Die Älteren unter unseren Lesern wissen es vielleicht noch. Muckefuck steht für Kaffeeersatz, der keine oder wenig Kaffeebohnen gesehen hat. Anders beim gleichnamigen Jazzorchester. Das Original brachte am Sonntag Stimmung in den Lockschuppen.
Der Jazzsommer endete, wie er begann. Mit strahlendem Sonnenschein, einer super aufgelegten Dixieland Jazzband und einem Publikum, das mit bester Laune dabei war. Es waren also alle Voraussetzungen für einen grandiosen Abschluss des diesjährigen Jazzsommers vorbereitet. Manchmal wünscht man sich, dass der Jazzsommer etwas länger dauert.
Zu einer festen Größe in der Jazzszene des Niederrheins gehört seit mehreren Jahrzehnten das Jazzorchester Muckefuck. Wenn man, wie am Sonntag, ein Konzert mit ihnen erlebt hat, weiß man auch warum. Sie verstehen es Menschen für sich zu vereinnahmen und mitzunehmen. Sie, das sind Boris Odenthal (Cornet, Gesang), Toeppel Butera (Banjo, Jitarre, Jesang & Jebrüll), Lex Lubbers (Saxofon/e & Gesang, Niederländisch), Michael Ledig (Bass, Körper- & Gesichtsakrobatik) und Jojo Phillipps (Blech – & -Trommel).
Auch an diesem Sonntag war der Lokschuppen gut gefüllt. Nur wenige Plätze waren frei. Dr. Helmut Stein, die gute Seele des Jazzsommers, der seit fünf Jahren als künstlerischer Leiter die teilnehmenden Bands des Jazzsommers aussucht, begrüßte wieder, man kann schon sagen, mit Glanz in den Augen, die überwiegend von „dä angere Ringsid“ kommenden Musiker, in diesem Fall Muckefuck. JoJo der Chef von Muckefuck erwähnte, dass sie auch Migration betreiben. Lex Lubbers ist nämlich Holländer. Vor 20 Jahren hätte das Jazzorchester noch anders gehießen, doch den damaligen Namen hätte man sich nicht gut merken können. Als ein Bandmitglied von einem Zuschauer nach dem Namen der Band befragt wurde und das Bandmitglied sich nach JoJo umdrehte und ihn fragte „Wie heißen wir nochmal?“ antwortete dieser spontan: „Muckefuck“. Das war das deprimierende Ereignis der Band, nicht die neue Namensgebung, aber die Frage nach dem Namen.
Ein Name, den man nicht vergisst
Das Quintett betrat die Bühne und legte gleich mit erstklassiger Unterhaltung los. Die anfängliche Zurückhaltung des Publikums wich mit jedem Stück. Dass es am Ende niemanden auf die Tanzfläche im Lokschuppen zog, war wohl der hohen Temperatur geschuldet. Bewegung gab es indes beim Applaus, zu den Soli und erst recht nach den Stücken. Da gab es dann sogar Bravo-Rufe.
Dass die Band Muckefuck eine eigene Fangemeinde hat, verrieten Bernd und Heidrun Tinnefeld. Das aus Dormagen stammende Ehepaar verriet, dass sie Muckefuck seit fünf oder sechs Jahren nachreisen. „Wir sind begeistert und es lohnt sich Muckefuck zu folgen und die Musik zu genießen.“ Angela Vogelsang, die früher im Vorstand der Erkrather Tafel war, sagte, dass sie seit Jahren so oft wie möglich die Konzerte des Jazzsommers besucht. Sie war mit ihrem Mann da, der genauso von der Musik begeistert war.
Muckefuck verfügt über ein umfangreiches Repertoire, das weit über die 3 Stunden hinaus reicht, die am Sonntag gespielt wurden. Den klassische Oldtimer-Jazz der 20er und 30er Jahre beherrschten die Musiker bestens. Neben Interpretationen großer Namen wie Louis (Satchmo) Armstrong, King Oliver, Jelly Roll Morton oder Sidney Bechet hörte man auch zahlreiche Ohrwürmer, die teilweise vom Publikum mitgesungen wurden. Die Stimmung steigerte sich von Minute zu Minute. In einem Small Talk hat Landrat Thomas Hendele verraten, dass der Jazzsommer vor 26 Jahren von ihm und Friedrich Kampschulte ins Leben gerufen wurde, genauso wie die LokArt (inzischen Erk@Art). Er sagte, dass er, wann immer es ihm möglich ist, die Veranstaltungen besuchen wird.
„Ich komme so oft es geht zu den Veranstaltungen“, sagte ein Besucher, dessen Frau erkrankt ist und von ihm gepflegt werde. Sie könne ihn deshalb nicht mehr begleiten. Für ihn sind die Stunden im Lokschuppen eine kleine Auszeit. Im Publikum entdecken wir auch Stephan Kroker, Mitglied im Spotlight Ensemble. Auch er war begeistert von dem unterhaltsamen Vormittag, verriet nebenbei aber auch, dass das Spotlight an einem neuen Stück arbeitet.
Es war der letzte Termin des Jazzsommers 2024. Was für ein gelungener Abschluss mit exzellenten Musikern. Da freut man sich doch jetzt schon auf den Jazzsommer 2025.
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