
Das Leitmotto des diesjährigen ökumenischen Ratsgottesdienst mag auf den ersten Blick befremdlich wirken, aber es trägt eine wichtige Botschaft in sich: Anderen zuhören zu können.
Die Suche nach dem Leitmotto des jährlichen ökumenischen Ratsgottesdienstes machen sich die Beteiligten nicht leicht. Natürlich dominieren der Krieg und der Wunsch nach Frieden derzeit alles, gleich darauf folgen die Sorgen um Energieversorgung und explodierende Preise, unbezahlbarer Wohnraum, drohende Klimakatastrophe, immer noch Corona und nun auch noch die Affenpocken.
Frieden oder auch Demut waren in den letzten Jahren schon Thema im Ratsgottesdienst. Dennoch kann man ja nicht ausblenden, dass das Thema aktueller denn je ist und so wird der Frieden auf jeden Fall ins Liedgut des Gottesdienstes Einzug halten. Pfarrer Volker Horlitz gab den entscheidenden Anstoß, der schließlich zum Leitmotto des Gottesdienstes führte: „Mach mal blau“, spricht Gott. Klingt verrückt, unsinnig? Um zu verstehen, worauf das Leitmotto anspielt, sollte man die Geschichte des Begriffs ‚blau machen‘ kennen und die Geschichte um Martha und Maria (Lukas 10, 38-42) gelesen haben. „Alles hat seine Zeit“, erklärt Horlitz dazu.
Die Geschichte des Blaumachens
Wer nicht zur Arbeit geht, macht ‚blau‘ und wer zu viel Alkohol trinkt ist ‚blau‘. Woher kommt das eigentlich, warum sagen wir das? Die Begrifflichkeiten stammen ursprünglich aus der ‚Blaufärberei‘. Indigo, der Farbstoff, der zum Beispiel unsere Jeans blau werden lässt, ist nicht wasserlöslich. Gewonnen wird er aus den Pflanzen Indigofera tinctoria (Indien) und dem einheimischen Färberwaid (Isatis tinctoria). Aber damit er sein schönes Blau entfaltet, bedarf es Lösemittel, wie Alkohol, der in früheren Zeiten auch durch den Gärprozess gewonnen wurde, in dem man die Färberwaidblätter mit einer Urinbrühe bedeckte und sie in der Sonne gären ließ. Je mehr Alkohol man hinzu gab, desto stärker die Färbung. Allerdings war Alkohol – so heißt es – ja viel zu schade, um ihn direkt in die Brühe zu geben. Also sammelt man im Mittelalter den Urin Betrunkener in Gasthäusern …
Den zu färbenden Stoff gab man schließlich in die ’stinkende Brühe‘. Heraus kam dann erst einmal ein gelblich-grüner Stoff, der der Sonne ausgesetzt wurde. Mit Hilfe von Sonnenlicht und dem Sauerstoff in der Luft oxidierte der Stoff und erhielt dadurch seine blaue Farbe. Das brauchte seine Zeit, Zeit in der die Färber abwarteten und ‚blau machten‘. (Quelle: Wissen.de)
Es geht also um Zeit
Auch in der Geschichte von Martha und Maria geht es um Zeit. Während Martha in der Küche arbeitet, sitzt Maria da und hört zu. „Alles hat seine Zeit“, erklärt Pfarrer Volker Horlitz noch einmal. „Vom Müssen oder Sollen zum Wollen kommen.“ Er gibt den anderen Beispiele davon, wie oft wir in der Gesellschaft sagen ‚man müsste mal‘ oder ‚wir sollten‘ und damit im theoretischen bleiben, statt ins praktische Tun zu kommen.
In der Vorbereitungsrunde in der letzten Woche saßen Pfarrer Günter Ernst, Pfarrer Volker Horlitz, Regina Wedding und Wolfgang Schriegel. Normalerweise ist die Runde deutlich größer, aber in diesem Jahr fiel sie in die Urlaubszeit und so mussten sich einige Teilnehmer, wie zum Beispiel Pfarrerin Kuhn und Pfarrer Biskupek, entschuldigen. Dem Vorschlag von Volker Horlitz konnten alle folgen. Ging es doch darum in Zeiten großer Not das zu verschenken, was unser aller wertvollstes Geschenk ist: Zeit und Aufmerksamkeit. Anderen Zuhören und aus diesem Zuhören zu verstehen, was jeder einzelne von uns tun kann, um zu helfen.
Frieden im Liedgut
Nichts wünschen sich die Menschen mehr, als Frieden. Das fließt dann auch wieder ins Liedgut des Ökumenischen Ratsgottesdienst ein. Gemeinsam fanden alle in der Vorbereitungsrunde die passenden Lieder. „Den Dialog würde ich gerne wieder mit Annette Kirchhoff sprechen“, bat Regina Wedding. Kurz wurde der Ablauf skizziert, in dem es auch wieder Fürbitten geben soll. Wolfgang Schriegel wird der inzwischen Verstorbenen gedenken und Volker Horlitz ließ sich überreden das Lied ‚Herr gib uns Deinen Frieden‘ auf der Gitarre zu begleiten. Die Kollekte soll in diesem Jahr dem Verein Du-Ich-Wir e.V. gewidmet sein, der sich mit Nachhilfe und zusätzlichem Sprachunterricht in diesem Jahr zusätzlich zu dem langjährigen Engagement für Flüchtlingskinder, in besonderer Weise für die schnelle Integration ukrainischer Kinder eingesetzt hat.
Der ökumenische Ratsgottesdienst findet in diesem Jahr schon zur Ratssitzung im September statt. Datum: 6. September 2022. Der Ort (Heilig-Geist-Kirche oder St. Johannes der Täufer) steht noch nicht fest, da noch nicht sicher ist, ob die Ratssitzung im Bürgerhaus stattfinden kann und wird oder in der Stadthalle.

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