Pompeji – für die Ewigkeit konserviert

von Ria Garcia

Von Asche und Vulkangestein bedeckt blieben die Toten von Pompeji liegen. Während ihre Körper vergingen, blieben Hohlräume zurück, die mit Gips ausgegossen wurden. So entstanden 'authentische 3-D-Abbildungen' der Menschen die dort starben. Foto: Ria Garcia

Seit wenigen Tagen läuft im Neanderthal Museum die neue Sonderausstellung ‘Pompeji – Pracht und Untergang’, die wie kaum eine Leben und Sterben der Menschen im Pompeji vermittelt.

Für die prosperierenden Städte Pompeji und Herculaneum bedeutete der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 ein jähes Ende. Die Frage, wann der Vesuv erneut seine zerstörerische Gewalt zeigt, beschäftigt Vulkanologen in Italien und vielen anderen Ländern. Während vor einigen Jahren von einer 50-prozentigen Möglichkeit eines erneuten Ausbruchs berichtet wurde, ging die Wissenschaft zu Beginn dieses Jahres davon aus, dass der Vesuv aktuell noch Pause hat. Was aber im Jahr 79 in Pompeji und Herculaneum geschah, haben Archäologen erforscht und was man bis heute weiß, zeigt die neue Ausstellung im Neanderthal Museum in einer Sonderausstellung, die ‘berührt’ und die Vergangenheit erlebbar macht. Die Ausstellung zeigt das Leben der Menschen in Pompeji und sie zeigt ihr jähes Ende.

Die Sonderausstellung

Tast-Station mit Vulkangestein.
Foto: RG

Gleich zu Beginn erfahren die Besucher über drei große Bildschirme, wie sich der Ausbruch in der Region entwickelte, bis hin zu spektakulären Bildern eines Vulkanausbruchs. “Die Ausstellung ist in vier Teile aufgeteilt”, erklärt Kurator Rick Springer. Sie nutze die Raumwirkung und Projektionen, um den Besuchern den ‘Leben und Untergang von Pompeji und dem Golf von Neapel’ anschaulich zu vermitteln. “Es ist die Geschichte eines tragischen Untergangs. 1.200 Leichen fand man in Pompeji.” Um den Besuchern die unterschiedlichen Arten von Vulkanausbrüchen (explosiv und effosiv), die auch ganz unterschiedliches Gestein zurücklassen, zu vermitteln, gibt es eine Tast-Station, an der die Gesteine auch berührt werden können. In einem Behälter sind die verschiedenen Schichten Bims aufgeschichtet, wie sie sich auch in Pompeji ablagerten. Das Vulkanausbrüche nicht nur zerstörerisch sind, sondern auch Baumaterial, wie Tuffstein liefert, zeigt sich in der Region Kampanien.

Der zweite Teil der Ausstellung zeigt das Leben in Pompeji im 1. Jahrhundert nach Christus. Die Stadt hatte sich aus den Punischen Kriegen herausgehalten und florierte, vor allem das Handwerk. Pompeji ist für Archäologen eine wahre Schatzkammer, weiß Rick Springer, denn anhand der lange unter Asche begrabenen Wandmalereien, lassen sich Zeiten bis auf wenige Jahre datieren. Dargestellt wurden paradisische Szenen, aber auch Alltagsszenen, wie auf dem Markt oder Architektur und Feierlichkeiten. “Der Wohlstand der Stadt äußerte sich aber nicht nur in den gemalten Fresken. Das Haus des Faun war fast 3.000 Quadratmeter groß”, berichtet Springer über die für uns kaum vorstellbaren Maße. Dieses Haus zeugte von einem Bewohner von hohem Stand. Eine Videoanimation lässt die Besucher virtuell durch das Haus spazieren. Ausstellungsaufbauten vermitteln darüber Hinaus einen kleinen Eindruck der luxuriösen Behausung. Römer aßen liegend und die ‘Gelage’ waren in der Regel Männern vorbehalten. Für Frauen gab es eigene Häuser. Das Essgeschirr war bei höheren Ständen aus Silber, bei niedrigeren aus Keramik und bei der ärmeren Bevölkerung aus Holz.

Während die Ausgrabungen von Pompeji jährlich 3,6 Millionen Besucher zählen und man sich ‘auf die Füße tritt’, bietet das Neanderthal Museum mit der neuen Sonderausstellung die Möglichkeit sich in aller Ruhe umzuschauen und einen Eindruck vom Leben und vom Untergang zu gewinnen.

Plinius der Ältere

Im dritten Teil der Ausstellung geht es dann um Plinius den Älteren, der im 2. Jahrhundert viel gereist ist und geschrieben hat. Er war Beamter, Offizier und Naturforscher. Ganze 37 Bände hat er verfasst. Dabei hat er sich auch mit dem Geschichtsschreiber Tacitus ausgetauscht.

Während des Ausbruchs des Vesuvs erreichte ihn der Hilferuf von Freunden und er machte sich mit einer Flotte über das Meer auf den Weg um Menschen aus Pompeji zu retten. Am Ende schaffte er selbst es nicht lebend zurück aufs Schiff. Es sind die Briefe, die sein Neffe Plinius der Jüngere später an den römischen Historiker Tactius über die von seinem Onkel eingeleitete Rettungsaktion schrieb, die eine wichtige Quelle über das Leben des Onkels und den Untergang von Pompeji darstellen.

© RG
© RG

Der vierte Teil der Ausstellung – Der Untergang. Über den Tag des Untergangs war die Fachwelt lange uneins. Der 24. August galt als gängiges Datum. Erst neuer Funde stellten das Frage, sodass man inzwischen vom 24. Oktober ausgeht. Dieser Teil der Ausstellung vermitteln ein Bild der Funde der Toten, die je nachdem wo sie starben, nur als ‘verbrannte Knochen’ zurückblieben, weil sie der sengenden Hitzewolke, die sie buchstäblich verkohlte nicht rechtzeitig entkamen oder unter einer Bims und Staubschicht begraben wurden, die den Moment des Todes konservierte. Unter der Staub- und Bimsschicht vergingen ihre Körper. Zurück blieb ein Hohlraum, den Archäologen später mit Gibs ausgossen, sodass die ‘Gipskörper’ heute Mimik und Gestik der Sterbenden von damals zeigen.

Foto: Ria Garcia

Begleitprogramm zur Ausstellung

Alle Ausstellungsstücke sind natürlich nur Repliken der Originale und so können in der Ausstellung auch ‘kleine Archäologen’ tätig werden. Beate Schneider hat ein Begleitprogramm zur Ausstellung erstellt, die den Besuch noch spannender macht. “Ich habe Führungskonzepte ausgearbeitet, die auch für Einzelpersonen interessant sind”, berichtet sie. Führungen gibt es auch für Gruppen und Schulklassen. Letztere können wahlweise auch einen Workshop ‘Ausgrabung’, ‘Kriminalbiologie’ oder ‘Lederbeutel’ dazubuchen. Lernen und Spaß stehen im Vordergrund. In den Weihnachtsferien gibt es deshalb auch eine Mosaikaktion, in der innerhalb von 3 Stunden eigene Mosaike erarbeitet werden können.

Flyer zur Sonderausstellung

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