In Bruchhausen gibt es am 6. Oktober gleich doppelt Anlass zum Feiern: Das Naturschutzzentrum wird 30, die Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen 35 Jahre.
Ganz bewusst hat das Team des Naturschutzzentrums (NSZ) Bruchhausen die Jubiläumsfeier der umweltpädagogischen Einrichtung mit dem Erntedankfest am 6. Oktober zusammengelegt: „Den Erntedanktag begehen wir im Naturschutzzentrum seit vielen Jahren. Wir freuen uns auf viele Gäste, die unser Jubiläum gerne mit uns begehen und mehr über das Naturschutzzentrum, die Flächen der Stiftung Naturschutzgebiet und die vielfältigen Aufgaben erfahren wollen.“ Gefeiert wird von 11 bis 17 Uhr bei Kaffee, Apfelsaft und Kuchen, Spaziergängen über das Gelände, Mitmach-Aktionen und vielen Informationen.
Gegründet wurde das Naturschutzzentrum vor 30 Jahren mit dem Ziel, „nachhaltige umwelt- und naturbezogene Bildung zu entwickeln und der Bevölkerung zu vermitteln“, erzählt Karin Blomenkamp, die das NSZ seit 24 Jahren leitet. Die Idee dazu stammte von der Bezirksregierung Düsseldorf und der Entwicklungsgesellschaft für die gesamte „Neue Stadt Hochdahl“ (EGH), deren maßgebliche Mitglieder das Land NRW, der Kreis Mettmann und Stadt Erkrath waren. Mit der Renovierung des alten Schulgebäudes, in dem das Naturschutzzentrum seither beheimatet ist, Ergänzungspflanzungen auf den Obstwiesen an Anker- und Strücker Weg sowie dem Anlegen erster Vogelschutzhecken und Tümpel ging es los. „Seitdem ist Bruchhausen zu einer wunderschönen idyllischen Kulturlandschaft gewachsen, die von zahlreichen Menschen sehr wertgeschätzt wird und einen sehr hohen Biodiversitätswert aufweist. Es entstand ein vielfältiges Biotopmosaik, außerdem wurde die Bildung bezüglich Nachhaltigkeit auf alle Altersgruppen ausgedehnt und durch viele Kooperationen verstärkt. 2016 wurden wir Regionalzentrum für Bildung für nachhaltige Entwicklung und konnten durch die damit verbundene Landesförderung unsere pädagogische Arbeit stark ausbauen“, fasst die Biologin wichtige Meilensteine und Veränderungen zusammen.
Seit 2008 wird das NSZ vom Förderverein Naturschutzzentrum Bruchhausen unterstützt, der sich gründete, als mit dem Ende des Sandabbaus in der angrenzenden Sandgrube finanzielle Engpässe für die Finanzierung zu erwarten waren. Wie der Sandabbau mit dem Naturschutz zusammenhängt, lässt uns einen Blick auf die Errichtung der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen als Trägerin der umweltpädagogischen Einrichtung im Zusammenhang mit der Entstehung Hochdahls werfen: Die Initialzündung für die Stiftung gab vor 35 Jahren die Tatsache, dass „EGH und Bezirksregierung erkannt hatten, dass vor der Auflösung der EGH Restwerte (Grundstücke) steuerlich und eigentumsmäßig aufgeteilt und abgearbeitet werden mussten, und dass man im Sinne des Naturschutzgesetzes für Eingriffe durch die großflächige Besiedlung der Landschaft einen Ausgleich für die Natur erbringen muss. Die rechtliche Fixierung dazu begann gerade erst“, so Blomenkamp. Die EGH wurde Stifter; die Idee hatte die Bezirksregierung im Namen des Landes NRW: „Durch die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung mit Liegenschaften als Stiftungskapital und Einnahmen aus dem – inzwischen leider beendeten – Sandabbau konnten auch Grunderwerbssteuer-Nachzahlungen für unverwertbare Flächen vermieden werden. So hatte man quasi, wenn man so will, ‚aus der Not eine Tugend gemacht‘.“ Das Ziel dahinter: alle Eingriffe in die Natur im ehemaligen Landschaftsraum der nun erbauten „neuen Stadt“ Hochdahl dadurch auszugleichen, dass auf den Restgrundstücken Biotope geschaffen und aus dem alten Schulgebäude Bruchhausen heraus zukünftig Umweltbildung und die Biotoparbeiten erbracht werden sollte.
In den zurückliegenden 35 Jahren hat die Stiftung viel erreicht: Ehemalige Äcker wurden in Naturwiesen mit Vogelschutzhecken und Hochstamm-Obstbaumwiesen umgewandelt, Waldbesitz in „Naturwald“ umgewandelt, zahlreiche Gewässerlebensräume geschaffen und die Sandgrube wurde nicht als Nutzland „rekultiviert“, sondern im Hinblick auf bedrohte Tier- und Pflanzenarten wie Kreuzkröte, Zauneidechse und Uferschwalbe renaturiert. Und mehreren zehntausend Menschen – vorwiegend in Schulklassen – wurde das Wissen über dies alles mit auf ihren Lebensweg gegeben. Karin Blomenkamp: „Für mich sind es weniger die formalen Meilensteine, die Bruchhausen ausmachen, als viel mehr die vielen kleinen Dinge, die ich hier seit nunmehr fast 25 Jahren Tag für Tag erleben durfte und darf: Tier- und Pflanzenarten, die sich oft nach jahrelanger Arbeit endlich ansiedeln und hier einen neuen Lebensraum finden. Tolle Menschen, die einem begegnen und mit denen man ein Stück gemeinsam geht, arbeitet, kämpft und sich freut. Junge Menschen, denen man etwas mit auf den Weg geben darf und für die Bruchhausen vielleicht selbst zu einem kleinen Meilenstein in ihrem Leben wurde.“
Jubiläumsprogramm des Naturschutzzentrums
Am Sonntag, 6. Oktober, erwartet die Besucher des NZS zwischen 11 und 17 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit Infos, Mitmach-Aktionen und Spaziergänge über die Flächen des Naturschutzgebietes. So geht es unter anderem in die Sandgrube, zum Artenschutzgewässer, auf die Streuobstwiesen, zur Biotoppflege mit den Schafen und zu den Ausgleichsflächen des Bergisch-Rheinischen Wasserverbands. Außerdem: Kaffee, Kuchen, Planwagenfahrten, Wollverarbeitung, Produkte aus Fairem Handel und Obst von den Streuobstwiesen.
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