
Premium | In der vergangenen Woche hat die SPD Erkrath ihr drittes Projekt im Rahmen der Ideen ‚Erkrath 3.0‘ vorgestellt. Die Idee zielt auf mehr Photovoltaik auf bereits versiegelten Flächen.
Warum Freiflächen für Photovoltaik nutzen oder nach Dächern suchen, die dann auch ersteinmal die statischen Voraussetzungen oder Ausrichtung erfüllen müssen, wenn es jede Menge versiegelter Parkplätze gibt, die sich mit entsprechender Photovoltaik-Überdachung gleich mehrfach aufwerden lassen? Mit diesem Hintergedanken ist die Erkrather SPD an ihren dritten Projektentwurf ‚Photovoltaik‘ im Rahmen der Initiave ‚Erkrath 3.0‘ gegangen. Über die beiden ersten Projekte ‚Alte Feuerwache‚ und ‚Europaplatz‚ haben wir bereits berichtet.
„Photovoltaik ist in aller Munde. Wir gehen dabei andere Wege. Wir wollen versiegelte Plätze, wie zum Beispiel den P+R Millrath nutzen. Auch die Parkplätze zahlreicher Discounter wären geeignet“, erklärt Peter Urban bei der Vorstellung des Projekts. Im Unterschied zu Photovoltaik auf Dächern, von denen längst nicht jedes dafür geeignet ist, böten P+R Parkplätze beste Bedingungen. „Neben der dezentralen Energiegewinnung bietet eine solche Überdachung im Sommer auch Schatten“, ergänzt Toni Nezi. Gerade auf den Parkplätzen entlang der Bahnhöfe läge ein Vorteil darin, dass Pendler oder Reisende an Hitzetagen schattige Parkmöglichkeiten hätten, die darüber hinaus auch an Regentagen Schutz böten. Je nach gewählten Modulen bzw. Systemen seien die Photovoltaik-Überdachungen auch problemlos mit Bäumen kombinierbar. Gemeinsam haben wir uns später den P+R Platz am Bahnhof in Alt-Erkrath angesehen. „Selbst den Busbahnhof könnte man theoretisch mit Photovoltaik überdachen“, sinnierte Toni Nezi dabei.

Foto: Kindel Media / Pexels
Eine Idee, die nicht ganz neu ist

Foto: SPD Erkrath
Ganz neu ist die Idee zu Photovoltaik als Überdachung für Parkplätze hier im Kreis nicht. Bereits 2021 gab es dazu einen Antrag im Kreis Mettmann. Die Solaroffensive, die der Kreis im August 2022 startete, hat das Ziel den Photovoltaikausbau voranzutreiben. Auch die Idee der Parkplatzüberdachung mit Photovoltaik nimmt mehr als drei Jahre nach dem ursprünglichen Antrag Form an. Im Dezember 2024 hat der Kreistag mehrheitlich beschlossen das Verwaltungsgebäude II und einen Verwaltungsparkplatz mit Photovoltaik auszustatten. In Erkrath gab es – soweit wir recherchieren konnten – bisher keinen Vorstoß in Richtung Photovoltaik-Carports auf Parkplätzen. 2020 gab es einen Vorstoß Freiflächen für Photovoltaik zu identifizieren, von denen es – zumindest im Zugriff der Stadt – zu wenige gibt. Die inzwischen in Erkrath gegründete Energiegenossenschaft widmet sich bisher vor allem Dachflächen, die für Photovoltaik erschlossen werden könnten. Bei Neubauprojekten, wie aktuell der Feuer- und Rettungswache, wird Photovoltaik gleich mit geplant. „Dort produziert die Feuerwache auf dem Hallendach künftig mehr Strom, als sie selbst verbrauchen kann“, erklärt Nezi.
SPD will existierende Flächen nutzen
Die Erkrather SPD setzt darauf, dass zu nutzen, was schon da ist. „Wir wollen Flächen nutzen, die bereits versiegelt sind“, erklärt Toni Nezi den etwas anderen Ansatz. „Wir sind natürlich nicht die, die das realisieren können. Wir haben nur die politische Idee“, macht Peter Urban deutlich, dass noch viele Rädchen gedreht werden müssen, bevor ein erster Parkplatz mit Photovoltaik überdacht sein könnte. Nur ein vergleichsweise kleiner Teil der möglichen Parkplätze ist in städtischem Besitz. Für die könnte der Stadtrat einen Beschluss auf den Weg bringen. Der weitaus größere Teil der Plätze ist in privatem Besitz (Supermärkte, Discounter) oder im Besitz der Deutschen Bahn. Hier kann die Stadt ledlichlich über den Fachbereich Umwelt- und Klimaschutz oder über die Wirtschaftförderung versuchen Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die notwendige Investition macht ja langfristig unabhängiger von Strompreisen und bietet Vorteile für Kunden oder Reisende.
Zwar gibt es seit dem 1. Januar 2022 in NRW eine Solarpflicht für Parkplätze mit mindestens 35 Stellplätzen, die zu Nichtwohngebäuden gehören, die gilt aber nur für Bauanträge, die ab diesem Datum gestellt wurden oder künftig gestellt werden. In anderen Ländern ist man da zum Teil deutlich weiter. In Frankreich müssen Parkplätze für mindestens 80 PKW oder 1.500 Quadratmetern zur Hälfte mit Photovoltaik überdacht werden. Das gilt nicht nur für neue Bauprojekte, sondern erfasst auch Bestandsparkplätze, für deren Überdachung es Übergangsfristen gibt. Je nach Parkplatzgröße muss die Umsetzung bis Juli 2026 oder Juli 2028 erfolgt sein, sonst drohen Strafen.
Zwei wirklich große Anlagen kann man als Besucher von Disneyland in Paris oder in Biddinghuizen in den Niederlanden bewundern. Ganz so große Flächen findet man in Erkrath natürlich nicht, aber schaut man sich die P+R Parkplätze sowie viele Parkplätze von Supermärkten und Discountern im Sommer an, ahnt man welches Potential sich hier ergeben könnte. „Das wäre auch auf Parkplätzen rund ums Bürgerhaus möglich. Auch auf dem Parkplatz des ehemaligen Möbelhaus Flamme oder dem Parkdeck von Rewe. Was da an Strom zusammenkäme ist enorm. Mit dem Stromgewinn machen wir uns autark“, schwärmt Toni Nezi. Bisher seien das alles nur Ideen, die geprüft werden müssen, erklärt Peter Urban. Wichtig sei der SPD die Nutzung versiegelter Flächen vor der Nutzung von Freiflächen. Das würde nicht nur zu einem hohen Energiegewinn sondern auch zur Qualitätssteigerung der versiegelten Flächen führen.
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