Pilotprojekt Elternhaltestellen Johannesschule

von Susann Krüll

V.l.: Lucas, Sophie, Paul und Frieda mit dem Plakat. Ganz links: li Jessica Werner von der Kreispolizei. Foto: Susann Krüll

Um die gefährlichen Situationen beim Bringen und Holen der Kinder vor der Schule zu entschärfen, gibt es seit Montag Elternhaltestellen.

Die Elternhaltestellen stehen im Rahmen der Aktion ‘Wir wollen gehen! Zu Fuß statt Elterntaxi’ aufgrund einer gemeinsamen Aktion des Straßenverkehrsamt des Kreises Mettmann, der Kreisverkehrswacht Mettmann, der Kreispolizei sowie der Stadt Erkrath zur Verfügung. Zwei Elternhaltestellen mit jeweils drei Parkplätzen gibt es an der Kirchstraße und auf dem Parkplatz am China Imbiss an der Hochdahler Straße. Für die Kids heißt es dort: „Ab hier zu Fuß“.

Offizielle Feier fand schon am Freitag auf dem Schulhof statt

Am Freitagvormittag hatten sich alle Klassen mit ihren Lehrerinnen und Lehrern auf dem Schulhof eingefunden, um von den anwesenden Verantwortlichen zu erfahren, wie auch sie darauf einwirken können, zu Fuß, mit dem Rad oder dem Roller selbst zur Schule zu gehen, bzw. zu fahren. Und wenn sie per ‘Elterntaxi’ gebracht werden, dann nicht direkt bis vor den Eingang der Schule. „Für Euch, liebe Kinder, werden ab Montag Bring- und Hol-Zonen eingerichtet sein, damit das Chaos mit den vielen Autos vor dem Eingang an der Hölderlinstraße bald vorbei ist“, sprach Christopher Flor seine 196 Schülerinnen und Schüler direkt an. Er lobte das Schild, das einige unter ihnen in drei Tagen gemalt und gebastelt hatten, um das Thema auch kindgerecht darzustellen. Tapfer hielten die Kids es die gesamte Zeit über hoch, während die ‘großen Menschen’, wie Flor sich und die anderen Offiziellen bezeichnete, ihre, zugegeben kindgerechten, Reden hielten.

Als erstes begrüßte der Schulleiter, der vor zwei Jahren das Thema ‘Elterntaxis’ und deren Gefahren für die Kinder morgens und nachmittags, bzw. mittags schon der damaligen NRW Verkehrsministerin Ina Brandes vorgetragen hatte, Sascha Becker. Er ist beim Straßenverkehrsamt des Kreises zuständig für den Bereich Verkehrssicherheit. Becker hatte zuvor berichtet, dass das Pilotprojekt ‘Elternhaltestellen’ an der Johannesschule eigentlich bereits vor zwei Jahren hätte starten sollen, doch auch hier machte Corona einen Strich durch die Planung. Er wandte sich an die Kids mit der Frage, ob sie denn wüssten, warum die Elternhaltestellen so wichtig seien. Er traf auf gut informierte Kids, die ihm fast alle Argumente nannten, die sich auch in der gemeinsam mit der Kreisverkehrswacht Mettmann, der Polizei des Kreises und seiner Behörde herausgegeben Broschüre finden. Die wurde dann auch im Anschluss an die Ansprachen an alle Kinder verteilt. Darin wird neben dem Sicherheitsaspekt, denn es kam vor der Schule zu den Bring- und Holzeiten immer wieder zu gefährlichen Situationen für die Kids, die zwischen den Rangierverkehr der ‘Elterntaxis’ gerieten, auch darauf hingewiesen, dass die Kinder auf ihrem Schulweg, die Regeln im Straßenverkehr verfestigen, Bewegung gut für die Konzentrationsfähigkeit sei und nicht zuletzt, würde weniger Verkehr durch ‘Elterntaxis’ gut für Umwelt und Sicherheit aller sein. „Da wisst Ihr ja schon alles“, zeigt sich Sascha Becker beeindruckt, wie gut die Grundschul-Kids der Johannisschule informiert sind.

Stempelheft, Preise für Klassen und Sicherheitsequipment für die Kids

Zum Schluss seiner kurzen Rede machte Sicherheitsexperte Sascha Becker den Kindern noch Lust darauf, in ihren individuellen Heften jedes Mal einen Stempel dafür zu sammeln, wenn sie zu Fuß, mit Rad, Roller gekommen oder das letzte Stück von einer der „Elternhaltestellen“ gelaufen sind. „Die drei Klassen, die zusammen die meisten Stempel bis zu den Herbstferien sammeln, erhalten jeweils einen großartigen Preis“, fachte er den Ehrgeiz der Kids an. „Außerdem bekommt die Klasse, die vor den Sommerferien im nächsten Jahr die meisten Stempel vorweisen kann, eine Einladung für die ganze Klasse ins Kino, in einen Film ihrer Wahl.“

Bürgermeister Christoph Schultz wandte sich mit einer ‘Hausaufgabe, auch wenn Freitag ist’ an die Schülerschar, die erstaunlich ruhig und aufmerksam den Ansprachen folgte. „Ihr bekommt die Aufgabe, Eure Eltern am Wochenende davon zu überzeugen, wie gut es ist, wenn sie Euch nicht bis vor die Schule fahren. Oder Euch zumindest von den beiden Elternhaltestellen das letzte Stück zu Fuß gehen lassen.“ Seine Hausaufgabe wurde mit Applaus bedacht, ebenso wie die letzte Ansprache, mit der sich Jessica Werner, bei der Kreispolizei für die Stadt Erkath in Sachen Sicherheitsberatung mit ihrer Kollegin gemeinsam Sabrina Berten zuständig. Viele Erstklässler kannten die beiden Polizistinnen aus ihrer Kita-Zeit. Ihre Ankündigung, dass sie sie auch in der Schule wiedersehen würden, nicht zuletzt beim Fahrrad-Fahrtraining, quittierten die Kids mit lautem Applaus. Werner wies die Kids noch darauf hin, wie schön es sei, auf dem gemeinsamen Weg zur Schule mit der besten Freundin oder dem Freund „quatschen zu können“. Das ginge nicht, wenn man von den Eltern mit dem Auto gebracht werde.

Damit der etwas längere Weg vom zweiten Haltepunkt auf dem Parkplatz am China-Imbiss an der Hochdahler Straße erst einmal eingeübt wird, begleitet die erste Zeit Tanja Smigoc, die Projektverantwortliche beim Kreis, die Kinder, die das gern möchten. Hier müssen die Kinder nur einmal eine Straße queren, die Hölderlinstraße an der die Schule liegt.
Ausgestattet mit den Info-Heften, für deren Neuauflage es einen Malwettbewerb für die Titelseite geben wird, dem Heft für die Stempel, wenn die Kids nicht bis vor den Eingang mit dem ‘Elterntaxi’ gebracht werden, sowie eine Reflektor-Band und eine Warnweste für jedes Kind ging es zurück in die Klassen.

Besichtigung der ‘Elternhaltestelle’ an der Kirchstraße und kritische Stimmen

V.l. (hinten): (v.l.n.r.) Bürgermeister Christoph
Schultz, Verkehrssicherheitsberaterin Jessica
Werner, Sascha Becker, Abteilungsleiter
Verkehrssicherheit, Uwe Zimmermann von der
Kreisverkehrswacht und Schulleiter Christopher
Flor. Vorne mit Plakat: „Laufen statt Elterntaxi“
Paul, Sophie, Lucas und Frida. Foto: Susann Krüll

Die drei Parkplätze, die als Bring- und Abhol-Zone von montags bis freitags als ‘Elternhaltestelle’ reserviert sind, befinden sich auf Höhe des Fußgängerwegs, der neben dem CBT-Seniorenheim direkt bis zum Schulhof der Johannesschule führt. „In den Ferien werden wir das Schild zuhängen. Dann stehen die Plätze wie auch am Wochenende allen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung,“ so Bürgermeister Schultz mit Blick auf die bereits geäußerte Kritik von Anwohnern ob der auch ohne den Wegfall der drei Plätze prekären Parkplatz-Situation in der Kirchstraße. Dazu kann man auf der Facebook-Seiten ‘Forum Erkrath’, ‘Du weißt dass Du aus Erkrath/Hochdahl/Millrath kommst wenn..’ oder ‘Wir sind Erkrath’ die Kommentare pro und contra finden.

Paul, Luca, Sophie und Frida, alle aus der 2. Klasse und sieben Jahre alt, waren noch zu der viel diskutierten Haltestelle mitgekommen und hielten das tolle Plakat gern in die Kamera der bereitstehenden Fotografen. Die vier finden die Hol- unbd Bringzone jedenfalls ‘cool’, wie sie übereinstimmend ‘zu Protokoll gaben’.

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob die beiden Elternhaltestellen auch von den Eltern der Schülerinnen und Schüler der Johannesschule angenommen werden. Auch dazu gab es noch einen Tipp von Bürgermeister Schultz: „Statt sich in das Gemenge vor dem Eingang auf der engen und steilen Hölderlinstraße zu stellen, von der man dann wieder auf die Kreuzstraße abbiegen muss, die morgens und nachmittags viel befahren ist, sparen die Eltern Zeit, wenn sie die Elternhaltestellen benutzten. Die Zeit ist eh schon knapp, wenn sie zur Arbeit fahren oder von dort kommen und die Kids schon warten“, so sein Hinweis, den sich vielleicht die eine Mutter oder der andere Vater zu Herzen nehmen wird.

Info zu den Elternhaltestellen: In der Kreuzstraße, auf Höhe des Fußwegs zum Schulhof, stehen drei Parkplätze montags bis freitags (außerhalb der Ferien) sowie  auf dem Parkplatz am China Imbiss an der Hochdahler Straße. Von hier aus wird Tanja Smigoc die Kinder, die dies wünschen, in der Eingewöhnungszeit bis zum Eingang der Johannesschule an der Hölderlinstraße begleiten.

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