Mit Kindern über Krieg sprechen

Symbolbild: Alexas Fotos / Pixbay

Der SKFM Erkrath e. V. gibt in Online-Veranstaltungen Ratschläge, wie Eltern mit ihren Kindern dieses gerade so aktuelle Thema besprechen, Ängste nehmen und auch Anleitung, wie das Thema kindgerecht angegangen werden kann.

Bereits zwei Veranstaltungen hat es zu diesem hoch aktuellen, brisanten Themenkomplex in der vergangenen Woche bereits gegeben. Diese Woche stehen zwei neue Termine auf Andrea Bleicherts und Gabriele Pollmanns Agenda (siehe Info unterhalb). Die beiden Sozialpädagoginnen, die im Bereich ‘Frühe Hilfen’ und Elternberatung seit Jahren aktiv sind, haben ein sehr verständliches Skript sowie eine Leseliste, nach Altersgruppen aufgeteilt, erstellt. Das Skript dient Eltern als Leitfaden für Gespräche mit ihren kleinen, aber auch älteren Kindern. „Aber denkt immer daran, Ihr seid die Expertinnen und Experten für Eure Kinder“, appellierte Andrea Bleichert an die Zuhörenden bei der Web-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag. „Es gibt keine generellen, für alle Kinder passenden Ratschläge oder Vorgehensweisen.“ Dies bestätigte die kurze Umfrage unter den Müttern und dem Vater, die/der die Möglichkeit zur Information und zum Austausch dankbar angenommen hatten. So berichtete eine Mutter, dass eine Tochter Alpträume seit Kriegsausbruch habe, andere Kinder haben von sich aus über den Krieg noch überhaupt nicht geredet, doch sie wollen vorbereitet sein, wie kindgerecht darauf geantwortet werden könne. Wieder ein anderes Mädchen habe ihre Mutter nach der „giftigen Bombe“ gefragt und ob wir hier auch betroffen seien.

Da sein für Fragen und auch eigene Ängste zugeben

„Kinder sind unglaublich sensibel“, betonte Andrea Bleichert. „Krieg ist kein Ponyhof, das dürft Ihr auch ehrlich so sagen. Ihr dürft zugegeben, dass die aktuelle Situation in der Ukraine Euch Angst macht oder Unsicherheit bei Euch auslöst.“ Sie bezog sich damit auf das Bekenntnis einer Teilnehmenden, die zugab, dass ihre Tochter sehr genau merke, wie die Geschehnisse in der Ukraine sie belasteten. „Sagt dann nicht einfach pauschal, alles wird wieder gut oder ist gar nicht so schlimm. Gebt lieber Positives weiter, wie Hinweise darauf, dass die UNO, die EU oder auch deutsche Politiker Verhandlungen führen, damit der Einmarsch bald endet. Oder dass Hilfsgüter gesammelt werden oder viele Frauen und Kinder bereits flüchten konnten und nun in Sicherheit sind.“

Bleichert und Pollmann forderten die Teilnehmenden auf, dass sie ihre Gefühle wie Angst, Trauer und auch Wut deutlich benennen sollten im Gespräch mit ihren Kindern. „Ihr könnt zugegeben, dass ihr Euch große Sorgen macht. Benennt Eure Gefühle kindgerecht. Für Eure Kinder ist es viel schlimmer, wenn Eure Emotionen diffus im Raum stehen. Dann machen sich die Kids noch viel größere Sorgen. Wenn ein Elternteil weniger emotional ist, dann besprecht Euch vorher miteinander, was Ihr Eurem Kind sagen wollt. Das bringt dann der, der seine eigenen Gefühle ‚besser‘ im Griff hat, im Gespräch näher“, so einer von vielen Ratschlägen.

Informationen überprüfen und auch mal abstinent sein von Nachrichten

Andrea Bleichert mahnte eindringlich, Informationen, die man von Bekannten, Freunden oder auch im TV, bzw. den sozialen Medien konsumiere, einem Faktencheck zu unterziehen. „Und versucht, vielleicht nur zu bestimmten Zeiten Berichte zu schauen. Das solltet Ihr auch mit Euren Kinder zusammen machen. Dann natürlich mit Nachrichten im KiKa, die kindgerecht die Informationen weitergeben. Wenn Ihr Jugendliche zuhause habt. Bietet ihnen an, zusammen Tagesschau und Co zu schauen und darüber zu sprechen, was sie an Infos durch ihre Netzwerke bekommen“, so ihr eindringlicher Appell. Allerdings solle dies nicht beim Essen geschehen, wie Gabriele Pollmann zu bedenken gab: „Studien zeigen, dass es bei Kindern zu Essstörungen kommen kann, wenn sie Unangenehmes oder Beängstigendes mit der Nahrungsaufnahme verknüpfen“, so die Leiterin der ‘Frühen Hilfen’ beim SKFM Erkrath e. V. Gleiches gelte auch für die Zeit des Schlafengehens. Auch da sollte Schwerwiegendes nicht besprochen werden. Beide Frauen betonten: „Informationen zu diesem belastenden Thema müssen von Euch kommen. So gewährleistet Ihr, dass Ihr der ‚sichere Hafen‘ für Eure Kinder seid und auch bleibt. Dann werden sie sich mit Problemen und Dingen, die sie belasten, auch als Jugendliche und jungen Erwachsene an Euch wenden.“ Sollte das Kind fragen, wenn man selbst gerade nicht die Kraft oder auch die Zeit habe, über das Thema Krieg zu sprechen, dann könne man das auch sagen. „Allerdings verabredet dann eine feste Zeit miteinander, wann ihr das Thema  wieder aufnehmt, dann mit ausreichend Zeit.“

In Kita und Schule erkundigen, wie Thema Krieg dort thematisiert wird

Da Eltern ‘Experten für ihre Kinder’ sind, wie Bleichert und Pollmann mehrfach betonten, sollen sie auch in Kita und Schule nachhaken, wie Erzieherinnen und Erzieher, bzw. Lehrerinnen und Lehrer diese brisante Thema angehen. So berichtete ein Teilnehmerin, dass ihre Tochter als Drittklässlerin eine ganze Schulstunde zu diesem Thema gehabt habe. „Das fand ich viel zu lang in dem Alter“, lautete ihre Meinung. Auch das Thema ‘Mobbing von russisch-stämmigen Kindern’ kam zur Sprache. „Meine Tochter hat erzählt, dass Kinder diesen Schimpfworte auf dem Schulhof zugerufen haben“, so der Bericht einer anderen Mutter. Hier hakte Andrea Bleichert direkt ein und mahnte: „Bitte macht Euren Kinder da kindgerecht, aber sehr deutlich klar, dass es nicht ‚die bösen Russen‘ gibt, sondern dass Putin und seine Clique die Aggressoren sind, nicht ‚die Russen‘ als Volk.“

Auch das Thema ‘Retraumatisierung’ sprachen die beiden Expertinnen kurz an. Das beträfe vor allem Kinder mit Flüchtlingshintergrund, die aus Kriegsgebieten wie Afghanistan oder Syrien zu uns gekommen seien. Da sei professionelle Hilfe angezeigt. Auch bei der Großeltern- oder Elterngeneration, die entweder den 2. Weltkrieg noch aktiv mitgemacht hätten oder die Erzählungen gehört hätten, könnten traumatische Erlebnisse wieder getriggert werden. „Sprecht Ältere auf ihre Ängste an und benennt auch Eure eigenen. Wendet Euch an Freunde und Bekannte oder auch an Psychologen. Und auch wir stehen euch für Eure individuellen Fragen zur Verfügung. Meldet euch, wenn Ihr über Eure Ängste, Trauer oder Wut über das Schreckliche, das da mitten in Europa geschieht, sprechen möchtet“, so der eindringliche Appell zum Schluss.

Weitere Web-Veranstaltungen des SKFM Erkrath e. V. zum Thema ‘Mit Kindern über Krieg sprechen’
Mittwoch, 9.3. und Montag, 14.3., von 18 – 19.30h. Anmeldung: gabriele.pollmann@skfm-erkrath.de. Es wird dann ein Link zum Meeting zugeschickt.

Infolinks und Lese-Tipps vom SKFM Erkrath

Wie spreche ich mit meinen Kindern über Krieg?

Was kannst du tun, wenn Nachrichten dir Angst machen?

Büchertipps zum Thema:

  • Weltkugel 3 – Wie ist es, wenn es Krieg gibt – Alles über Konflikte – Große Fragen kindgerecht erklärt – Weltkugel-Reihe, Louise Spilsburg, Grundschul-Alter
  • Frieden -Nord-Süd-Verlag, Baptiste Paul & Miranda Paul, Ab 4 Jahren
  • Das Dunkle und das Helle – Nord-Süd-Verlag, Ab 4 Jahren
  • Das NEINhorn und die KönigsDOCHter – Marc-Uwe Kling, Ab 3 Jahren
  • Es ist okay, sich so zu fühlen – M. Florian Walz, Ab Grundschulalter
  • Kriege – gehören ins Museum – Teil 1 – Julie geht ins Museum – Nora Rath-Hodann, Ab ca 8 Jahren

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