Neue Sonderausstellung Honigbienen im Wald

von Ria Garcia

Naturfotograf Ingo Arndt erklärt die Zeidlerei. Foto: Ria Garcia

Im Neanderthal Museum startet heute die neue Sonderausstellung Honigbienen im Wald, die mit ‘Zurück in die Zukunft’ übertitelt ist und das hat etwas mit dem Schwarmverhalten der Bienen zu tun.

Beeindruckende Fotos erlauben den Blick in den Bienenstock ganz ohne Imkeranzug oder Smoker. Die Fotos stammen vom preisgekrönten Naturfotografen Ingo Arndt, der dazu zwei Jahre lang wild lebende Honigbienen ‘begleitet’ hat. Bevor er mit diesem Projekt begann, war er mit seiner Kamera auf ‘Puma-Jagd’. Wie er danach ausgerechnet auf so kleine Insekten wie Honigbienen kam? “Ich habe von der Ameise bis zum Elefanten schon alles fotografiert”, verrät er. Im heimischen Büro sammelt er Ideen auf Haftnotizen und da standen auch die wildlebenden Honigbienen auf einem der Zettel. “Nach den Pumas wollte ich etwas komplett anderes machen.”

Von der Idee bis ins Museum

Arndt wandte sich an den ‘Bienenpabst’ Prof. Jürgen Tauts von der Uni Würzburg. Sein Tipp: “Lies Dich nicht ins Thema ein. Mach erst einmal und beobachte.” Die erste passende Gelegenheit bot er ihm, indem er zwei Doktoranden, die an wildlebenden Bienen forschen, begleiten konnte. Benjamin Rutschmann und Patrick Pohl nahmen ihn mit in den Wald und um zu erfahren, was in so einem Bienenstock passiert, musste er dann auch einmal mit Klettergeschirr hoch in den Baum. Wildlebende Honigbienen bevorzugen verlassene Schwarzspechthöhlen. Diese faulen, wenn sie länger leerstehen, aus und werden dadurch größer. Groß genug, um ein neues Heim für Bienen zu bilden.

Aber Arndt wollte mehr, als nur einen gelegentlichen Blick in den Bienenstock und ‘besorgte sich eine Schwarzspechthöhle’. “Die bekommt man natürlich nicht einfach so. Über Beziehungen in den Steigerwald hab ich schließlich mit der notwendigen Genehmigung und Hilfe vom Forstamt eine Höhle von einem gefällten Baum erhalten.” Der Stamm hatte 80 Zentimeter Durchmesser und das Teilstück mit der Höhle ließ er schließlich in den heimischen Garten transportieren. Dort schnitt er ein Beobachtungsfenster hinein, das er zum Fotografieren öffnen konnte. Auf der Beobachtungsseite baute er eine Hütte und beleuchtete den Bienenstock später zum Fotografieren mit Rotlicht, damit die Bienen nicht ausschwärmten. Aber erst einmal mussten ja Bienen einziehen. Hilfe bekam er von einer Imkerfamilie. In einem kleinen Kasten wurde eine Bienenkönigin in die Höhle gesetzt. Die Honigbienen folgten ganz automatisch und als sie begonnen hatten Waben zu bauen, ließ man die Königin im Stock frei.

Ingo Arndt hat viel Zeit mit den Bienen verbracht und sich anfangs auch einige Stiche eingefangen, wenn er das Fenster zum Bienenstock öffnete, um mit seiner Kamera das Innenleben einzufangen. Im letzten Jahr musste er die Bienen einmal gegen Varroa-Milben, dem größten Feind der Bienen, behandeln lassen. Für sein Projekt wildlebende Honigbienen zu fotografieren reiste Arndt auch und besuchte unter anderem auch Zeidler, die anders als Imker, die Bienenvölker in vorgefertigten Bienenstöcken halten, den Honig wildlebender Bienen sammeln. Der große Unterschied zur Imkerei: “Es wird immer nur ein kleiner Teil Honig entnommen, sodass die Bienen genügend eigenen Vorrat für den Winter haben und nicht künstlich mit Zuckerwasser ‘nach gefüttert’ werden müssen. “Die wildlebenden Bienen sind widerstandsfähiger, auch gegen die Varroa-Milbe”, hat er dabei erfahren. Arndt hat viele Erkenntnisse gesammelt, die Forscher veranlassen könnten, diese weiter zu verifizieren. “Geforscht wird aber meist nur, wie man Bienenvölker ertragreicher für die Honigproduktion züchtet”, erwartet er nicht, dass das wirklich passiert.

Wildlebende Honigbienen sind ‘ausgeschwärmte Bienenvölker’. Das Ausschwärmen geschieht immer, wenn eine zweite Königin im Bienenstock geboren wird. Imker versuchen die Ausbildung einer solchen Brutzelle frühzeitig zu erkennen und herauszubrechen, aber nicht immer gelingt das rechtzeitig. “Den Obertitel ‘Zurück in die Zukunft’ trägt die Ausstellung, weil ausschwärmende Bienen instinktiv noch immer wissen, wie Urbienen im Wald Bienenstöcke gebaut haben”, verrät uns dann schließlich noch Silke Arndt, die ihren Mann bei seiner Arbeit begleitet und erzählte, dass er auch einige Male nachts aufgestanden ist, um zu sehen, wie es den Bienen denn gerade geht.

Wer noch mehr Bienenfotos sehen möchte, als in der Sonderausstellung zu sehen sind, findet diese in Ingo Arndts Buch ‘Honigbienen’. Die Texte dazu hat Prof. Jürgen Tauts geschrieben.

Die Ausstellung in mehreren Stationen mit elf Unterthemen

Natürlich sind die außergewöhnlichen Aufnahmen von wildlebenden Honigbienen in der Ausstellung mit der Geschichte der Bienen und der Menschheitsgeschichte verknüpft. Der älteste Nachweis, der zeigt, das Menschen den Honig von Bienen zu schätzen wussten, stammt von einer Höhlenmalerei in er Höhle Cueva de la Arana in Bicorp in Spanien und ist auf 8000 bis 6000 vor Christi datiert. Der Zeitstrahl zeigt die Geschichte von Mensch und Biene bis zur Erfindung des modernen Bienenstocks 1852.

Die Ausstellung bietet auch Einblicke in die Zeidlerei und zeigt die typischen Werkzeuge dieser Art nur einen Teil des Honigs wildlebender Bienen zu sammeln und zu verwerten. Auch vergrößerte Nachbildungen von Hornissen sind zu sehen, die neben den Varroa-Milben zu den natürlichen Feinden der Bienen zählen. Ein Größenvergleich von Königin, Arbeiterin und Drohne, erlaubt eine Unterscheidung der Bewohner eines Bienenstocks und viele weitere Details verraten viel über die Welt der Bienen. Bis hin zu den ‘unterschiedlichen Stimmen’ der Bienen, die Besucher sich anhören können.

“Es gibt auch einige Mitmachstationen in der Ausstellung”, verrät Ecem Uludağ, wissenschaftliche Volontärin im Ausstellungsmanagement des Neanderthal Museums. Sie hat die Ausstellung mit vorbereitet und sich einiges dazu überlegt. So können Besucher im Imkeranzug vor einer Fotoleinwand posieren und Kinder können an riesigen Blüten Biene spielen und mit übergroßen Pollen bestäuben.

Start am Weltbienentag

Bewusst geplant war das nicht, aber die Ausstellung Honigbienen im Wald startet heute passende zu Weltbienentag und bietet viel Wissenswertes zum Thema Bienen. Morgen ist dann internationaler Museumstag, an dem auch im Neanderthal Museum der Eintritt frei ist.

In der kommenden Zeit wird es jede Menge Programm rund um die Bienen geben. Imker Helmut Peters von der Honig-Manufaktur Neanderthal bietet Aktionstage, zu Kindergeburtstagen können ‘Bienenpartys’ gebucht werden, auf denen Samenbomben gebastelt werden und kleine Blumentöpfe zum Mitnehmen gestaltet werden. Oma und Opa können mit den Enkeln auf Fotosafari gehen und für die Eltern gibt es den Makro-Fotografie Workshop in der Natur. Beide leitet Naturfotografin Farina Graßmann. Außerdem wartet eine interaktive Lesung mit Autorin Alina Gries (Hedi Hummel und die grauen Gärten) auf Familien.

“Auch für Schulklassen haben wir wieder ein eigenes Programm entwickelt”, verrät Beate Schneider, Leiterin der Abteilung Bildung und Vermittlung. Das Bienen in den meisten Schulen inzwischen einen großen Stellenwert haben, hat sie aufgegriffen. “Da wollen wir mit unseren Führungen für Schulklassen anschließen.” Führungen gibt es sowohl für Grundschulklassen, die an den Stationen mit Facettenbrillen, durch die Augen von Bienen sehen können, ausprobieren können, wie Bienen bestäuben oder die Stimmen der Bienen hören können, als auch für Schüler weiterführender Schulen. “Für die Größeren berichten wir dann über die technischen Errungenschaften, die wir den Bienen verdanken”, macht sie neugierig.

Den Begleitflyer zur Ausstellung gibt es auf der Homepage des Neanderthal Museums.

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