In dieser Woche stellten Landrat Thomas Hendele, Annette Henning (Leiterin Direktion Kriminalität) und Thomas Schulte (Leiter Abteilung Polizei) die Kriminalstatistik für das Jahr 2022 vor.
„Es war ein außerordentlich friedliches Karnevalswochenende. Herzlichen Dank dafür“, begann Landrat Thomas Hendele die Präsentation. Der Dank gilt natürlich allen, die den Straßenkarneval mitgefeiert haben und dazu beigetragen haben, dass es so friedlich blieb. Hendele erinnerte daran, dass er im letzten Jahr bei der Präsentation der Kriminalstatistik gesagt hatte: „So gut wird es nicht mehr.“ Er sollte Recht behalten, denn mit der Rückkehr der Normalität und dem Wegfall der Beschränkungen nach Corona haben die Straftaten um 11,47 % zugelegt. Dennoch liegen die Zahlen deutlich unter den in der Vergangenheit. 2013 waren es 33.399 erfasste Fälle in 2022 waren es 28.834 Fälle. Der Kreis liegt darüber hinaus deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Während die KHZ (Kriminalitätshäufigkeitszahl, Anzahl der Straftaten berechnet auf 100.000 Einwohner) im Land bei 7.624 lag, lag sie im Kreis bei 5.911. Vergleicht man den Kreis mit Düsseldorf ist der Unterschied noch deutlicher, denn Düsseldorf liegt mit seiner KHZ bei rund 12.000. „Eingebunden in städtische Strukturen ist die Aufklärungsquote im Kreis exzellent“, erklärt der Leiter der Abteilung Polizei Thomas Schulte. Die liegt im Kreis aktuell bei 51,62 %.
Erkrath
Während die Straftaten insgesamt (erfasste Fälle) im gesamten Kreis gestiegen sind, sind sie in Erkrath – entgegen dem Trend – leicht gesunken. Das drückt sich auch in der Kriminalitätshäufigkeitszahl (KHZ) aus. Lag sie 2021 bei 5.265, ist sie in 2022 auf 5.166 gesunken. Das erscheint vielleicht ‚marginal‘ ist aber mit dem Wissen, dass in allen anderen kreisangehörigen Städten von ‚leicht‘ bis ‚erheblich‘ gestiegen sind, schon eine Besonderheit. Die Aufklärungsquote sank hingegen, was sich aber – so Schulte – auch über die gesunken Fallzahlen in Relation erkläre. Aber das ist nur der Blick auf die Gesamtzahlen. Zuwächse gab es in Erkrath hingegen vor allem bei Sexualdelikten und im Bereich Raubdelikte und Diebstähle.
Senioren und Betrugsdelikte über WhatsApp
Sorge bereitet – nicht nur im Kreis – die Zunahme der Betrugsdelikte gegenüber Senioren. Die Zahlen sind landesweit hoch und der Kreis ist mit einer recht hohen Zahl an wohlhabenden Senioren ein beliebtes ‚Jagdrevier‘ für Betrüger. Durchschnittlich 162 versuchte Taten gab es im Kreis im vergangenen Jahr und die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, denn nicht jeder erkannte Versuch (Beispiel: Vermeintliche Nachricht eines Kindes über WhatsApp mit der Mitteilung „Hallo Mama, ich habe eine neue Rufnummer …“) wird der Polizei auch gemeldet. Zwar sei es kaum möglich, den Absender – der in der Regel eine Prepaid-Nummer nutzt – zu ermitteln, aber die Meldung wäre für die Ermittlung der tatsächlichen Fallzahlen wichtig. Die Polizei empfiehlt die Meldungen zu ignorieren und gegebenenfalls zu löschen, aber dennoch der Polizei zu melden. „Die fliegen sonst unter unserem Radar“, erklärt Landrat Hendele. Außerdem sollten die Empfänger solcher Nachrichten umgehend ihre Kinder unter der bisher bekannten Rufnummer anrufen, das schaffe Sicherheit. Gerade bei dieser Masche fallen nicht nur Menschen herein, die sich schon lange im Ruhestand befinden.
Dass es im Kreis bei den Betrugsdelikten gegen ältere Menschen nur vergleichsweise wenig vollendete Straftaten gibt, liegt vor allem an der Präventionsarbeit, erklärte Thomas Schulte. Gerade in diesem Bereich war man im Kreis sehr aktiv. Von Hausbesuchen über die ASS!e hin zu viel Öffentlichkeitsarbeit auch übers Radio und Aktionen wie ‚Dank an die Bank‘, mit der Bankmitarbeiter sensibilisiert wurden, habe man viel erreicht.
Bandenkriminalität
Der Schwerpunkt der Mettmanner Polizei ‚Kriminalitäts- und Einsatzschwerpunkte zur Bekämpfung krimineller Gruppierungen – kurz KEK – unter Berücksichtigung der Bekämpfung von Betäubungsmittelkriminalität wurde letztmalig in dieser Art erfasst. Das neue Projekt ‚ZooM‘ (Zielorientierte operative Maßnahmen) ersetzt KEK weitestgehend. Dennoch habe man weiter lokale Brennpunkte bei illegalen Rauschmitteln im Blick. Aber auch illegale Lotterien und ähnliches stehen im Fokus.
Gewalt und Computerkriminalität
„Zuwächse bei den Straftaten gab es bei der Computerkriminalität. Die Straftaten sind schon während der Pandemie angestiegen“, erklärte Annette Henning, Leiterin der Direktion Kriminalität. Dennoch mache die Computerkriminalität im Vergleich immer noch einen kleinen Teil aus. Sie liegt bei 2,6 % während Diebstähle bei 32 % lägen. Auch die Vermögensdelikte, zu denen die Betrugsmaschen über WhatsAPP zählen, lägen mit 17 % deutlich höher. Sorge mache auch die Zunahme von Gewaltdelikten im Kreis. Fälle von schwerer und gefährlicher Körperverletzung haben um 19,4 % zugenommen. Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte hat sogar um 26 % zugenommen.
Jugendkriminalität
Die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 (U21) liegt – wie im Landestrend hoch und ist im letzten Jahr noch einmal angestiegen. Von 2.241 Tatverdächtigen unter 21 Jahren waren 22 % unter 14 Jahren, 43 % im Alter von 14 bis 18 Jahren. Bei den Tatverdächtigen Kindern sei eine Zunahme von 30 % zu verzeichnen. „Wir müssen verhindern, dass aus Kindern Intensivtäter werden“, betonte Landrat Hendele. Mit dem Handlungs- und Prüffallkonzept zur Früherkennung von und dem Umgang mit Personen mit Risikopotential, kurz PeRiskoP, versucht die Polizei dem entgegenzuwirken. Ein möglicher Faktor für den Anstieg der Zahlen, sei die Pandemie. „Wir haben uns immer schon um Intensivtäter gekümmert“, erklärte Henning. Aber das Intensivtäterkonzept koste viele Personalressourcen und könne nur einzelne Personen erreichen.
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