Katzen in Erkrath: Während Corona geliebt, jetzt ausgesetzt

Nicole Marschall

Diese vier Kätzchen aus der Sandheide haben mit ihrer Mama eine Pflegestelle in Essen gefunden. In vier Wochen können sie vermittelt werden. Foto: privat

Fünf ausgesetzte Katzenmütter mit insgesamt 21 Kitten wurden in diesem Sommer bereits in Erkrath gemeldet. Der Tierschutzverein Erkrath sucht Helfer, Pflegestellen und Menschen, die den Tieren ein dauerhaftes Zuhause geben.

Seit 2016 die Kastrations- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen in Erkrath eingeführt wurde, gingen die Zahlen unkastrierter Hauskatzen und verwilderter Kitten im gesamten Stadtgebiet deutlich zurück. An den Futterstellen des Tierschutzvereins Erkrath e.V. versorgen rund 20 ehrenamtliche Helferinnen heute ca. 50 Katzen. Zum Vergleich: Vor gut 20 Jahren mussten noch über 170 Katzen gefüttert, tierärztlich versorgt und auf eigene Kosten der Tierschützer geimpft, gechippt und kastriert werden, um weiteres Tierleid zu verhindern. 

Dank der Kastrations- und Registrierungspflicht ging in den letzten Jahren auch die Zahl trächtiger Katzen und Jungtiere, die draußen geboren werden, zurück. An den Futterstellen kennen die Betreuerinnen „ihre“ Katzen; kamen neue unkastrierte Katzen hinzu, sprachen die Tierschützerinnen die Besitzer auf die Kastrationspflicht und das drohende Bußgeld an. Auf die Frage, woher sie wisse, wohin eine Katze gehöre, antwortet Christa Becker, Vorsitzende des Tierschutzvereins Erkrath: „Nachbarn plaudern gerne…“ Dass die Zuordnung leider nicht immer so einfach ist, versteht sich von selbst und wird besonders in dicht besiedelten Vierteln wieder zum Problem der Tierschützer.

„Bis 2022 wurden uns gar keine Katzenmütter mit Kitten mehr gemeldet“, sagt Becker. Doch das dicke Ende der Corona-Jahre hatte die inzwischen 75-jährige Tierschützerin schon kommen sehen: Während zwischen 2020 und 2022 deutschlandweit rund zwei Millionen Katzen mehr als in anderen Jahren ein neues Zuhause fanden, scheinen viele Tiere ihren Haltern jetzt lästig zu werden. Die Tierheime sind voller denn je. Und die Ende 2022 erhöhten Tierarztgebühren tun ihr Übriges, dass Katzen und Kater unkastriert freilaufen gelassen werden oder ganz auf der Straße landen. Die Kastration einer weiblichen Katze kostet heute vielerorts über 200 Euro.

„Wir haben es geahnt, aber natürlich gehofft, dass es nicht so schlimm wird“, sagt Becker enttäuscht und wütend über die wieder steigende Zahl unkastrierter Freigänger und ausgesetzter Katzen: „2023 wurden uns schon fünf Mütter mit insgesamt 21 Kitten gemeldet. Darunter zwei reinrassige Russisch Blau, die wahrscheinlich Schwestern sind.“ In der vergangenen Woche haben die Tierschützer eine dieser Katzen mit ihren fünf Babys in der Sandheide sichern und in einer Pflegestelle unterbringen können. Der Schwester mit ihren drei Kindern sind die Tierschützerinnen noch auf der Spur, ebenso einer weiteren Mutter mit vier Kindern – auch in Hochdahl. Eine Schildpatt-Mama wurde mit ihren fünf Jungen wurde in einer Pflegestelle des Katzenschutzbundes Essen einquartiert.

Unkastrierte Freigängerkatzen nehmen zwangsläufig Kontakt mit anderen Katzen auf und tragen fortlaufend zur Vermehrung bei. Eine Katze wirft laut Berechnungen des Deutschen Tierschutzbundes e.V. in der Regel zweimal pro Jahr fünf bis sieben Junge. Pro Wurf überleben im Durchschnitt drei Jungtiere und vermehren sich weiter. Nach drei Jahren kann so aus einem einzigen unkastrierten Kater, der eine unkastrierte Katze trifft, eine Population von rund 500 Tieren erwachsen. Natürliche Feinde haben Hauskatzen bei uns nicht und das rare Nahrungsangebot müssen sich auf der Straße lebende Katzen mit unseren heimischen Wildtieren teilen. Ein fataler Kreislauf, der nur durch die konsequente Kastration aller Hauskatzen mit Freigang unterbrochen werden kann.

„Wir brauchen in Deutschland eine generelle Kastrations- und Meldepflicht. Jede Freigängerkatze ohne Ausnahme muss gechippt und registriert sein. In Österreich funktioniert das ja auch“, so Christa Becker: „Wenn die Halter zu identifizieren sind und mit Geldbußen rechnen müssen, läuft es.“ Bestes Beispiel ist das „Problem“ mit streunenden Hunden, das es hierzulande de facto nicht mehr gibt. Einen einzigen Hund musste der Tierschutzverein Erkrath in den letzten Jahren vermitteln. Werden die Tierschützer das jemals auch von den Katzen sagen können?

Tierschutzverein sucht Helfer, Pflegestellen und Zuhause für Katzen

Für die noch zu sichernden Katzen sucht der Tierschutzverein Erkrath Pflegestellen, in denen Mütter und Kitten gemeinsam untergebracht werden, bis die Jungen ab der 14. Woche und ihre Mütter in dauerhafte Zuhause vermittelt werden können. Die bereits gesicherten Katzenkinder sind zehn Wochen alt und leider auf dem Weg in die Verwilderung. Wer sich mit den Kätzchen beschäftigen mag, um sie an Menschen zu gewöhnen, ist herzlich in der Pflegestelle in Haan willkommen. Außerdem sucht der Tierschutzverein stets tierliebe Menschen, die bei der Betreuung der Futterstellen und/oder der Sicherung der Katzen helfen. Weitere Infos: 02129 / 31649

Bild 1: Die hübsche Trikolor-Mama konnte mit ihren Jungen in der Sandheide gesichert werden und lebt im Moment in einer Pflegestelle des Katzenschutzbunds Essen. In vier Wochen können die Tiere vermittelt werden. 

Bild 2: Katzenmutter Maruschka wurde mit ihren Jungen in der Sandheide gefunden. Ihre Schwester – ebenfalls mit Kindern – wird aktuell noch gesucht. 

Bild 3: Fünf junge Kätzchen aus der Sandheide leben aktuell mit ihrer Mama in einer Pflegestelle in Haan und freuen sich über tierliebe Besucher, die sich mit ihnen beschäftigen, damit sie sich an Menschen gewöhnen.

Bild 4: Auch dieses niedliche rote Tigerchen wird dank des Tierschutzvereins Erkrath dem Elend als Straßenkatze entkommen.

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