch‘ im Rahmen des Köln Comedy Festivals auf und hat sich inzwischen einen Namen als talentierter Entertainer gemacht.
Und dann kam Don Clarke auf die Bühne und erklärte gleich, dass er eigentlich nichts machen wolle. Er erklärte, dass er noch seine 6000 Schritte vollkriegen müsse. Dafür eignete sich die Erkrather Bühne perfekt, um einfach hin und her zu gehen. Er könne ja dabei einfach mal gucken, wer so alles rumsäße. Es war wirklich erstaunlich, wie er das Publikum von Anfang an in seinen Bann zog. Die Geschichten, die der in England geborene und seit mehr als 30 Jahren in Deutschland wohnende Comedian erzählte, waren so einfach, gepaart mit seinem englischen Humor, und doch so herrlich skurril, dass der Saal von einer Lachsalve in die nächste fiel. Alleine die Wortfindung von Schieß- zu Scheißverein und den Verwirrungen waren köstlich, denn für Briten, so erklärte er, sei die Buchstabenfolge ‚ie‘ oder ‚ei‘ kaum auseinanderzuhalten. Auch der Kauf einer Scheißer, äh Schießer Unterhose. Man vergoss Tränen bei diesem genialen englischen Hunor. Kein Wunder, dass er Gewinner zahlreicher Comedypreise ist und dennoch von sich selbst behauptet „er mache nichts“.
Don Clarke war neben dem fabelhaften Moderator Tobi Freudenthal an diesem Abend die absolute Krönung und der Einstieg in das Kabarettprogramm der Saison war für den überwiegenden Teil der Besucherinnen und Besucher wirklich sehr gelungen. Die Zuschauerinnen und Zuschauer, die diese Art von Unterhaltung schätzten, bekamen genau das, was sie sich erhofft hatten, Comedy vom Feinsten. Der Autor hat gefühlt noch nie so viel Jubel und so herzhaftes Lachen bis hin zu hysterischem Kreischen gehört gehört wie am Freitag. Die ca. 250 Zuschauerinnen und Zuschauer waren gegen nichts resistent. Flache Witze, je flacher, desto besser, und auch ein lauter Geräuschpegel konnten die gute Stimmung nicht trüben. Die Comedians konnten sich alles erlauben, das Publikum nahm es dankbar an.
Zum Auftakt der Theater-Saison erwartet das Erkrather Publikum am 25. September 2024 die Komödie von Flavia Coste „Nein zu Geld“ (EURO STUDIO Landgraf), unter anderem mit Pascal Breuer, Dorkas Kiefer, Kathrin Ackermann, Sebastian Goder. Karten gibt es noch morgen Vormittag in der Abteilung Kultur der Stadt Erkrath oder an der Abendkasse in der Stadthalle.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar