Mays Einsatz für die Natur wird fehlen

Die Pflege des Offenlandbiotops Sandgrube liegt Bernhard May besonders am Herzen. Hier brüten selten gewordene Vogelarten wie Uferschwalbe und Uhu sowie Wildbienen und Sandlaufkäfer. Foto: Nicole Marschall

Jahrzehntelang hat sich Bernhard May für den Naturschutz im Kreis Mettmann eingesetzt. Jetzt zieht er sich von seinen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Naturschutzzentrum Bruchhausen zurück.

Naturschutz kann ziemlich frustrierend sein. Das hat Bernhard May schon in seiner Zeit als Leiter der Naturschutzbehörde Kreis Mettmann immer wieder erleben müssen. Jetzt hängt er überraschend seine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Naturschutzzentrum Bruchhausen an den Nagel. „Ich mache jetzt nur noch, was mir Spaß macht“, so der Diplom-Ökologe achselzuckend. Wegfallen wird in Zukunft wohl unter anderem sein Einsatz für die Bruchhausener Sandgrube, die zahlreichen bedrohten Tierarten ein Zuhause bietet.

Gemeinsam mit Karin Blomenkamp, Leiterin des Naturschutzzentrums, hatte May vor gut 20 Jahren die Umweltbildungseinrichtung im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit aufgebaut. Sein damaliger Arbeitgeber, die Naturschutzbehörde, ist Pächter einzelner Grundstücke der Stiftung Naturschutzgebiet Bruchhausen, unter anderem der Sandgrube. Nach seiner Pensionierung blieb er ehrenamtlich aktiv, bis Ende 2016 war er im Vorstand der Stiftung – bis jetzt vor allem aber immer mit Rat und Tat täglich vor Ort im Einsatz. Genau das unterscheide ihn von den meisten Mitstreitern, so Blomenkamp: „Wenn man so eine Einrichtung am Laufen halten will, muss man täglich hier sein. Das ist die Diskrepanz beim Ehrenamt. Kaum einer fragt sich vorher, ob er oder sie das leisten kann.“

Der Stiftungsvorstand priorisiere andere mögliche Projekte und beziehe May nicht in der wünschenswerten Form mit ein, berichten die beiden. Und auch über die Naturschutzbehörde hatte May sich geärgert. Bislang hatte er immer nur „gedroht auszusteigen“, geglaubt hatte ihm das niemand. Vor einigen Wochen teilte er seine Entscheidung dann in einem Newsletter mit. Er hoffe auf Verständnis, dass er sich ab Juni „nach vierzigjähriger amtlicher und ehrenamtlicher Bemühung um das Wohl der Natur im Kreis Mettmann ernüchtert zurückziehe“, schrieb er: „Mein Glauben, die Satzung ‘Landschaftsplan’ würde die Natur im Kreis Mettmann vor weiteren Flächenverlusten durch Überbauungen schützen, erwies sich als utopischer Irrglaube.“ Hintergrund: Widerspricht der Kreistag als Träger der Landschaftsplanung der Bauleitplanung einer Gemeinde nicht, tritt der Naturschutz automatisch außer Kraft. In seiner 40-jährigen Tätigkeit für den Naturschutz hat er die Erfahrung gemacht, dass somit Träger der Naturschutzplanung nie dem Träger einer Bauleitplanung widersprechen, so May: „Ziel ist nie der Naturschutz, sondern ein ‘Kompromiss’ der Politiker und ihrer Beschlüsse für das Gemeinwohl insgesamt.“

Auslöser war ausgerechnet sein Projekt, die Sandgrube: Für die dringend nötige Biotoppflege der immer weiter zuwachsenden Grube waren ihm im Mai 2020 Fördergelder und die umgehende Ausschreibung der Maßnahmen von seinem ehemaligen Arbeitgeber zugesichert worden, erzählt er: „Trotz meiner Nachfragen und mehrfacher Versprechungen geschah jedoch nichts. Im November platzte mir dann der Kragen und ich beschloss, das Projekt mit meinem privaten Geld und Spenden selbst in die Hand zu nehmen.“

Letztlich bezuschusste die Untere Naturschutzbehörde die Instandsetzung des Offenlandbiotops doch noch zu 60 Prozent. Die Arbeiten wurden im Januar durchgeführt. So weit möglich, wurden die kahlen Steilhänge der Sandsteingrube wiederhergestellt und die Grubensohle durch Fräsen von Bewuchs befreit. Mehrere Uferschwalben und das bereits seit Jahren reviertreue Uhupärchen hatten in diesem Frühjahr ihre Nistplätze wieder bezogen. Der Brutversuch der Uhus scheiterte allerdings auch diesmal an einem Erdrutsch. Bienenfresser wurden in diesem Jahr keine gesichtet.

„Für mich ist das eine Katastrophe“, bringt Karin Blomenkamp den künftigen Ausfall von Bernhard May auf den Punkt. Nicht nur auf seine Jahrzehnte lang gewachsene Fachkompetenz wird die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin des Naturschutzzentrums nun verzichten müssen, sondern vor allem auch auf seine tatkräftige Unterstützung: „Kein anderer wird bereit sein, so viel Zeit hier reinzustecken. Viele Projekte werden wegfallen – beispielsweise die Führungen durch die Sandgrube. Und sein Wissen über naturschutzrechtliche Aspekte hat keiner von uns. Da sind wir alle Laien. Zudem hat Herr May von Anfang an den biologischen Zweig der Umweltbildungseinrichtung vertreten. Genau das hat uns ausgezeichnet“, so Blomenkamp, „dass wir das, was wir in der Bildung vermitteln, auch leben. Das muss bleiben.“ Nun hofft sie, dass sein Spaß am aktiven Naturschutz wieder wächst und sie vielleicht doch wieder auf seine regelmäßige Unterstützung bauen kann.

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