Olaf Grau: Punktlandung bei der Nachfolge

von Ria Garcia

Olaf Grau mit seinem jungen Nachfolger Niklas Berg. Foto: Ria Garcia

Premium | Im September wird Olaf Grau 65 Jahre alt. Seinen Dachdeckerbetrieb hat zum 1. Januar 2025 an seinen Nachfolger übergeben. Was vielen nur schwer gelingt, ist ihm schon kurz vor Erreichen des Rentenalters gelungen.

Olaf Graus Nachfolger heißt Niklas Frank Berg und ist gerade einmal 32 Jahre alt. Angst vor der Verantwortung hat er nicht. „Ich hatte genug Zeit zu üben“, erzählt der junge Chef, der schon seit fast drei Jahren mit an der Spitze des Unternehmens steht. Auch Olaf Grau hat sich früh der Verantwortung gestellt, 1987 mit gerade einmal 27 Jahren seinen eigenen Betrieb gegründet. 38 Jahre liegt das nun zurück. Heute ist er mit 17 Mitarbeitern, zwei Auszubildenden und den beiden Mitarbeiterinnen Silke Eberts und Cordula Schröder im Büro einer der größten Betriebe im Innungsbezirk. Auch wenn Olaf Grau nun geht, der Name Olaf Grau Dachdeckermeister GmbH bleibt. „Das ist längst eine Marke. Der Name wird als Firmenname weiterbestehen“, sagt sein Nachfolger Niklas Berg. „Und als Berater bleibt Olaf Grau dem Unternehmen ja auch weiterhin erhalten“, ergänzt er.

38 Jahre Olaf Grau Dachdeckermeister

Wer jetzt annimmt, Olaf Grau sei der Dachdeckerei müde, irrt. „Dachdecker sein ist der beste Beruf, den man sich vorstellen kann“, schwärmt er immer noch. Der Beruf sei vielfältig und erfüllend. Es gäbe täglich neue Aufgaben und Herausforderungen und dann sei man dabei auch noch an der frischen Luft mit guter Aussicht. „Wir bauen Denkmäler“, kann er sich immer noch begeistern. Damit meint er nicht die Wiederherstellung von Dächern denkmalgeschützter Häuser, auch wenn die ebenfalls zum Leistungsangebot gehören, wie etwa das Haus Landskrone. „Wenn ich durch die Stadt fahre, dann sehe ich Dächer, die ich vor 30 Jahren gemacht habe“, erklärt er. Ein paar dieser Dächer findet man auf der Unternehmenshomepage unter Projekte.

Als Olaf Grau 1987 seine Firma gründete, startete er mit zwei Mitarbeitern aus dem Ort. Daraus wurden im Laufe der Jahre zeitweise auf bis zu 28 Mitabeitern. Schon früh hat Olaf Grau auch ausgebildet. Bis heute sind es 28 Auszubildende, davon drei sogar weiblich. Einige der ehemaligen Auszubildenden sind weiterhin im Unternehmen tätig. 14 seiner ehemals Auszubildenden haben nach der benötigten Gesellenzeit ihren Meister gemacht und sind heute ebenfalls erfolgreiche Unternehmer.

Waren früher mehr als 50 Prozent der Aufträge Kleinreparaturen, ist die Vielfalt der Arbeit inzwischen enorm gestiegen. „Die Möglichkeiten an Dach- und Wandeindeckungen sind groß. Dazu gehören Dachziegel, Metall- und Flachdachsanierrungen in allen Größen. Für Solar- und Photovoltaikanlagen bereiten wir die Flächen inklusive der Klempner- und Zimmererarbeiten“, beschreibt Olaf Grau, was sein Nachfolger nun als alleiniger Geschäftsführer und Gesellschafter weiterführt.

Langeweile kommt bei Olaf Grau auch im beginnenden Ruhestand nicht auf. „Ich habe ja immer noch mit Vermietung und Verpachtung zu tun und dann ist da auch noch der Garten, in dem ich Herr über das Unkraut werden muss“, schmunzelt er. Und dann ist da natürlich auch noch die Beratertätigkeit für seinen Nachfolger, wenn dieser Unterstützung anfragt.

Wie die Nachfolge bei Olaf Grau glückte

„Viele fangen erst mit 65 Jahren an nach einem Nachfolger zu suchen und suchen mit 70 immer noch“, weiß Olaf Grau aus der Innung. „Ich habe schon mit 60 angefangen zu suchen.“ Mit Niklas Berg hat er nun den passenden Nachfolger gefunden und den Betrieb noch vor seinem 65 Geburtstag übergeben.

Niklas Berg, der 2017 als Geselle ins Unternehmen kam, schwärmt vom Beruf des Dachdeckers ebenso, wie Grau. „Ich hab 2009 ein Schülerpraktikum in einem Dachdeckerbetrieb gemacht und hab sofort gedacht: Das ist es“, erinnert er sich. 2010 hat er im gleichen Betrieb seine Ausbildung begonnen und war ab 2013 dort als Geselle tätig. „Bei mir hatte es damals direkt gefunkt. Es hat Spaß gemacht und ich traf auf nette Kollegen.“ Irgendwann musste er weiterziehen, Erfahrungen sammeln, neues hinzulernen und so kam er zu Olaf Grau.

Berg besuchte ab 2020 die Meisterschule und bestand nach vier Jahren Abendschule 2023 „sehr erfolgreich“, wie Olaf Grau betont, die Meisterprüfung. „Damals war mir schon klar, dass er mein Nachfolger werden könnte“, sagt Grau und hat ihn sukzessive in die Aufgaben eingeführt. „Ich lernte Angebote zu schreiben, die Bürokratie zu verstehen, Material einzukaufen und Kundengespräche zu führen“, denkt Berg an seine ‚Chef-Lehrzeit‘ zurück. „Ich wusste immer, dass ich irgendwann einen eigenen Betrieb haben möchte, dass sich das jetzt so ergeben hat, war Glück.“ Das es so kommen würde, war 2017 noch nicht klar. Damals sei die Meisterstelle im Unternehmen noch besetzt gewesen.

Der neue Chef

Inzwischen ist Niklas Berg als Chef im Unternehmen angekommen. Er ist verheiratet und hat eine zweieinhalbjährige kleine Tochter. „Papa Arbeit“, plappert sie munter, sobald sie das Logo der Firma sieht. „Noch versteht sie ja nicht wirklich, was das bedeutet, aber die Marke Olaf Grau kennt sie schon“, lacht Berg, der schräg gegenüber des Betriebs wohnt und – wenn es die Arbeit erlaubt – die Mittagspause zu Hause verbringt. „Ich habe auch 20 Jahre lang direkt nebenan gewohnt“, erinnert sich Olaf Grau an seine früheren Jahre.

Geheiratet hat Niklas Berg, als er schon für Olaf Grau gearbeitet hat. „Da haben mich alle Kollegen überrascht. Die gesamte Mannschaft stand in Zunft vorm Standesamt“, erinnert er sich gerne an diesen Moment und ist sich bewusst, dass er nicht nur einen gut gehenden Dachdeckerbetrieb übernommen hat, sondern auch Mitarbeiter, die er wertschätzt, wie sie ihn. „Ich bin glücklich und froh so kompetente Fachleute und gute Kollegen von Olaf Grau übernommen zu haben.“ Verändern möchte er im Unternehmen vorerst nichts. „Alles soll erst einmal so weiterlaufen, wie bisher.“ Nur ins Büro möchte er sich intern Verstärkung holen.

Wie sein Vorgänger will er weiter regelmäßig ausbilden und auch wer als Geselle den Meister anstrebt, ist im Betrieb gut aufgehoben. Wer vor einer möglichen Ausbildung mal reinschnuppern möchte, kann Niklas Berg wegen eines Schülerpraktikums ansprechen. Eine gute Gelegenheit zum Kennenlernen bietet sich Ende Mai beim Handwerker Markt, der in diesem Jahr auf der Schützenwiese in Unterbach stattfindet. „Da sind wir natürlich auch dabei“, freut sich Niklas Berg.

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