Montags-Spaziergänge und das Bündnis ‘Solidarisches Erkrath’

Kommen 'Spaziergänger' und Gegendemonstranten ins Gespräch? Foto: SK

Auch am vergangenen Montag gab es wieder eine angemeldete Versammlung des lockeren Bündnisses aus lokalen Politikern, Omas gegen Rechts, Fridays for future sowie parteilosen Erkratherinnen und Erkrather anlässlich des ‘Montagsspaziergangs’, ohne dass es wirkliche Gespräche miteinander gab.

In der Telegramm-Gruppe „Erkrath-denkt-anders“ war es unter den Chattenden hin und her gegangen, ob man den direkten Austausch von Argumenten mit den – vermeintlich – anders über das Impfen Denkende suchen solle, die man im Bündnis ‘Solidarisches Erkrath’ vermutet. Auch im Zoom-Meeting, das einige Bündnis-Mitglieder in der vergangenen Woche abhielten, war es erneut Thema, ob und wie man den direkten Kontakt zu der Gruppe derjenigen suchen solle, die schweigend durch Erkrath spazieren. In beiden Gruppierungen kam es zu keinem Konsens, so dass die Gruppen sich erneut zwar in der Nähe zueinander sammelten, aber kein Gruppen-übergreifend Gespräch suchte. Die Spaziergänger zogen in Richtung Kreuzstraße los, während die Versammlung des Bündnisses erneut von 17.30h bis 19h an festem Standplatz angemeldet war. So waren die Teilnehmer der angemeldeten Versammlung bis auf drei Personen schon weg, als die Spazierenden ihren montäglichen Rundgang erneut vor einem italienischen Restaurant in der Bahnstraße beendeten. Dort standen Töpfe mit Glühwein – mit und ohne Alkohol – bereit und Personal nahm auch Bestellungen für die Außer-Haus-Pizzen auf.

Ein Gespräch zwischen Impfbefürwortern und -gegnern

Foto: SK

Auf dem Weg zum Treffpunkt mit den anderen Montagspaziergängern nutzte ein Ehepaar die Gelegenheit sich über ihre Bestürzung und auch Ärger über die Gegendemo Luft zu machen: „Wir werden pauschal in einen Topf mit Nazis, Rechten und Reichsbürgern geworfen. Als wir vor zwei Wochen durch das Spalier mit den Grabkerzen gelaufen sind, habe ich mich richtig bedroht gefühlt. Die Blicke, die mir zugeworfen wurden, waren so feindselig“, berichtete die Mettmannerin, die sich daraufhin zu Hause hingesetzt und den unterhalb veröffentlichten Brief geschrieben hat, um ihren Gefühlen Luft zu machen. Fast muss sie ihr Mann drängen, den Zettel herzugeben.

„Ich wollte Ihnen Kopien davon eigentlich in die Hand drücken, aber nun traue ich mich doch fast nicht“, gibt sie zu, um ihn schließlich doch an die Verfasserin weiterzureichen. Ein Mitglied des Bündnisses und ihr Schild mit der Aufschrift „Lasst Euch nicht vor rechte/braune Karren spannen“ hatte das Ehepaar dazu gebracht, sie anzusprechen, um zu beteuern, dass ihre Intension nichts mit ‘braunem Gedankengut’ zu tun habe.

Doch nicht so weit auseinander?

„Ich bin hier, weil ich es nicht ertrage, wie ich als Ungeimpfter nicht nur vom gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt werde. Ich kann, obwohl ich das für meine künstlichen Hüften dringend bräuchte, auch nicht zum Sport gehen,“ so der Mettmanner, der als Jurist in Düsseldorf arbeitet. „Im Büro werde ich wie ein Aussätziger behandelt. Ich werde geschnitten, werde als ‚Virenschleuder‘ betrachtet. Obwohl ich mich jeden Tag teste und weniger als viele Geboostete, die das nicht regelmäßig machen, ansteckend bin für meine Mitmenschen bin.“ Dem Ehepaar war anzumerken an, dass es sich darüber freute und zugleich wunderte, als sie von der Dame mit dem Schild und der Verfasserin erfahren, dass sie gegen eine allgemeine Impfpflicht sind, obwohl beide für sich entschieden haben, sich impfen und boostern zu lassen. „Mehr möchten wir doch gar nicht erreichen, dass man für sich wählen kann, wie man sich entscheidet und dafür nicht vom Staat und der Gesellschaft abgestraft wird“, so die beiden Mettmanner, die zugeben, nicht gewusst zu haben, dass in der Telegramm-Gruppe ‘Erkrath-denkt-anders’ auch antisemitische Posts (erkrath.jetzt berichtete) die Runde machen, ohne das das sanktioniert würde. „Wir haben beide keine Smartphones und sind auch nicht in den so genannten sozialen Medien unterwegs“, bekennen sie. Sie verließen die Diskussion, die beide Parteien positiv überraschte, mit der Zusage die anderen Spaziergänger zu fragen, aus welchen Gründen sie mitgehen.

Nachdem sie rund eine Stunde durch Erkraths Straßen gelaufen sind, ohne Plakate, die zeigen würden, wogegen oder auch wofür sie sich versammeln, trafen einige Spaziergänger vor dem italienischen Restaurant ein. Auch das Ehepaar aus Mettmann, das zu berichten wusste: „Wir sind von hinten nach vorne durch die Reihen gegangen und haben mit vielen Leuten gesprochen. Wir haben niemanden gesprochen, der rechtes Gedankengut verbreiten wollte“, so ihr Fazit. „Wie wir kritisieren sie die einseitige Berichterstattung: keine Informationen über die tatsächliche Anzahl von Impftoten oder solchen mit schweren Nebenwirkungen, keine kritischen Stimmen gegen das Impfen, auch von Wissenschaftlern nicht, unter denen auch zahlreiche Impfgegner sind, keine aussagekräftigen Veröffentlichungen über die tatsächliche Wirkung der Impfstoffe gegen das Virus, keine Statistik über die tatsächliche Zahl der Geimpften und Geboosteten,“ lautete der Katalog der Argumente, die sie gesammelt haben unter denen, die am vergangenen Montag mit ihnen spaziert sind – etwa 60 Personen laut den Angaben der Polizei.

Nach einer Viertelstunde reger Diskussion ging man auseinander, beide Parteien mit dem guten Gefühl, dass ein Gespräch miteinander möglich ist, man nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss, es aber immer gut ist, die Argumente und Meinung anders Denkender zu kennen. Das Ehepaar wird zukünftig mittwochs in Mettmann spazieren gehen. Bei ihren Gesprächen haben sie erfahren, dass sich Impfgegner an diesem Tag in ihrer Heimatstadt zum Spaziergang treffen sollen.

Info: Immer wieder wird die Zahl der ‘Impftoten’ angeführt, ohne darauf einzugehen, dass es sich um die Zahl der Verdachtsfälle handelt und ohne zu erwähnen, dass das keine Zahlen sind, die von Ärzten erfasst werden. Jeder kann einen Verdachtsfall melden. ein Artikel der Kollegen vom SWR in der Rubrik Wissen haben darüber berichtet. Eine seriöse Zahl ist demnach nicht zu ermitteln.

1 Kommentar

  1. Liebe “Spaziergänger” in Erkrath,

    ich gehöre zu den “Omas gegen Rechts” und war jetzt sechsmal montags – erst in Hilden, dann in Erkrath – bei den Mitmenschen auf der anderen Seite.
    Meine persönliche Meinung:
    Wir leben in einer Demokratie. In dieser Demokratie gibt es Gesetze, die anders als in einer Diktatur, von der Mehrheit der von uns gewählten Volksvertreter beschlossen werden.
    Jeder hat die Möglichkeit, seine Meinung frei zu äußern.(Grundgesetz)
    Jeder hat die Möglichkeit, das mit wenigen, auch mit vielen Menschen gemeinsam zu tun, indem er eine Demonstration, eine Kundgebung, eine Mahnwache … anmeldet. Das ist sehr einfach und die Kreispolizeibehörde in Mettmann, bei der man das hier in unserem Gebiet macht, ist dabei sehr hilfsbereit. Man übernimmt Verantwortung und zeigt, dass man bereit ist, sich an demokratische Regeln zu halten.
    Mit der Teilnahme an einem nicht angemeldeten “Spaziergang” zeigt man, dass man sich zu den Leuten zugehörig fühlt, die demokratische Regeln für lächerlich halten.
    Ich wurde wiederholt von “Spaziergängern” aufgefordert, doch mal die Rechtsradikalen zu zeigen. Das kann ich nicht – die malen sich ja kein Hakenkreuz an die Stirn. Aber sie laufen auch längst nicht mehr alle mit Springerstiefeln durch die Städte. Sie sitzen im Anzug oder Kostüm im Landtag und im Bundestag und überall mitten unter uns. Ich kann nur hoffen, dass Sie nicht dazu gehören.
    Im Internet gibt es leider mittlerweile zahlreiche Kanäle, die völlig unkontrolliert jedweden Blödsinn verbreiten, angefangen mit den 500 CORONA Impftoten in Deutschland – längst als Lüge entlarvt, bis hin zu den abstrusesten Ideen über verimpfte Microchips und ähnlichen Blödsinn.
    Telegram z.B. muss nichts korrigieren oder löschen. Der Besitzer (ein russischer Multimilliardär) sitzt in Dubai. Es funktioniert immer nach dem gleichen System: Irgendeine Lüge wird ins Netz gesetzt und nachdem sie einige tausend mal weitergereicht wurde ist sie “wahr”.
    Es gibt aber auch Seiten von Institutionen, deren Veröffentlichungen ständig überprüft werden und die von Fachleuten erarbeitet werden. Die sind sich nach mittlerweile Milliarden Impfungen mit der überwältigenden Mehrheit der Ärzte einig: Impfen schützt uns alle.

    Herzliche Grüße Ina Schweder

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