Julian Rüttgers wird neuer Kino-Chef

Das älteste, aber zugleich auch eines der modernsten Kinos überhaupt, bleibt Familienbetrieb. Julian Rüttgers (r.) tritt die Nachfolge von Thomas Rüttgers an. Foto: Ria Garcia

“Das war für mich das schönste Weihnachtsgeschenk, als mein Sohn mir sagte, jetzt könne er sich vorstellen ins Kino einzusteigen”, ist Thomas Rüttgers vom Weltspiegel-Kino die Freude über die Entscheidung seines Sohnes anzumerken.

Das Weltspiegel-Kino feiert Jubiläum und Thomas Rüttgers feiert die Familiennachfolge. Fünf Jahre ist es her, dass Rüttgers nach einem halbjährigen Umbau das älteste Kino Deutschlands mit modernster Technik wieder eröffnete. Am 16. Dezember 2016 ging es mit dem Kinostart von ‘Starwars’ los. “Da waren erst zwei der drei Säle fertig”, erinnert sich Thomas Rüttgers. Pünktlich vor Weihnachten war dann auch der dritte Saal fertig.

Seit dem haben mehr als 250 TSD Menschen das Weltspiegel-Kino besucht. Rüttgers hat Kino immer wieder neu erfunden. Kino ist für ihn nicht einfach nur ‘Filmvorführung’ (wenn diese auch mit der modernen Technik im Weltspiegel schon an sich ein Erlebnis ist). Kino ist für ihn Begegnungs- und Erlebnisraum. Von Live-Übertragungen von Konzerten über Generationenkino hin zur Buchung für private Feiern, Game-Sessions, Schul- oder Hochschulvorträge oder auch für Sondervorstellungen mit selbst ausgewähltem Film ist vieles möglich. Die Pandemie hat Rüttgers genutzt, um sogar noch mehr möglich zu machen. Hatte er sich schon nach dem Hitzesommer 2019 entschieden eine Klimaanlage mit hocheffizientem Luftaustausch zu installieren, hat er mitten in der Pandemie im Kino umgebaut, eine Bühne eingebaut, neue Ton- und Lichttechnik installiert. Nicht zu vergessen das Autokino in drei Städten des Kreises und das Open-Air-Kino. “Als mit Corona plötzlich alles zusammenfiel, stand ich vor der Frage ‘Füße hochlegen’ oder aktiv werden”, erinnert er sich. Das Ergebnis kennen wir alle, denn Erkrath war die erste Stadt im Kreis, die vom Autokino profitierte.

In Mettmann hat man Thomas Rüttgers von Beginn an herzlich aufgenommen. Die Mettmanner waren froh, dass es nach der Familie Papenhoff einen Nachfolger im Kino gab und dass das Kino nun auch noch auf dem neuesten Stand der Technik war. “Wir fühlen uns hier wohl, weil wir von den Mettmannern geliebt werden”, drückt Rüttgers aus, was den Familienbetrieb in Mettmann ausmacht. Und weil die Mettmanner ihr Kino so lieben und Rüttgers Arbeit so schätzen, gab es auch schon den Heimatpreis für das älteste Kino Deutschlands.

Die Pandemie hat die Kinos auf die Probe gestellt und nachdem durch viele Filmstartverschiebungen die Studios die 90 Tage Vorlauffrist für Kinos aussetzten (bis Filme ins Streaming gehen oder auf DVD erhältlich sind), stand auf der Kippe, ob die Kinos diese Entwicklung überhaupt überleben werden. “Das Kino erlebt gerade eine Renaissance”, freut sich Rüttgers, dass die Entwicklung ganz anders läuft. Am Ende sei es eben doch nicht das Gleiche, ob man einen Film zu Hause auf dem Sofa per Streaming anschaut oder man ihn auf großer Leinwand im abgedunkelten Kinosaal mit Freunden bei Popkorn und mit unschlagbarem Sound erlebt. Inzwischen gab es zwischen Filmfirmen und Kinos auch eine Einigung über künftige Vorlauffristen. Die werden nicht mehr überall 90 Tage betragen, aber die Einigung scheint für beide Seiten tragbar. “Mit dem Autokino und später nach dem Lockdown ist unser Publikum wieder deutlich jünger geworden”, hat Thomas Rüttgers überdies festgestellt. Auch hat das Weltspiegel-Kino inzwischen viele zusätzliche Besucher aus umliegenden Städten. Da kommt ‘der Wechsel in der Chef-Etage’ möglicher Weise gerade richtig.

Julian Rüttgers: Kino erst nach Orientierungsphase

Am 1. Dezember hat Julian Rüttgers, gerade einmal 25 Jahre alt, das ‘Zepter’ im Weltspiegel-Kino übernommen. Damit ist er vielleicht – zumindest im Moment – der jüngste Kinobetreiber in Deutschland, der darüber hinaus das älteste Kino Deutschlands führt. Dass er eines Tages in die Fußstapfen seines Vaters tritt, war vorher nicht klar. “Ich habe es immer als Chance oder Möglichkeit gesehen, hab mir aber alles offen gehalten”, sagt er. Studiert hat er BWL, unter anderem mit einem Schwerpunkt im Personalwesen. Neben Praktika und immer wieder Hilfe im ‘Familienbetrieb’ Kino, hat er Berufserfahrung in der Kosmetikbranche und bei einem Personaldienstleister gesammelt. Im Kino hat er sich gemeinsam mit seiner Freundin schon einige Zeit um die Social Media Aktivitäten gekümmert. Und natürlich hat er, wann immer es ging, auch beim Auto- oder Open-Air-Kino mit angepackt. Sein Gesicht ist vielen also nicht unbekannt.

Julian Rüttgers ist mit Kino groß geworden. Schon als Junge hat er mit seinem Bruder im Keller des Elternhauses ein kleines Kino als ‘Gaming Studio’ aufgebaut. “Das fanden unsere Freunde natürlich klasse”, grinst er. Daher stammte auch die Idee die Kinosäle für Gaming Sessions zu vermieten, was inzwischen gerne genutzt wird. “Inzwischen verändert sich ja auch die Vereinslandschaft und vielleicht sind wir eines Tages die Anlaufstelle für Gaming Clubs”, schließt Julian Rüttgers nicht aus, dass dieser Bereich wächst. Wie auch sein Vater schon in den vergangenen Jahren sieht er das Kino nicht als Raum nur zum Filme schauen. Was ihn nun zu der Entscheidung bewogen hat, doch ganz in den Kinobetrieb einzusteigen hat vor allem mit einem zu tun: “Es ist dieser nahe Kontakt zu den Menschen, der direkte Austausch, das Feedback, das man erhält.” Und es sind natürlich auch die Möglichkeiten zu gestalten. “Meine Freundin steht 100 Prozent hinter mir”, erzählt Julian Rüttgers, dass er seine Entscheidung nicht im Alleingang getroffen hat.

Thomas Rüttgers setzt sich nicht zur Ruhe

Dass sich Thomas Rüttgers nun zur Ruhe setzt, hat sicher niemand erwartet, der ihn einmal kennengelernt hat. Er wird sich künftig mehr in sein Kinotechnik-Unternehmen einbringen, dass schneller wieder gewachsen ist, als er das eigentlich geplant hatte. Er ist erfolgreich in diesem Bereich, war mit einem Unternehmen 2011 der größte Kinotechnikanbieter in ganz Europa. Dann verkaufte er das Unternehmen. Aber die Leidenschaft für Kinotechnik ließ in nicht los. 2015 gründete er erneut ein Unternehmen für Kinotechnik. “Ich hatte meiner Frau versprochen, dieses Mal nur in Deutschland aktiv zu sein”, verrät er. Inzwischen baut er bereits in drei anderen Ländern ein Kino auf. “Kino ist sehr zeitaufwändig”, sagt er mit Blick auf Betrieb des Weltspiegel-Kinos, das nun in ‘Familienhand’ bleiben wird.

Aber er hat auch verraten, dass das Weltspiegel-Kino künftig nicht das einzige Kino der Familie Rüttgers im Kreis Mettmann bleiben wird. Schon ist der Bau eines ganz neuen Kinos mit sechs Sälen mit Platz für insgesamt cirka 600 Zuschauer geplant. Welche Stadt im Kreis sich über dieses neue Kino freuen darf, haben Thomas und Julian Rüttgers aber noch nicht verraten. Nur soviel: Ratingen ist es nicht. Und so müssen wir alle uns noch bis Januar gedulden, denn dann soll ‘das Geheimnis’ gelüftet werden.

Kinozeit zum Jahreswechsel

Noch wissen wir alle nicht, wie ein erneuter Lockdown uns alle einschränken wird. Klar ist: Mit 99 Prozent Luftaustausch über die Klimaanlage haben Aerosole im Weltspiegel-Kino wenig Chance Menschen zu infizieren. “Es gab in der ganzen Zeit keinen Ansteckungsfall bei uns im Kino”, versichert Rüttgers Senior. Dazu beigetragen hat natürlich auch die Entscheidung Filme zeitlich versetzt starten zu lassen, um Besucherströme im Ein- und Ausgangsbereich zu entzerren.

Neben dem Programm rund um Weihnachten soll das Kino ab kommenden Montag bereits morgens um 11 Uhr starten und vormittags Kinderfilme ausstrahlen. Damit kommt, bei allen, die nicht verreist sind, keine Langeweile auf. Was das Kino für Groß und Klein um, an und nach Weihnachten bietet, stellen wir in den nächsten Tagen mit kurzen Artikeln über die einzelnen Filme vor. Soviel schon einmal als Vorab-Info: Der neue Spider-Man schlägt auch im Weltspiegelkino alle bisher dagewesenen Besucherzahlen bei neuen Filmen. Sogar der Bond wird übertroffen.

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