
Wie ein Lauffeuer verbreitet sich in Erkrath gerade die Nachricht, dass gegen eine (inzwischen ehemalige) Fachkraft städtischer Kitas wegen Besitzes, Verbreitung und Herstellung von kinderpornographischem Material ermittelt wird.
Der Albtraum vieler Eltern ist in Erkrath gerade eingetreten. Sie fragen sich, ob ihr Kind möglicher Weise von Missbrauch betroffen war. In kurzfristig anberaumten Informationsveranstaltungen in mehreren städtischen Kitas übernahmen der Fachbereichleiter Jugend und eine Mitarbeitern der Pädagogischen Fachberatung, die für die städtischen Kitas zuständig ist, die schwierige Aufgabe Eltern zu informieren. Die Stadtverwaltung ist von der Polizei davon in Kenntnis gesetzt worden, dass gegen eine pädagogische Fachkraft wegen des Besitzes, der Verbreitung und Herstellung von kinderpornographischem Material ermittelt werde. In der Verwaltung hat man sofort gehandelt, die Fachkraft freigestellt und fristlos gekündigt. Den Eltern teilte man mit, dass die sichergestellten Dateien zum aktuellen Zeitpunkt wohl nicht im Zusammenhang mit den Kita-Kindern stünden. Durch den Einsatz der pädagogischen Fachkraft als Springer sind mehrere städtische Kitas betroffen.
„Wir sitzen hier alle mit riesigen Bauchschmerzen“, drückt eine betroffene Mutter die Gefühle der Eltern aus. Die Eltern erhielten eine Liste mit Kontakten, an die sie sich wenden können. Darauf die Info Hotline des Städtischen Jugendamtes Erkrath, der Kontakt einer Kinder- und Jugendpsychologin der Psychologischen Beratungsstelle Hilden, das Childhood-Haus in Düsseldorf und das Hilfetelefon für sexuellen Missbrauch oder Verdachtsfälle.
Auf Nachfrage bei der Pressestelle der Stadt Erkrath konnte man uns auch nicht mehr über den Sachverhalt sagen und verwies auf die Polizei in Wuppertal. Mit der Staatsanwaltschaft hatten wir aber bereits telefoniert.
Hintergründe und der aktuelle Stand
Wir haben mit Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert von der Staatsanwaltschaft Wuppertal gesprochen. Selbst Vater könne er die Sorge der Eltern gut nachvollziehen. „Das lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.“ Er hat uns über die Hintergründe informiert, die zur Ermittlung geführt hatten. Demnach ist die pädagogische Fachkraft in einem Centerparc in Baden-Württemberg dabei beobachtet worden, wie er Kinder filmte. Darauf angesprochen habe er gesagt: „Ich bin pädophil, aber das ist ja nicht strafbar.“ Dieser Vorfall löste das Ermittlungsverfahren und eine Durchsuchung seiner Wohnung aus, bei der die Polizei insgesamt 370 CD’s und DVD’s sicherstellte. „Bespielte Rohlinge“, so Oberstaatsanwalt Baumert. Auch das Mobiltelefon wurde sichergestellt.
In einer stichprobenartigen Sichtung von ein oder zwei CD’s erhärtete sich der Anfangsverdacht. Sie enthielten kinderpornographisches Material. Der Verdächtigte hat inzwischen einen Verteidiger. Geäußert hat er sich zu dem gefundenen Material bisher nicht. „Wer Missbrauchsopfer ist und ob der Verdächtige selbst Täter ist, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden“, sagte uns Baumert. Das gesamte Material werde jetzt vom LKA, das nach den Missbrauchsfällen in Lügde entsprechend aufgestockt wurde, ausgewertet. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen sagen, wann wir mit Ergebnissen rechnen können“, antworte er auf die Frage, wann es für die Erkrather Eltern Gewissheit gäbe. Er könne nicht einschätzen, wie viele Fälle derzeit beim LKA in Bearbeitung seien und ob es in einer Woche oder vielleicht erst in einem Monat weitere Ergebnisse geben wird.
Wir werden weiter berichten, wenn es neue Erkenntnisse gibt. Wir wünschen uns mit den Eltern, dass kein Kind in Erkrath betroffen ist, auch wenn es natürlich wünschenswert wäre, wenn überhaupt kein Kind je betroffen wäre.
Inzwischen hat auch die Polizei Wuppertal eine Pressemitteilung zu dem Fall veröffentlicht, die auch der WDR veröffentlicht hat und ankündigt heute Abend um 19.30 Uhr in der Lokalzeit Bergisches Land darüber zu berichten.
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