Inzidenzen und andere Ärgernisse

Symbolbild: Bianca van Dijk / Pixabay

Gestern äußerte sich der Kreis zu den inzwischen aufgeholten Rückständen bei der Fallerfassung. In den sozialen Netzwerken machte sich der Ärger von Kreiseinwohnern und Geschäftsleuten Luft.

In der Überschrift der Pressemitteilung des Kreises heißt es, man erwartet sinkende Inzidenzwerte. Heute liegt die Inzidenz allerdings erst einmal bei einem Höchstwert von 224,5. Eine Berechnung, wie hoch die Inzidenzwerte der letzten Tage berichtigt lagen, fehlte und so entstand viel Raum für Spekulationen.

Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken

Auf der Facebook-Seite des Kreises Mettmann äußern Bürger ihr Unverständnis. In Facebook-Gruppen machen sie ihrem Ärger Luft. “Nach meinen Informationen werden jedoch ‘alte’ Zahlen zwingend nach den Regeln den Tagen zugeordnet, an denen sie entstanden sind. Wieso also beeinflusst der Personalstand die heutigen Zahlen? (Paragraph 11 Infektionsschutzgesetz)?”, fragt ein Bürger. Die nicht ganz aufhellende Antwort aus dem Kreis: “Weil der Engpass sich auf wenige Tage beschränkt hat und die Inzidenz für einen Zeitraum von 7 Tagen berechnet wird.”

“Ich bin einfach fassungslos. Dieser Inzidenzwert ist ausschlaggebend, um einen Hauch von Normalität zurückzubekommen. Das ist an Inkompetenz nicht zu überbieten, freundlich ausgedrückt eine bodenlose Frechheit. Sicherlich ist hochqualifiziertes Fachpersonal nötig, um Faxe und Emails auszuwerten…”, schreibt etwa ein Gruppenmitglied in einer Mettmanner Gruppe. Auch eine Geschäftsinhaberin aus dem Einzelhandel meldet sich zu Wort: “An unfassbarer Frechheit nicht zu überbieten! Davon hängen Existenzen ab und solch ausschlaggebende Werte werden ‘aufgearbeitet, wegen personellen Engpässen’??? Wir sind fassungslos, dass so etwas rechtens ist!”

In Erkrath reagiert man auf Facebook auch nicht gerade erfreut. “Ein deutsches Trauerspiel in einer der angeblich führenden Industrienationen. Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast!”, ist in einer Gruppe zu lesen. Ein anderes Gruppenmitglied schreibt: “Echte Profis am Werk! Macht ja nichts, machen wir halt noch länger Home Schooling, wir haben ja sonst nichts zu tun.”

Hätte es Lockerungen geben können?

Wir haben beim Kreis nachgefragt, ob sich in den vergangenen 10 Tagen etwas geändert hätte, wenn die Inzidenzen tagesaktuell berechnet worden wären. Die Antwort von Daniela Hitzemann, Pressesprecherin des Kreises: “Nein, wir hätten im Kreis an keinem der Tage die Inzidenzwerte von 165 oder 150 unterschritten, bei denen eine Lockerung hätte eintreten können.” Ausschlaggebend sind diese beiden Werte für den Wechselunterricht in Schulen und für Lockerungen im Einzelhandel. Heute ist der Inzidenzwert noch einmal auf 224,5 angestiegen, was zu weiteren Kommentaren führte. “In den kommenden Tagen bedeutet nicht morgen”, verweist Daniela Hitzemann auf die herausgegebene Pressemeldung.

Engpässe auch beim Straßenverkehrsamt?

Bei unseren Kollegen von Taeglich.me klagt ein Kommentator zu weiteren Ärgernissen im Kreis: “Weil das Strassenverkehrsamt geschlossen ist, kann ich meinen seit Januar abgelaufenen LKW Führerschein nicht verlängern. Da ich Rentner bin brauche ich den nicht unbedingt argumentiert das Strassenverkehrsamt. Das ich für die Verlängerung diverse Unterlagen und Weiterbildungen benötige und dafür bereits über 600 € bezahlt habe, interessiert auch nicht. Speditionen bei denen ich dann kurzfristig einspringe, wenn Fahrer ausfallen, müssen Touren absagen.
Mal sehen ob es mir diese Woche gelingt einen Termin zu bekommen. Wir haben ja inzwischen Schnelltests.”

Wir haben auch dazu nachgefragt. Laut Daniela Hitzemann gibt es derzeit keine personellen Engpässe im Straßenverkehrsamt. Termine können ganz normal online vereinbart werden. “Es sind auch aktuell noch genügend Termine frei”, ergänzt sie.

Kommentar: Die Aufregung in den sozialen Netzwerken hätte kleiner ausfallen können. Mit einem Satz hätte erklärt werden können, dass die Inzidenzen an keinem Tag so niedrig waren, dass Lockerungen hätten eintreten können.

Die Pressemitteilung des Kreises Mettmann, auf die sich die oben genannten Reaktionen beziehen:

Rückstände in der Fallerfassung sind aufgearbeitet
Kreis erwartet sinkende Inzidenzwerte

KREIS METTMANN. Ende April/Anfang Mai hatte der Kreis durch personelle Ausfälle und durch gleichzeitige technische Probleme eines Labors große Rückstände bei der Meldung von Infektionsfällen an das RKI. Deshalb sank der Inzidenzwert scheinbar und erreichte am 2. Mai einen unrealistisch niedrigen Wert von 152. Mit Anfang der vergangenen Woche wurde zusätzliches Personal im Gesundheitsamt eingesetzt, um die Fälle aufzuarbeiten. Durch die Nachmeldungen flossen täglich über 200 Neuinfektionen in die Statistik ein, wodurch der Inzidenzwert auf über 200 anstieg. Noch am Sonntag (9. Mai) lag die Inzidenz bei 213,2.

Inzwischen sind die Fälle jedoch aufgearbeitet. Die tagesaktuellen Erfassungen haben in den vergangenen drei Tagen im Schnitt jeweils rund 120 Neuinfektionen ergeben, sodass davon ausgegangen werden kann, dass sich der Inzidenzwert auch im Kreis Mettmann in den kommenden Tagen nach unten entwickeln wird.

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