Investor Catella präsentiert Energiekonzept Wimmersberg

von Susann Krüll

Düssel-Terrassen. Bild: Catella

Vor Kurzem fand eine Informationsveranstaltung der Catella Project Management GmbH statt, auf der das Energiekonzept des am Wimmersberg geplanten Neubaugebiets vorgestellt wurde. Fazit: Auf fossile Energien zum Heizen und zur Warmwassergewinnung soll mittels einer eigenen Energieversorgung verzichtet werden.

Neben Vertretern der im Erkrather Rat vertretenen Parteien waren auch Bürgerinnen und Bürger gekommen, die im Anschluss – wie die Ratsmitglieder auch – einige Nachfragen zu der PowerPoint Präsentation hatten, die Geschäftsführer Klaus Franken, CEO der Catellla, hielt. Simon Boos, Project Manager für das ‘Düssel-Terrassen’ genannte Bauprojekt, sowie Vertreter der Vertragspartner der Catella, die das Energie-Konzept verantworten, waren ebenfalls anwesend: Vertriebsingenieur Karol Pertschy von der Avacon Natur GmbH, einer EON Tochter, sowie der Geschäftsführer Raphael Jungbauer von der Firma ‘Stadtentfalter GmbH’.

„Dreiklang zwischen Energiegewinnung, -versorgung und -verbrauch“

Mit diesen Worten ließe sich laut Klaus Franken das Konzept umreißen, das auf den nachfolgenden Charts mit Zahlenmaterial unterlegt wurde. Wichtig war es dem CEO zu betonen, dass in Erkrath mit den „Düssel-Terrassen ein Leuchtturmprojekt der Energiewende“  und zugleich die „zweitgrößte Klimaschutzsiedung“ in NRW entstehe. „In Mönchengladbach, in unserem Bauprojekt ‚Seestadt‘, haben wir das Klimakonzept bereits an einem anderen Bauprojekt erproben können. Hier werden im Dezember die ersten Mieter einziehen.“ Hier wie dort erfolge die Energieversorgung über Photovoltaik, Solarthermie, Wärmepumpen und ein Blockheizkraftwerk. Ein quartierseignes Wärmenetz, ein Niederenergie- auch ‚kalt Netzwärme-‘ Netz genannt, das mit Temperaturen von unter 50 Grad betrieben werde, versorge die Anwohner mit Wärme und Warmwasser. Alle Wohnungen erhielten eine Fußbodenheizung, die im Sommer durch zirkulierendes Kaltwasser auch einen kühlenden Effekt auf das Raumklima habe. „Mit diesem Mix schaffen wir es, sowohl Wasser als auch Wärme mit 75% Umweltwärme zu erzeugen, 21% stammen aus Biomethan. Zusätzlich zu dem Wärmesystem, das zudem als Speicher dient, wird ein großer Pufferspeicher entstehen“, so Frankens Ausführungen. Mit diesem Versorgungskonzept mache man das Baugebiet unabhängig von externen Versorgern. Zudem werden die im Städtebaulichen Vertrag mit der Stadt Erkrath vereinbarten Vorgaben nicht nur eingehalten, man sei sogar  „deutlich besser bei den regenerativen Energien“, wie der Geschäftsführer betonte. Als Ausblick stellte er dar, dass das Netz auch „auf Wasserstoff umgestellt werden kann, bereits jetzt H2-ready ist“.

Nach Platz 1, den die Seestadt in Mönchengladbach belegte, stünden auf dem zweiten der 100 größten Klimaprojekte in Deutschland bereits die Düssel-Terrassen in Erkrath, betonte Klaus Franken in seinem Vortrag und bezeichnete das Bauprojekt „als Reallabor der Energiewende“. Das geplante Neubaugebiet am Wimmersberg sei  durch das Wirtschaftsministerium des Landes NRW und die EnergieAgentur NRW als Klimaschutzsiedlung zertifiziert. „Es schaut fast die ganze Republik auf uns“, so Franken, der auch deutlich machte, dass aufgrund des Energiekonzepts „ein Gas-Stopp uns nicht tangieren würde“.

Als Ausblick, wie es mit dem Projekt zeitlich weiter gehe, informierte der Catella-Chef, dass fünf Architekturbüros mit der konkreten Ausführungsplanung für das Gebiet am Wimmersberg beauftragt seien, in dem 40 Prozent preisregulierter Wohnbau, 20 Prozent davon im öffentlich geförderten Wohnungsbau, realisiert werde.   

Anmerkungen, Einwände und Antworten

Als die Fragerunde nach dem Vortrag eröffnet war, meldete sich zunächst Michael Laferi zu Wort. Der Anwohner und pensionierte Stadtplaner, der bei der Stadt Düsseldorf beschäftigt war, hatte von Beginn keinen Hehl daraus gemacht, dass die Bebauung „zu dicht und zu hoch“ sei, was er auch an diesem Abend wiederholte. Er hatte dem Investor eine Gegenentwurf mit nur 400 statt 700 Wohneinheiten vorgelegt. „Ich bin fast geplättet und nehme Ihnen das erst einmal alles so ab“, begann er seinen Redebeitrag um dann zu fragen, was passiere, wenn die Sonne nicht mehr scheine. „Da werde ich den höchsten Energieverbrauch haben. Ob die schöne heile Welt, so schön heil ist, wie Sie sagen, glaube ich nicht.“ Außerdem äußerte er die Befürchtung, dass durch die dichte Bebauung „vielmehr Hitzeinseln“ entstünden. Klaus Franken nahm Bezug auf die letztgenannte Befürchtung und erklärte, dass „allein die ‚Grüne Mitte 10.000 qm² groß sei“ und für Kühle sorge. Zudem werde auch das Konzept der Schwammstadt (Anm. Red. Anfallendes Regenwasser wird lokal gesammelt und gespeichert statt es zu in das Kanalsystem einzuleiten) umgesetzt. Michael Jungbauer von Stadtentfalter beantwortete die Frage nach der Energieversorgung an so genannten Dunkeltagen: „Der riesige Speicher und das Wärmenetz bilden einen ausreichend großen Energiespeicher, so dass auch dann Heizung und Warmwasser entsprechend funktionieren, wenn keine Energie mit der Hilfe der Sonne erzeugt werden kann.“

Peter Knitsch von Bündnis 90/Die Grünen hatte, wie er sagte, vor der Bewertung zunächst diese Fragen: „Warum ist der CO²-Ausstoß nicht besser als 90kg/Mwh?“, „Woher kommt das Biomethan?“, „Warum werden nur 60% der Dachflächen mit Solarpanelen ausgestattet, warum die restlichen 40% nicht auch?“, „Wenn Sie mit Wärmepumpen arbeiten, woher kommt der Strom, ist das Grünstrom?“ und schließlich: „Sie sagten, Sie wollen mit den Stadtwerken kooperieren? Meines Wissens, wurde das skeptisch diskutiert bei den Stadtwerken, welche Rolle sie dabei spielen.“ Auch diesmal ergriff zunächst Klaus Franken das Wort und schickte voraus, dass die in den Charts enthaltenen Zahlen, wie der Co²-Ausstoß, die seien, deren Erreichbarkeit Catella mit seinen Partnern vertraglich vereinbart habe. „Es liegt in unserem Eigeninteresse die Zahlen zu unterschreiten,“ so seine Aussage. In Bezug auf die Rolle der Stadtwerke merkte er an, dass diese ‘präferierter Partner’ seien, allerdings zurzeit Kapazitätsengpässe haben. Michael Jungblut sprang Franken bei und ergänzte: „Wir sind in den unterschiedlichsten Gesprächen. Allerdings waren die örtlichen Stadtwerke vorsichtiger unterwegs, als wir das von denen in Mönchengladbach kannten.“ Zur Frage der Herkunft des Biomethans antwortete Karol Pertschy: „Auch dieses ist, genauso wenig wie Biogas, nicht 100 Prozent CO²-frei, hat aber einen wesentlich geringeren Anteil. Zudem wird es durch das normale Gasnetz transportiert.“ Klaus Franken ergänzte zur Frage nach den mit Solarzellen belegten Flächen, dass diese Bau-bedingt nicht zur Verfügung stünden, weil dort z. B. Aufzugstürme oder andere Versorgungselemente platziert werden müssten. Aber auch hier läge das Interesse von Catella durchaus darin, den Wert noch zu steigern. Die 60 Prozent seien aber ebenfalls vertraglich vereinbart.

Zwischenzeitlich ergriff Bürgermeister Schultz das Wort, nachdem es von Hartmut Herder, Die Linke, wortreiche Kritik gegeben hatte, die darin mündete, dass er nicht erwartet habe, „hier wieder nur ein Konzept vorgestellt zu bekommen und nicht das, was uns mit der Realisierung des Städtebaulichen Vertrags mit den ‚Düssel-Terrassen‘ wirklich erwartet“. Schultz stellt klar, dass es “messbare Ziele“ gebe, diese seien in ebendiesem Vertrag festgelegt. „Wir haben als Stadtrat Vorgaben gemacht, diese wurden erfüllt“. Auch Klaus Franken wies die Kritik zurück. „Kritik ist einfach, fragen Sie stattdessen doch nach dem Energiekonzept, um das es heute geht. Konkreter kann es nicht sein. Wir übererfüllen das, was der Rat vorgegeben hat. Wir sind mit einem deutlich besseren Konzept unterwegs. Es sind konkrete Werte, die festgehalten sind. Wir haben festgeschrieben, was heute möglich ist. Unsere Partner sind vorbereitet auf das, was besser zu machen ist. Ich bitte um Verständnis, dass wir noch nicht beim Bauen sind, insofern kann ich Ihnen z. B. noch nicht solche Detailfragen, wie die nach der genauen Länge des Leitungsnetzes beantworten.“

Auch Bernd Herrmann, Busunternehmer aus Erkrath, meldete sich zu Wort und verbalisierte das, wie er annahm, viele Erkratherinnen und Erkrather umtreibt: „Die Berichte über die Adler-Group und Bauprojekte in Düsseldorf, wie das Glasmacherviertel, machen Angst. Nur das Sie das einmal gehört haben“, leitete er ein, um dann konkret zu fragen, ob denn, sollten einmal mehrere Tage die Temperaturen unter um die -10 Grad liegen, die Wärmeversorgung noch gesichert sei, und ob es geplant sei, zum Auffangen von Regenwasser Zisternen einzurichten. Klaus Franken gab in Bezug auf den letzten Punkt zur Auskunft, dass dies ein Hochbau-Thema sei, man aber von seiner Seite aus durchaus offen für das Thema sei. Zu den Befürchtungen, dass nicht zeitnah gebaut werde, wie im z. B. Glasmacherviertel, antwortete Franken: „Wir sind nicht die Adler-Group. Wir bauen! Das haben wir in Mönchengladbach gemacht und auch in ‚Grand Central‘ am Düsseldorfer Hauptbahnhof haben wir die preisgebundenen Wohnungen errichtet.“
Ralf Lenger von der FDP Erkrath brachte seinen Dank an Franken zum Ausdruck. „Ich freue mich, dass Sie den Mut gefunden haben, hier zu bauen. Das wird ein richtiges Leuchtturmprojekt. Mich haben Sie schon zu Beginn gecatcht.“ Aus dem Publikum kam noch die Frage, ob man geprüft habe, Geothermie einzubeziehen. Darauf lautete die Auskunft, dass man die Frage gemeinsam mit dem Geologischen Institut NRW geprüft habe. Da aber ab 50m eine starke Verkarstung einsetze, käme die Nutzung von Erdwärme nicht in Frage.

Zum Ende hin kam die Frage nach dem angegebenen Primärenergiefaktor von 0,32 auf. Auch hier lautete Frankens Antwort: „Das ist das, was wir vertraglich zugesichert haben. Es ist aber wahrscheinlich, dass wir eine Verbesserung der CO² Bilanz erreichen. Doch vertraglich wird eben dieser Wert zugesichert, der ebenfalls dem des im Städtebaulichen Vertrag festgeschriebenen entspricht.“ Er setzte noch hinzu, dass das Energiekonzept „nicht solitär“ sei, es vielmehr die Möglichkeit biete, „es in die angrenzende Nachbarschaft zu erweitern.“

Die abschließenden Worte richtete Bürgermeister Schultz an die Anwesenden. „Der Investor lässt ein großes Engagement für Erkrath erkennen. Es ist gelungen, dass er die Vorgaben einhält und auch bauen möchte.“

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