Lärmsanierung der Bahn kommt (vielleicht) 2026

von Ria Garcia

Bahnhof in Alt-Erkrath. Foto/Archiv: Christian Zimmer

„Versprechen können wir heute nichts“, sagte Projektleiter Dr. Stefan Reichling (DB InfraGO AG) im Ausschuss für Planung und Umwelt zur Zeitplanung der Lärmsanierung in Erkrath.

Schon lange warten viele, von Bahnlärm betroffene Anwohner, auf die Lärmschutzsanierung der Deutschen Bahn. Vor ziemlich genau drei Jahren musste Dr. Stefan Reichling im Ausschuss für Planung und Umwelt bereits darüber informieren, dass die Bauarbeiten nicht, wie ursprünglich geplant, 2022 erfolgen werden, sondern erst 2024 (wir berichteten). Im vergangenen Jahr haben wir dann für unsere Leser nachgefragt, um zu erfahren, dass man sich in Erkrath ein weiteres Jahr gedulden müsse (auch darüber haben wir berichtet). Im Ausschuss hieß es dann, dass die notwendige Kampfmittelerkundung Ende 2025 und die eigentlichen Baumaßnahmen 2026 erfolgen sollen.

Projektleiter Dr. Stefan Reichling war mit seiner Kollegin Antonia Fölling (Projektmanagerin) nach Erkrath gekommen, um den aktuellen Stand der geplanten Lärmschutzmaßnahmen zu präsentieren. Die Powerpoint-Präsentation (unterhalb abfotografiert eingefügt), zeigte erst einmal grundsätzliches zu den möglichen Lärmschutzmaßnahmen, bevor sie auf die Planung in Erkrath einging. Seit Mai 2023, den Plan hatte uns die DB auf Nachfrage zur Verfügung gestellt, gab es Änderungen. So entfällt etwa eine geplante Lärmschutzwand (unterhalb im Plan SSW 2 in Alt-Erkrath – Rathelbecker Weg), an deren Stelle nun passiver Lärmschutz an der vorhandenen Wohnbebauung erfolgen soll und eine Zauneidechsenpopulation muss in ein neues Habitat umgesiedelt werden. Ein passenden Grundstück sei schon ermittelt. Das befinde sich in städtischem Besitz und die Abstimmungen dazu müssen noch erfolgen.

In Hochdahl gab es darüber hinaus eine Kürzung. Eine Lärmschutzwand (im Plan SSW 8) wird statt 200 Meter nur 50 Meter lang sein. „Hier sind wir auf viele Leitungen für Wasser, Gas und Strom gestoßen, die den Bau einer Lärmschutzwand verhindern“, erklärte Antonia Fölling. Leitungen und die räumliche Enge waren auch für den Wegfall der geplanten Lärmschutzwand am Rathelbecker Weg verantwortlich. Dafür habe man sich in Erkrath zu einem Lückenschluss von 70 Metern entschlossen. Die Maßnahmen SSW 1 und 3 wurden dafür unter SSW 1 zusammengefasst. „Das wirkt sich positiv auf Teile der Bahnstraße aus“, ließ Antonia Fölling die Ausschussmitglieder wissen.

Stand: 26.06.2024

Fragen der Politik

Peter Knitsch (Grüne) wollte wissen, wie es um den Lärmschutz für das neu entstehende Wohngebiet Wimmersberg bestellt ist, das sei zu Beginn der Planungen ja noch ein Gewerbegebiet gewesen und deshalb nicht berücksichtigt. „Die Förderung des Lärmschutzes gilt nur für Wohngebiete, die bis 2015 gebaut wurden. Für den Lärmschutz neuerer Gebäude ist der Bauherr zuständig“, ließ Antonia Fölling ihn wissen. Daraufhin wollte er wissen, ob der Investor dafür an die Bahn herantreten müsse. Die Antwort gab Jörn Wessendorf (Fachbereichsleiter Stadtplanung): „Das ist mit dem Bauherren besprochen. Aufgrund der enorm hohen Kosten wird der Schallschutz hier durch die Riegelbebauung erreicht.“ In der Planung würden die Fenster überwiegend abseits der Bahngleise angeordnet. Beigeordnete Carola Beck ergänzte später, dass seitens Catella inzwischen die Info kam, dass die Fördertöpfe für dieses Jahr ausgeschöpft seien, sodass sich der Baubeginn verzögere. Um eine Förderung für 2025 wolle man sich frühzeitig bemühen. Knitsch kommentierte die Information mit: „Das entwickelt sich am Wimmersberg so, wie von uns Grünen befürchtet.“

Auf Fragen zum passiven Lärmschutz am Rathelbecker Weg erfuhren die Ausschussmitglieder, dass dieser überwiegend durch Schallschutzfenster und Lüftung erreicht würde. Die Kosten dafür würden zu 75 Prozent vom Bund getragen. 25 Prozent müssen die Eigentümer selbst aufbringen. Nachteil des passiven Lärmschutzes: Er wirkt nur im Haus. In Gartenbereichen ist die Lärmbeeinträchtigung unvermindert.

Uli Schimschock (Einzelmitglied) erkundigte sich, ob die Möglichkeit bestehe das denkmalgeschützte ehemalige Empfangsgebäude am Bahnhof Hochdahl aus der Lärmschutzwand auszusparen und dort passiven Lärmschutz einzuplanen, da die Lärmschutzwand ansonsten den Blick darauf versperre. Jörn Wessendorf erklärte, dass man sich aufgrund der Nutzung des Gebäudes für die Lärmschutzwand entschieden habe, die würde an dieser Stelle aber transparent geplant. Darauf hin wollte Helmut Rohden (CDU) wissen, ob man in Hochdahl nicht komplett transparente Lärmschutzwände einsetzen könne und erfuhr, dass diese weniger Lärm absorbieren und auch oft schnell durch Grafitti bunt würden. Da würde auch der aufgebrachte Schutz nur über begrenzte Zeit helfen, da dieser sich mit jeder Reinigung abträgt. Grundsätzlich wäre das dennoch möglich. Möglicher Weise könne der Bund als Fördermittelgeber aber einen solchen Antrag ablehnen. Auf die farbliche Gestaltung der nicht transparenten Lärmschutzwände hat die Stadt Einfluss.

Die Frage, ob man passive Lärmschutzmaßnahmen, da je keine Streckensperrungen erfolgen müssen, vorziehen könne, verneinte Antonia Fölling. Da die Förderung für die Maßnahmen gemeinsam beantragt werde, könne man das nicht vorab umsetzen. Auf die Frage, ob für die Maßnahmen Bäume gefällt werden müssten, antwortete sie, dass sich einzelne Fällungen nicht verhindern lassen, für die es Ausgleichsmaßnahmen geben werde.

Kritik gab es seitens der Politik an den mehrfachen Verzögerungen. Bernhard Osterwind (BmU) befürchtete, dass es eine Fortsetzung der Verschiebungen geben könnte. „Versprechen können wir heute nichts“, erklärte Dr. Reichling dazu. Schon die nächste marode Brücke könne den Zeitplan der Streckensperrungen ins Wanken bringen. „Das frustriert uns auch“, versichterte er. Er wies darauf hin, dass auch größere Änderungswünsche seitens der Politik (Beispiel transparente Lärmschutzwände für ganz Hochdahl) den Zeitplan gefährden könnten. Seitens der Bahn achte man aber darauf verschiedene Baumaßnahmen, wie den Umbau der Bahnhöfe und die Lärmsanierung zusammenzufassen, sodass die Strecken nicht mehrfach gesperrt werden.

Vor Beginn der Maßnahmen soll es auf jeden Fall noch eine Bürgerinformationsveranstaltung geben, in der betroffene Anwohner Fragen stellen können.

Bilder aus der Präsentation zur Lärmsanierung

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