Pfarrer Christoph Biskupek und die Zukunft

von Ria Garcia

"Die Musiker müssen mit aufs Bild", verkündigte Pfarrer Christoph Biskupek fröhlich kurz vor Beginn des ökumenischen Wochenausklangs. Foto: Ria Garcia

2010 wollte er eigentlich nicht nach Hochdahl kommen. Jetzt würde er am liebsten nicht mehr weggehen, aber mit im kommenden Jahr 68 Jahren möchte er auch nicht länger in der ersten Reihe stehen.

Hochdahl kann man liebgewinnen. Das hätte Christoph Biskupek nicht gedacht, als man ihn vor 14 Jahren nach Hochdahl entsandte. Der Abschied von der Großstadt ist ihm damals schwer gefallen. Theologie studiert hatte er in Bonn und Paris. 22 Jahre war er später in Köln tätig. Neun Jahre lang war er Domvikar und an drei Schulen Schulseelsorger und Religionslehrer. 13 Jahre war er Pfarrer in St. Aposteln in Köln. Außerdem war er Leiter der katholischen Glaubensinformation FIDES (Erwachsenen Seminar) in Köln. 2010 trat er dann die Nachfolge von Pfarrer Christoph Hittmeyer an, der nach nur zweieinhalb Jahren um seine Versetzung gebeten hatte. Es war ihm nicht gelungen, in dieser besonderen Gemeinde als Nachfolger von Bernd Staßen ’seinen Platz‘ zu finden. Besondere Gemeinde, weil Hochdahl im Aufbau der Neuen Stadt Anfang der 70er, nach dem 2. Vatikatinischen Konzils entstand. Pfarrer Bernd Staßen und Pfarrer Gerd Verhoeven () hatten lange Zeit das Gemeindeleben geprägt. Für einen Nachfolger ein schweres Erbe, wie Pfarrer Christoph Hittmeyer erfuhr.

Während Hittmeyer nach Köln wechselte, sollte Pfarrer Christoph Biskupek ‚es richten‘. 24 Wochen nach seiner Einführung wurde er in einem Presseartikel mit den Worten „Es gibt keine schwierige Gemeinde, sondern nur eine Gemeinde, die Schwierigkeiten hatte“ zitiert wurde. Kurz zuvor hatte Papst Benedikt XVI. ihn zum Kaplan Seiner Heiligkeit mit dem Titel Monsignore ernannt. „Ich bin ohne jede Ausnahme herzlich und freundlich empfangen worden“, zitierte man ihn im damaligen Presseartikel auch. Das sei schon außergewöhnlich gewesen, da vorab in der Öffentlichkeit bekannt geworden war, dass es nicht sein allergrößter Wunsch gewesen sei, nach Hochdahl abberufen zu werden.

14 Jahre später

Auf den Tag genau vor 14 Jahren waren die Einführung von Pfarrer Christoph Biskupek in Hochdahl. Die Gemeinde, die ihn damals so herzlich und freundlich empfing, hat ihn ins Herz geschlossen, wie er auch die Gemeinde. Aber die Gemeinde ist, wie auch anderswo, kleiner geworden. Die katholische Kirche, das Erzbistum Köln, muss sich verändern, neu aufstellen. Sinkende Kirchensteuereinnahmen fordern ihren Tribut. Aus 177 Seelsorgeeinheiten im Erzbistum Köln sollen 67 Pastorale Einheiten werden. Die Pastorale Einheit hier vor Ort umfasst künftig neben St. Franziskus (Hochdahl) die Gemeinden St. Jacobus (Hilden), St. Chrysanthus und Daria (Haan), St. Johannes der Täufer (Alt-Erkrath) und Mariä Himmelfahrt (Unterbach). Mit der Umsetzung der Pastoralen Einheit wird für die Gemeinden künftig ein Seelsorge- und Verwaltungsteam, eine Gottesdienstordnung sowie Finanz- und Gebäudekonzept und ein leitender Pfarrer eingesetzt.

Seit September 2019 ist Pfarrer Christoph Biskupek bereits Pfarrverweser für Hilden und Haan. Anders als in Erkrath hatten die Gemeinden schon in der Vergangenheit fusioniert. Nach dem Verzicht von Pfarrer Dr. Nieswandt und der nur zeitweisen Übernahme des Amts des Pfarrverwesers durch Kaplan Mergler, wären die Gemeinden ohne Pfarrer geblieben. „Ich hab mich dann bereit erklärt die Aufgabe des Pfarrverwesers zu übernehmen. Zusätzlich zu Hochdahl dort auch leitender Pfarrer zu werden, habe ich mir nicht zugetraut“, erinnert sich Pfarrer Biskupek.

„Ich glaube, ich bin ein Auslaufmodell“, sagt er mit dem verschmitzten Humor, mit dem man ihn kennt. Er sei noch in ein Priesterbild hineingewachsen, dass sich inzwischen gewandelt hat. „Ich fühle immer noch eine starke Mitverantwortung, aber meine Kräfte lassen einfach auch nach.“ Was so mancher seines Jahrgangs (1957), der inzwischen den Ruhestand genießt, sicher nachfühlen kann. Im Frühjahr hat er deshalb seinen Wunsch in die zweite Reihe zu treten, dem Erzbistum mitgeteilt und auch in der Gemeinde öffentlich gemacht. Der Erzbischof hat seinem Wunsch inzwischen entsprochen und den Verzicht zum 31. August 2025 angenommen. Zum 1. September 2025 wird er als leitender Pfarrer und Pfarrverweser entpflichtet. „Ich wünsche mir einen leitenden Pfarrer für die Pastorale Einheit“, erklärt er seine Entscheidung. Das sei dann nicht sein Nachfolger, denn er sei nur leitender Pfarrer in Hochdahl.

Die Pastorale Einheit mit Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterbach, Hilden und Haan

Rund 40 Tsd. Katholiken zählen zur Pastoralen Einheit Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterbach, Hilden und Haan. Für das aktive Gemeindeleben bei künftig weniger Personal wird es einige Veränderungen geben. „Ich glaube, dass viel mehr Laien (Gläubige), auch Frauen mit in die Gemeindearbeit einbezogen werden“, denkt Monsignore Biskupek über die Zukunft. Wohin sich die Katholische Kirche in den nächsten Jahrzehnten oder in 100 Jahren entwickelt, könne man heute nur spekulieren. Ob und wann es vielleicht auch katholische Pfarrerinnen geben wird oder ob eines Tages auch das Zölibat fallen wird, damit die Katholische Kirche eine Zukunft hat, das sei heute noch nicht abzusehen. Das sich Dinge verändern werden und müssen, ist allerdings schon mit dem Beschluss zu den Pastoralen Einheiten spürbar.

Gute Entscheidungen und wichtige Entscheidungen habe es in der Vergangenheit schon gegeben. Eine davon sei die in Auftrag gegebene und 2018 vorgestellte MHG-Studie (Missbrauchstudie). Die Missbrauchsfälle seien eine ungeheure Belastung für alle Gläubigen und die inzwischen eingeführten Präventionsschulungen wichtig, damit sich solche Dinge nicht wiederholen. Erst Ende 2020 folgte mit dem Forschungsverbund ForuM eine breit angelegte unabhängige Studie zum Thema sexualisierte Gewalt in der evangelischen Kirche, deren Ergebnisse nach drei Jahren im Januar 2024 veröffentlicht wurden.

Eine gute Entscheidung sei vor 20 Jahren auch die Einsetzung des Generalvikars (Betriebsleiter) Norbert Feldhoff in der Verwaltungsleitung gewesen. Von da an habe es eine Stelle für die „ganze Bürokratie“ gegeben. „Dadurch war ich absolut entlastet und musste nur noch die Fäden zusammenhalten, Konflikte lösen oder konstruktive Stimmung fördern“, so Pfarrer Christoph Biskupek. So sei Raum gewesen darauf zu schauen, dass Ehren- und Hauptamtliche nicht „ohne Spiritualität vor sich hinwuseln“.

Die Fäden zusammenhalten und die Pastorale Einheit voranbringen will Pfarrer Christoph Biskupek bis zu seiner Entpflichtung auf jeden Fall noch.

Pastorale Einheit mit Hochdahl, Alt-Erkrath und Unterbach, Hilden und Haan | Herausgeber der Karte: Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, www.erzbistum-koeln.de | Kartengrundlagen:
Topographische Karte [Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2023, gdz.bkg.bund.de] | Administrative Einheiten und Kirchen [Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, www.erzbistum-koeln.de]

Ich möchte weiter fleißig sein

Ganz zur Ruhe setzen will Pfarrer Monsignore Christoph Biskupek sich im kommenden Jahr auch nach seiner Entpflichtung nicht. „Ich möchte fleißig sein“, verrät er. Das dann aber in anderer Funktion in der Seelsorge im Erzbistum. Er hat die Wahl, ob er in den Ruhestand geht oder als Pfarrvikar bzw. Subsidiar tätig wird. Nur in der ersten Reihe möchte er mit dann 68 Jahren nicht mehr stehen. Ohne leitenden Pfarrer würde Christoph Biskupek die Gemeinden aber dennoch nicht zurücklassen. „Wenn bis dahin noch kein passender Pfarrer gefunden ist, bleibe ich solange bis einer gefunden ist“, verspricht er. Im Erzbistum sei man aber guter Dinge, weiß er. Weihbischof Dr. Schwaderlapp wolle sich zeitnah mit den Gremien der Pfarrgemeinden zur pastoralen Situation vor Ort austauschen und die Bedürfnisse in den Gemeinden in die Suche nach einem geeigneten leitenden Pfarrer miteinfließen lassen. Die Aussprache ist für den 11. November 2024 um 19 Uhr im Forum Haan geplant. Das Erzbistum hofft bis zum Frühjahr 2025 den neuen leitenden Pfarrer bekannt geben können.

Wenn der leitende Pfarrer aufhört, geht er (verlässt die Stadt). So will es das Erzbistum und die Erfahrung von Pfarrer Christoph Hittmeyer von 14 Jahren lässt vielleicht auch ein wenig verstehen, warum das früher so entschieden wurde. Aber Kirche befindet sich im Wandel, die Zahl der Pfarrer nimmt ab und selbst die Gemeinden verändern sich bzw. müssen sich verändern. Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Dinge im kommenden Jahr entwickeln und vielleicht darf man ja hoffen, dass Pfarrer Christoph Biskupek als Pfarrvikar vor Ort oder zumindest in der Nähe bleibt, so wie Pfarrer Günter Ernst, der im letzten Sommer in den Ruhestand ging und nun als als Subsidiar in einer Düsseldorfer Gemeinde aktiv ist. „Anders als vor dem Ruhestand kann ich mich entscheiden, ob ich eine Stelle annehme“, erklärt Christoph Biskupek, dass es ihn nicht zwangsläufig in die Ferne verschlagen wird.

Kein „Wegzugzwang“ für evangelische Pfarrer im Ruhestand
Vor Ort geblieben ist auch der evanglische Pfarrer Volker Horlitz, der im vergangenen Jahr in den Ruhestand ging. Anders als bei den Katholiken können evangelische Pfarrer grundsätzlich am Ort ihrer ehemaligen Gemeinde bleiben. Pfarrer Lutz Martini, der bereits 2020 in den Ruhestand ging, zog es allerdings in die benachbarte Großstadt Düsseldorf, aber man trifft ihn zu verschiedenen Anlässen auch häufiger hier in Hochdahl.

Erinnerungen an katholisches und ökumenisches Gemeindeleben

Juni 2020:

Vorbereitung ökumenischer Ratsgottesdienst mit Pfarrer Christoph Biskupek
Das Vorbereitungsteam Pfarrer Günter Ernst, Pfarrerin Gisela Kuhn, Pfarrer Christoph Biskupek, Regina Wedding, Annette Kirchhoff (v.l.n.r.) und Wolfgang Schriegel (vorn sitzend). Foto: Ria Garcia

März 2022:

Pfarrer Christoph Biskupek setzt den Apfelbaum
Pfarrer Christoph Biskupek setzt den Apfelbaum in die Wiese hinter der Kirche Hl. Geist. Foto: Susann Krüll

Juli 2023:

Vorbereitung ökumenischer Ratsgottesdienst mmit Pfarrer Christoph Biskupek
V.l.n.r.: Pfarrer Günter Ernst, Pfarrer Christoph Biskupek, Annette Kirchhoff, Pfarrer Volker Horlitz, Regina Wedding und Wolfgang Schriegel. Foto: Ria Garcia

Dezember 2021:

Ökumensicher Ratsgottesdienst mit Pfarrer Christoph Biskupek
Leidenschaftlich und mitreißend, die Worte von Pfarrer Christoph Biskupek. Foto: LW

August 2022:

Pfarrer Christoph Biskupek und Bürgermeister Christoph Schultz mit der Denkmal-Plakette
Pfarrer Christoph Biskupek und Bürgermeister Christoph Schultz mit der Denkmal-Plakette, die das Ensemble Heilig Geist künftig als Denkmal kenntlich macht. Foto: Ria Garcia

September 2024:

Pfarrer christoph Biskupek bei der Präsentation des ÖBH Programms
Präsentierten in der letzten Woche das neue Programm des Ökumenischen Bildungswerks Hochdahl: Gerlinde Zwirnmann, Pfarrerin Laura Kadur, Bernhard Meyer, Ursula Schulte, Pfarrer Christoph Biskupek und Jürgen Kahl (v.l.n.r.). Foto: Ria Garcia

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