Wie ein ‚Zeichen von oben‘ strahlte die Sonne, nach vorheriger Regenschauer, als Jessica Born die Bühne betrat. Jessica Born & Band begeisterten das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute.
In einer Pause erzählte Jessica Born, ein absolutes Stimmwunder, dass sie schon mit 14 Jahren zur Musik, in diesem Fall zum Gesang, gefunden hat. Im Backgroundchor zu singen war ihr einfach nie genug. Und dann hat sie sich ihren Traum erfüllt und ist Frontsängerin geworden. Jessica wurde am 19. April 1974 in Aschaffenburg in einem streng katholischen Elternhaus geboren. Roland Kaiser, Mireille Mathieu, der deutsche Schlager allgemein, war die Musikrichtung ihrer Eltern, aber überhaupt nicht ihre. Jessicas Leidenschaft für die Musik, die sich schon sehr früh entwickelte, wurde von den Eltern nie toleriert und so verließ sie, wie auch ihre zwei Geschwister im jugendlichen Alter das Elternhaus. So fügte sich, zum Glück für Ihre Zuhörer, dass sie seit dem 14. Lebensjahr auf der Bühne steht und ihr Publikum verzaubert.
Mit 17 Jahren, 1991, war sie bereits Frontfrau in der Foolhouse Bluesband. Jessica Born ist ein Phänomen, ihre Bühnenpräsenz und ihre Stimmgewalt packen die Zuhörer. Sie beherrscht die stillen, sehr gefühlvollen Töne ebenso wie die leidenschaftlichen und mitreißenden Parts. Ihre unverwechselbare, gefühlvolle, eindringliche Stimme mit schwarzem Timbre ist von unverkennbarem Charakter. Eine eindrucksvolle Stimme, die das Herz berührt und Gänsehaut hervorruft.
Nachdem Dr. Helmut Stein, der seit fünf Jahren mit Herzblut die Teilnehmer des Jazzsommer auswählt, Jessica und die Band vorstellte, tobte der Bär. Selten hat man im Lokschuppen ein solches Stimmwunder erlebt. „Ich benötige immer viel Zeit, um die perfekte Band in den legendären Lokschuppen zu bringen“, ließ Dr. Helmut Stein, künstlerischer Leiter des Jazzsommers, das Publikum wissen. Mit Jessica Born & Band hatte er sich bereits im Februar 2023 in Verbindung gesetzt, um sie für Erkrath gewinnen zu können. Was für ein Glückgriff, der nicht zuletzt auch Dr. Steins Kenntnissen und Kontakten in der Szene zu verdanken ist.
Den musikalischen Backround und Rhytmus zu Jessica Borns unglaublicher Stimme lieferten Georg Crostewitz (Gitarre), Bernie Kraft (Bass), Martin Greiberg (Schlagzeug) und Achim Farr (Saxophon und Blues Harp). Mit der exzellent eingespielten und abgestimmten Band und einer Frontsängerin, die das Publikum mitnahm, war diese Sonntagsmatinee ein Träumchen.
Was für ein Erlebnis! Achim Farr spielte auf seinem Saxophon atemberaubende Soli, die das Publikum in Staunen versetzten. Die Begeisterung war riesig und wurde immer wieder durch Szenenapplaus zum Ausdruck gebracht. Aber damit nicht genug, Farr bewies auch eine beeindruckende Virtuosität an der Mundharmonika. Gitarrist Georg Crostewitz stand ihm in nichts nach. Er wechselte mit seinen atemberaubenden Soli immer wieder zwischen der klassischen Gitarre und der elektrischen Gitarre. Er spielte die Riffs mit so viel Rock’n’Roll-Power und dann wieder so zart und gefühlvoll, dass es eine wahre Freude war. Und zwischendurch sang er einfach wunderbar zur Begleitung von Jessica Born. Auch seine Soli wurden immer wieder von tosendem Applaus begleitet!
Alle Musiker waren absolute Könner und das verwundert auch nicht, wenn man weiß, dass Jessica eine Vollblutmusikerin ist, die ihre Bandmitglieder aus Bands von Deutschlands erfolgreichsten Interpreten rekrutiert. Ihre Bandmitglieder sind absolute Top-Musiker, die regelmäßig mit Westernhagen, Xavier Naidoo und Gianna Nannini im Studio stehen.
Die Musikanten waren direkt in ihrem Metier, das Publikum benötigte etwas länger
„Hat man einige Besucher nur zum Sterben in den Lokschuppen gesetzt“, fragte Besucher Norbert Balduhn spaßig, weil das Publikum offensichtlich etwas länger brauchte, um mit den Rythmen zu gehen. Natürlich waren auch sehr viele ältere Besucher im Lokschuppen, die – gesundheitlich teils eingeschränkt – nicht mehr so herumwirbelten wie vor 50 Jahren, aber wenn man in ihre Augen schaute, sah man da Lebensfreude pur. Nach und nach erreichten auch die älteren Besucher ‚Betriebstemperatur‘, die sich dann im zweiten und dritten Teil des Programms auch äußerte.
„Ich komme ja ursprünglich aus der Hamburger Szene und habe eigentlich einen etwas anderen Musikgeschmack, aber das Konzert heute im Lokschuppen war echt der Hammer“, äußerte sich Reinhard Herder nach dem Auftakt des diesjährigen Jazzsommers. Fast 30 Songs umfasste das Repertoire von Jessica Born & Band, zu denen auch Eigenkompositionen, wie etwas ‚Black Woman Blues‘ gehörten. Den krönenden Abschluss lieferte Jessica Born mit ihrer einfühlsamen Interpretation des Songs Imagine von John Lennon, dessen Botschaft auch nach 50 Jahren nicht verlorengegangen ist.
„Wir sind begeistert“, so die Zusammenfassung von Monika und Klaus Horn, die seit fünf Jahren in Hochdahl leben und sozusagen noch Neubürger sind. Sie schätzen das Kulturprogramm in der Stadt und freuen sich, wenn sie erfahren, wo etwas stattfindet. „Das war phänomenal“, äußerte sich ‚Alt-Bürger‘ Toni Nezzi. „Das hat mir richtig gutgetan“, fasste er den für ihn gelungenen Sonntagvormittag zusammen. Der hatte allen Besuchern drei Stunden Musik vom Feinsten geboten.
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