Psychiatrische Tagesklinik für Mettmann

von Heike Bartels

V.l.: Jessica Llerandi Pulido, Prof. Dr. Birgit Janssen und Stefan Thewes. Foto: Heike Bartels

Schon in der nächsten Woche sollen die Baumfällarbeiten beginnen. Damit fällt der Startschuss für den Bau einer psychiatrischen Tagesklinik des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) auf dem Gelände des Evangelischen Krankenhauses Mettmann (EVK) – eine Kooperation zwischen EVK und LVR mit vielen Vorteilen für die Patienten.

Die ambulante Tagesklinik wird zukünftig 30 Patienten im psychiatrischen, physiotherapeutischen und rehabilitativen Bereich aufnehmen können. Ein Angebot, das es in Mettmann bisher nicht gab. „Wir freuen uns sehr, dass wir als somatische Klinik für einen bisher unterversorgten Bereich in Mettmann eine Rundumversorgung anbieten können“, sagt Jessica Llerandi Pulido, Geschäftsführerin des EVK. In diesen Zeiten stelle sich immer mehr heraus, dass die Psychiatrie die Somatik brauche und umgekehrt. „Patienten mit somatischen Problemen, etwa kardiologischen oder chronischen Erkrankungen, haben jetzt die Möglichkeit, sich gleich hier auf dem Gelände einer psychologischen Diagnostik zu unterziehen.“ Beides hänge bekanntlich oft zusammen.

Schon vor vielen Jahren hatten LVR und EVK die Notwendigkeit einer psychiatrischen Tagesklinik für Mettmann erkannt. „Für den Einzugsbereich Mettmann ist auch die LVR-Klinik in Langenfeld zuständig. Außerdem gibt es in Hilden eine kleine ambulante Tagesklinik, die für viele Mettmanner aber schwer zu erreichen ist“, klärt Prof. Dr. Birgit Janssen auf, die zukünftig die Tagesklinik in Mettmann leiten wird, auf. Zuletzt war sie vier Jahre lang als Chefärztin in der LVR-KIinik Langenfeld tätig. Es sei schon länger erkennbar, dass der Bedarf in diesem Bereich immer größer werde, auch wenn gleichzeitig Zahl der Suizid-Patienten gesunken sei, so Janssen. „Der erhöhte Bedarf ist unter anderem deshalb gestiegen, weil psychiatrische Erkrankungen heute eher erkannt werden“, vermutet die Ärztin.

Das Bauprojekt soll Ende 2024 fertiggestellt werden

Schon 2008 wurden Gespräche zwischen LVR und EVK geführt, mit dem Ziel eine Tagesklinik in Mettmann zu errichten. „Den Genehmigungsbescheid haben wir 2017 erhalten“, berichtet Stefan Thewes, Kaufmännischer Direktor der LVR-Klinik Langenfeld. „Die Krankenkassen und das Land NRW müssen zustimmen, das ist ein langwieriger Prozess.“ Umso mehr freue man sich, dass das Projekt jetzt in die Umsetzung komme, ergänzt Jessica Llerandi Pulido. Man hoffe, dass der Bau im vierten Quartal 2024 fertiggestellt sein werde. „Es ist ja eine richtige neue Klinik, die zu errichten braucht Zeit.“

Das zwei Etagen umfassende Gebäude mit einer Fläche von rund 1300 Quadratmetern werde parallel zur Straße Am Kolben errichtet, sodass die behandelten Patienten auch die Möglichkeit haben, einen von der Straße weg gelegenen, geschützten Gartenbereich zu nutzen. „Neben vielen anderen Angeboten ist es auch möglich, im Garten ein Hochbeet zu errichten“, sagt Stefan Thewes. Die Kosten für das sieben Millionen teure Projekt werden zu 90 Prozent vom LVR getragen, den Rest steuert das Land NRW bei. „Es ist ein weiterer Teil eines Investitionsprogrammes hin zu mehr dezentraler Versorgung“, so Thewes.

Behandelt werden alle Erkrankungen im psychiatrischen Bereich wie Depressionen, Burn-out, Zwangsstörungen, Angststörungen und psychosomatische Beschwerden. Aber auch die Gerontopsychiatrie gehört dazu. „Viele ältere Menschen leiden an Depressionen oder zeigen eine beginnende Demenz“, sagt Prof. Birgit Janssen. Nicht aufgenommen werden allerdings Patienten mit Suchterkrankungen, aus der Forensik und dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Vielfältige Therapiemöglichkeiten durch die Nutzung positiver Synergien

Aufsuchen kann man die Tagesklinik mit ärztlicher Überweisung, im Notfall kann man sich aber auch direkt an die Ambulanz wenden. „Die Tagesklinik ist von 8 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Die Patienten, die zu uns kommen, müssen so gesund sein, dass sie nur tagsüber zu uns kommen und den Rest der Zeit im häuslichen Umfeld verbringen könne“, betont Prof. Dr. Birgit Janssen. Am Wochenende sei nach wie vor die LVR-Klinik in Langenfeld zuständig.

Die Behandlungsdauer liege je nach Schwere zwischen vier und zwölf Wochen. „Auch nach der Entlassung können die Patienten aber ambulant weiter versorgt werden.“ Um entsprechende Therapieangebote wie Bewegungs-, Kunst- oder auch Entspannungstherapien anbieten zu können, arbeiten Fach- und Assistenzärzte mit Psychologen zusammen, ein insgesamt 15-köpfiges Team betreut die Patienten. Nur Arbeits- und Rehamaßnahmen können nicht vor Ort angeboten werden. „Die beiden Ebenen des Gebäudes ermöglichen störungsfreie Therapien“, ergänzt Janssen.

Das Gebäude bekommt eine eigene Zufahrt, um den Verkehr nicht zu behindern. „Wir sind sicher, nach langer Suche den optimalen Standort gefunden zu haben“, sagt die Geschäftsführerin. Der Umwelt werde der Bau nicht schaden und auch der Baustellenlärm werde die somatischen Patienten nicht stören. „Wir können zukünftig gleichzeitig die Infrastruktur des Krankenhauses nutzen – auch die Sportangebote – und das Know-How der LVR-Klinik, eine Win-Win-Situation und eine Bereicherung für den Gesundheits-Campus Mettmann“, betont Jessica Llerandi Pulido noch einmal. „Das sind positive Synergien und für Patienten aus dem psychiatrischen Bereich wird es auch einfacher, sie gehen zum EVK und nicht zur Psychiatrie.“


 






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