Klang.Räume.Oberstadt – Wenn das Viertel klingt

von Ria Garcia

Als 'Naive Music' bezeichnet Daniel Benyamin seine Musikrichtung, die mit riss. Multitalent Zar Monta Cola am Schlagzeug spielt selbiges und Keyboard sogar gleichzeitig. Foto: Lutz Wulfestieg

… dann sind wieder die Klang.Räume.Oberstadt, die am vergangenen Samstag in Mettmann zum dritten Mal veranstaltet wurden.

2016 wagte sich die ‘Oberstadt Initiative’ erstmals an dieses Konzertformat, das – im Ehrenamt organisiert – einen Abend lang viele kurze Konzerte mit verschiedenen Bands an ungewöhnlichen Orten bietet. Im ersten Jahr, war einer dieser Orte das noch im Umbau befindliche Weltspiegelkino, auch die ‘Alte Posthalterei’, die inzwischen abgerissen wurde, war dabei. Nach dem großen Erfolg gab es 2018 eine Fortsetzung der Klang.Räume.Oberstadt und am letzten Samstag schließlich die ‘Dritte Auflage’ und die war mit fast 600 Besuchern ‘quasi ausverkauft’. Selbst das Wetter hatte ein Einsehen und beschränkte sich auf wenige Regentropfen zu Beginn. Mehr als 50 Ehrenamtler standen am zentralen Infopoint am Markt und an den einzelnen Veranstaltungsorten bereit, um Tickets gegen Zugangsbändchen auzugeben (am Infopoint), den Zugang zu den Veranstaltungsorten zu kontrollieren oder Getränke auszugeben. Die gab es auf Spendenbasis, was bedeutet, dass kein fester Preis vorgegeben war und jeder zahlte, was er für angemessen hielt. Nicht mitgezählt bei den Ehrenamtlern: Die vielen Helfer der Freiwilligen Feuerwehr, die beim Auf- und Abbau aktiv waren und auch für den Getränkenachschub an den Veranstaltungsorten sorgten. Für den kleinen Hunger zwischendurch standen Foodtrucks bereit und natürlich auch die örtliche Gastronomie.

22 Konzerte an acht Spielorten

Ausgestattet mit einem Bändchen am Arm und dem Programmheft mussten sich die Konzertbesucher selbst entscheiden, welche der einzelnen Konzerte sie besuchen wollten. Anders als beispielsweise bei der Jazz-Ralley in Düsseldorf, warten die Klang.Räume.Oberstadt mit unterschiedlichen Musikstilen auf: Jazz, Folk, Tap, Pop, Naive Music, Klassik, Scottish Folk, Worldmusic. Die Konzerte fanden jeweils für eine halbe Stunde um 19, 20, 21 und 22 Uhr statt. Wer feststellte, das die jeweilige Band am gewählten Spielort nicht ‘seins’ oder ‘ihrs’ war, wechselte auch einfach während der Auftritte zum nächsten Spielort. Zwischen den Konzerten gab es jeweils eine halbe Stunde Pause, in der die Besucher sich auf den Weg zu einem neuen Veranstaltungsort machten und unterwegs eine Kleinigkeit essen konnten.

Mittelstraße: Daniel Benyamin

Was man sich nun unter ‘Naive Music’ vorstellen sollte, war vielen nicht ganz klar, aber alle, die sich für das erste Konzert um 19 Uhr in der Mittelstraße entschieden hatten, haben es nicht bereut. Einige entschieden sich sogar auch noch den zweiten Auftritt von Daniel Benyamin, dessen Äußeres irgendwie an Frank Zappa erinnerte, ‘mitzunehmen’. Dabei punktete nicht nur Daniel Beyamin selbst, auch sein Schlagzeuger und Keyboarder Zar Monta Cola begeisterte das Publikum. Kann man eigentlich Schlagzeug und Keyboard gleichzeitig spielen? Man(n) kann, zumindest Zar Monta Cola kann. Und zum Beweis, dass er’s kann, hier ein kleiner Mitschnitt (eine weitere Kostprobe findet Ihr auf unserem YouTube Kanal):

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St. Lambertus: Honeymunch und Alpcologne

Eine Kirche hat ihre ganz eigene Akustik. Für St. Lambertus in Mettmann gilt das besonders. Hier traten im Wechsel Honeymunch (elektronischer Jazz-Funk) und Alpcologne (Worldmusic) auf. Zwei komplett unterschiedliche Musikstile die zeigten, beziehungsweise hören ließen, wie ‘Kirche klingt’. Das galt besonders für Alpcologne, die zu Beginn den Zuhörern ‘Gänsehaut’ bescherten. Denn während die Konzertbesucher schon auf den Bänken warteten und vorne zwei gepolsterte Hocker darauf schließen ließen, dass hier gleich die Alphörner darauf ‘abgelegt’ werden, zogen Ebasa Pallada und Martin Thüringer von Eingangstür kommenden seitlich wechselnd Alphorn spielend noch vorne. Wer vorne saß, konnte die beiden noch nicht sehen, war aber vom Klang ‘eingehüllt’. Nachdem die Beiden schließlich vorne zwei Stücke gespielt hatten, gesellte sich Sängerin Victoria Riccio hinzu und das Publikum schien sich zu fragen, wie sie gegen die ‘Klanggewalt’ der Alphörner ‘ansingen’ will. Das gelang ihr mit kehlig-kräftiger Stimme, aber der Zauber der Alphörner ging in der Kombination dann irgendwie ein klein wenig unter. Auch wenn Victorias Stimme einiges wett machte, bewegte die Mischung aus Alphörnern und Gesang den einen oder anderen, zum nächsten Konzertplatz weiterzuziehen.

Weitere Konzerte

Neben der Mittelstraße und St. Lambertus gab es an sechs weiteren Orten Konzerte. In der Oberstraße, die in diesem Jahr während der Konzerte für den Verkehr gesperrt wurde, überraschten ‘Steve Crawford & Sabrina Palm’ das Publikum mit Scotish/Irish Music Acts. Im Pfarrgarten in der Kreuzstraße, den man über einen schmalen Durchgang neben dem Haus erreicht, sorgten ‘Nature Dreams’ mit Folk für romantische Stimmung. Im Mezzanotte neben dem Weltspiegelkino traten ‘NAU Trio’ (Jazz) und Samuel Jersak (Klassik) auf. Klassik gab es mit Karl-Heinz Kensche auch in der Kapelle von Haus Elisabeth. Im Weltspiegelkino unterhielt Dania König das Publikum mit Pop und Lesungen das Publikum. Im Golden K trat Daniel Luka (Tap Dance Artist) mit einem Jazz-Quartett auf und ließ bei seinen Tanzeinlagen ältere Besucher sicher an Fred Astaire denken. Im Golden K konnten die Konzertbesucher dann auch den Wahl-Berliner Benne mit seinen inspirierenden Popsongs erleben.

Verpasst?

Mit ein wenig Glück stellen die Ehrenamtler aus der Oberstadt Initiative in Zusammenarbeit mit der Stadt ja auch in Zukunft wieder die Klang.Räume.Oberstadt ‘auf die Beine’. Wer jetzt aber hofft, die gleichen Künstler noch einmal zu erleben: Fehlanzeige. “Wir suchen für die Klang.Räume.Oberstadt jedes Mal nach neuen Künstlern, die hier vor Ort nicht bekannt sind”, sagt Intendant Pascal Görtz und verspricht damit auch all denen, die in diesem Jahr oder 2016 oder 2018 dabei waren, Abwechslung. Ein paar Impressionen der Klang.Räume.Oberstadt aus 2016 und 2018 finden sich übrigens auf dem YouTube Kanal der Initiative.

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