Ökumenisches Bildungswerk Hochdahl: Programm 2022/23

von Susann Krüll

V.l.n.r.: Pfarrer Christoph Biskupek (Kath. Kirchengemeinde St. Franziskus v. Assisi), Jürgen Kahl, Gerlinde Zwirnmann und Pfarrer Volker Horlitz (Ev. Kirchgemeinde Hochdahl) vom Organisationsteam. Foto: Susann Krüll

Vor Kurzem stellte das Lektorat des ÖBH, das bereits seit über 50 Jahren in wechselnder Besetzung aus Mitgliedern der Ev. und Kath. Kirchengemeinde Hochdahl tätig ist, das neue Vortragsprogramm vor.

Auch für das anstehende Winterhalbjahr ist es dem zurzeit fünfköpfigen Team gelungen, hochkarätige Vortragende für die insgesamt sechs Veranstaltungen zu gewinnen. Die Auswahl spiegelt erneut aktuelle politische, gesellschaftliche und auch religiöse Themen wider, die eine breite, auch nicht konfessionell gebundene Öffentlichkeit ansprechen dürften.

Rückblick und Ausblick

Wie viele Veranstalter auch, hatte das ÖBH unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zu leiden. Es konnten nicht alle Termine stattfinden, andere nicht in Präsenz. „Dadurch, dass wir einige Termine online anbieten konnten, haben wir vielleicht sogar neue Interessenten, abseits unseres treuen Stammpublikums, gewinnen können“, so Jürgen Kahl bei der Programm-Präsentation. Allerdings schätze auch er, wie seine Mitstreiter auch, die angeregte Diskussion und den persönlichen Austausch „von Angesicht zu Angesicht“, verriet er. Außerdem trügen die freiwilligen Spenden der Besucher am Ende des Abends zur Refinanzierung der Ausgaben für Honorar-, Fahrt- und Übernachtungskosten bei. „Wir bieten die Vorträge, bis auf ganz wenige Ausnahmen, kostenlos an, damit wir niemanden ausschließen“, lautet das einhellige Credo im Organisationstermin. Einen Teil der Ausgaben erhalte man, wie Christoph Biskupek, Pfarrer der Kath. Kirchengemeinde anmerkte, vom „Bildungswerk der Erzdiözese Köln“ zurück. „Sie drucken unsere Termine dann auch in ihrem Vortragsheft ab, wenn sie ihrem Qualitätsanspruch genügen“, so Biskupek. Bisher sei das generell gelungen, so sein augenzwinkernder Zusatz.

Bestand das Team im letzten Jahr noch aus sieben Mitgliedern, haben sich Prof. Heiner Strothmann und Dr. Byken aus Altersgründen aus dem Organisationsteam zurückgezogen. „Wir haben aber bereits Gespräche geführt und zwei sehr aussichtsreiche Kandidaten gefunden. Deren Namen werden wir aber erst verraten, wenn die Entscheidung aller Beteiligten definitiv gefallen ist“, verriet Jürgen Kahl, dass für das Programm 2023/24 die zeitaufwändige Organisation, wie er anmerkte, wohl wieder auf zwei weitere Schultern verteilt werden könne. Eine weitere Hoffnung der Veranstaltenden ist, dass Corona die Durchführung nicht behindern werde und die Teilnehmerzahlen, wie geschehen, nicht begrenzt werden, Vorträge gar abgesagt oder online abgehalten werden müssen.

Im Folgenden stellen wir die Veranstaltungen vor und ihren „Paten“, sprich der- oder denjenigen, die sich um die Buchung des Referenten gekümmert haben und den Abend als Moderierende/-r leiten wird.

15.9.: Thomas Sternberg, „Vom ‚toten Punkt‘ zu einem neuen Aufbruch? Wie die katholische Kirche um ihre Zukunft ringt“

Fast von selbst erkläre sich die Wahl des Themas aus den Ereignissen rund um die Katholische Kirche in den zurückliegenden Monaten, begann Jürgen Kahl seine Information zu der ersten Veranstaltung. „Warum das Thema aktuell ist, muss ich Ihnen nicht sagen.“ Thomas Sternberg, der ehemalige Vorsitzende des „Zentralkomitees der Deutschen Katholiken“ (2015-2021) und maßgeblich an der Ausarbeitung des Reformmodels für die Mitbestimmung von Laien in der Kath. Kirchen, dem so genannten ‚Synodalen Weg‘ beteiligt, hält grundlegende Reformen der Amtskirche für notwendig. Warum der „deutsche Sonderweg“ oder die „Protestantisierung der Kath. Kirch in Deutschland“ wie der Papst die Bestrebungen nach mehr Mitbestimmung bezeichnet, in Rom und anderen Teilen der katholischen Welt nicht ankommen, wird er in seinem Vortrag darlegen.

20.10.: Andrew Schäfer, „Nichts ist wie es scheint! Verschwörungsideologien in unübersichtlichen Zeiten. Wie kommen sie zustande? Wer glaubt daran? Wer profitiert davon?

Pfarrer Volker Horlitz von der Ev. Kirchengemeinde, freute sich sichtlich, Andrew Schäfer, den „Landespfarrer für Sekten und Weltanschauungsfragen“, den er bereits von anderen Veranstaltungen um diesen Themenkomplex kennt, für den Vortrag in Erkrath gewonnen zu haben. Schäfer verstehe es zu vermitteln, wie man Menschen, begegnen könne, die eine Weltanschauung – im Besonderen Verschwörungstheorien – vertreten, die einem selbst fremd sind und auf die man zumeist mit Ablehnung reagiere.

17.11.: Volker Hülsdonk, „Warum ‚Freunde und Helfer‘ selbst Hilfe und seelischen Beistand brauchen“

Gerlinde Zwirnmann ist seit etwas über einem Jahr Mitglied im ÖBH. Sie konnte den Landespfarrer für Polizeiseelsorge, den Ev. Pfarrer Volker Hülsdonk, gewinnen, darüber zu referieren, welche Art von Hilfestellung, seelsorgerischer, aber auch psychologischer Art, er Polizeibeamtinnen und -beamten sowie Feuerwehr- und anderen Rettungskräften nach besonders aufreibenden oder traumatischen Einsätzen leisten kann. „Es ist eher eine Lebensberatung oder eine Art Supervision, die er denjenigen zuteilwerden lässt, die nach einer psychologisch belastenden Situation Aussprache und Hilfe suchen“, so Zwirnmann.

19.01.: Anna Schober, „Sterbehilfe contra Lebensschutz – Eine heikle Gradwanderung – An welchen Leitlinien orientiert sich der Gesetzgeber

Die Änderung der Gesetzeslage durch Bundesrat und Bundestag im Jahre 2020, die Sterbehilfe durch Ärztinnen und Ärzte sowie anderes, entsprechend ausgebildetes medizinisches Personal nicht mehr per se unter Strafe stelle, wenn sie Sterbe-Willigen ihren Wunsch erfüllen, ist Thema des zweiten, durch Gerlinde Zwirnmann organisierten Abends: „Bis heute steht die verfassungskonforme Neuregelung der Auslegung aus. Anna Schober wird uns darüber berichten, was dies für diejenigen bedeutet, die ihrem Leben selbstgewählt, mit Hilfe ihres Arztes, ein Ende setzten wollen. In welchen Grauzonen beide Seiten sich so lange begeben können, wie die Ausformulierung fehlt“, so Zwirnmann über dieses Thema, „das sowohl theologische wie ärztliche Fragen“ aufwerfe und an das sich „ethische, wie juristische Fragen anschließen“.

23.2.: Franz Meurer, „Wo arm ist, darf es nicht ärmlich sein, ‚Wir essen Brot, wir leben vom Glanz‘ (Hilde Domin)“

Christoph Biskupek ist es gelungen, den Kölner Gemeindepfarrer Franz Meurer, den er sehr schätze, für einen Vortrag zu einem in seiner Brisanz kaum übertreffbaren Thema zu gewinnen: „Wie gehen wir mit den Auswirkungen der Entwicklung nicht nur der Energiepreise um, die ein Viertel der Bevölkerung im Laufe des Winters in die Armutsfalle tappen lassen werden“, lautete seine einführende Frage. Mit Meurer käme ein Kirchenmann, den die „zentrale Frage“ umtreibe: „Was können Kirchengemeinde in ihrem Umfeld gegen Armut, Ausgrenzung und Hoffnungslosigkeit tun?“. Den Kölner Pfarrer habe dessen individuelles Modell, Seelsorge mit sozialem Engagement zu verbinden“, bekannt gemacht. Biskupek attestierte Meurer: „Ich mag ihn, man muss nicht immer allen seinen Thesen folgen. Er schafft es aber, ein christlicher Sozialarbeiter zu sein.“ Biskupek merkte abschließend an, dass die „Freude an der kölschen Sprache den Vortrag lebendig macht“.

16.3.: Anna Staroselski, „Jung, jüdisch und in Deutschland zuhause? Selbstverständlichkeit und Lebenswirklichkeit junger Juden in der deutschen Gesellschaft

Die aktuelle Reihe schließt mit einer Veranstaltung, die unter dem Stichwort „interkultureller Dialog“ geführt werden könne, wie es Organisator Jürgen Kahl ausdrückte. „Wir hatten im Laufe der Jahre bereits Vertreter des Islamischen Glaubens zu Gast und im vorletzten Jahr mit Rabi Bruckner einen des jüdischen.“ Mit Anna Staroselski, die in Berlin Geschichte an der Humboldt Universität studiert, käme nun „eine Vertreterin der aktiven, jungen jüdischen Generation“ nach Erkrath, die sich aktiv für die Toleranz unter den Angehörigen der verschiedenen Religionen einsetze. Sie werde von den Erfahrungen berichten, die junge Jüdinnen und Juden mit der steigenden Anzahl antisemitischer Straftaten erlebten, sowie von deren Motivation, dennoch in Deutschland, wo sie geboren wurden, zu bleiben. Staroselski ist seit 2020 Präsidentin der Jüdischen Studierenden Deutschland (JSUD) und gehört dem Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft an, wie es im Programmheft zu lesen ist.

Info: Alle Veranstaltungen finden im Ev. Gemeindehaus am Hans-Sachs-Weg 1 in Hochdahl-Sandheide statt. Der Beginn ist jeweils um 20h, der Eintritt frei. Um eine Spende wird nach dem Ende der Veranstaltung gebeten.

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