
Es ist vielleicht der beliebteste Biker-Treff in der Gegend. Verständlich, dass die Wahl zur Eröffnung der Motorradsaison auf Solingen-Kohlfurth und das Café Hubraum fiel.
Benzingeruch liegt in der Luft und viele schwere Maschinen parken am Café Hubraum. Entlang der Kohlfurther Straße ist auch kein PKW-Parkplatz mehr zu finden. Wer gestern am frühen Mittag über Solingen-Kohlfurth gefahren ist, war sicher über das Polizeiaufgebot am Café Hubraum, dem beliebten Biker-Treff, überrascht. Hoher Besuch wurde erwartet. Ein bisschen hatte die Veranstaltung ‚Volksfest-Charakter‘, wenn auch die Zielgruppe eine ganz bestimmte war: Motorradfahrer. Die konnten vor Ort kostenlose Seh-, Reaktions- und Hörtests machen oder ihr Motorrad einer Schallpegelmessung unterziehen. „Wir schreiben hier heute keine Anzeigen“, verriet Ralph Greeven, Direktion Verkehr und Unfallprävention der Polizei Wuppertal mit einem Zwinkern.
Gegen 12 Uhr traf dann Innenminister Herbert Reul ein, der gemeinsam mit dem Polizeipräsidenten Markus Röhrl die Motorradsaison eröffnete. Röhrl freute sich, dass es im letzten Jahr im bergischen Städtedreieck keinen einzigen tödlich verunglückten Motorradfahrer gegeben hatte. „Das hat etwas mit Prävention zu tun, aber auch damit, dass in der Pandemie der Verkehr weniger komplex war.“ Dennoch dürfe man nicht vergessen, dass 30 Prozent aller verunfallten Motorradfahrer schwer verletzt würden. In der Vergangenheit habe die Zahl der Unfallverursacher bei 40:60 gelegen. 60 Prozent der Unfälle seien durch PKW verursacht worden. In den letzten zwei Jahren hätte sich die Zahl umgedreht. „Am Limit lenkt der Zufall.“ Das ist gleichzeitig das Motto der Limiter, ein Netzwerk das sich der Prävention verschrieben hat, um die Unfallzahlen zu senken. Auch die Polizei Wuppertal gehört zum Netzwerk. „Denkt nie: Das schaffe ich noch. Denkt immer: Lass es“, zitierte er noch einen Fahrlehrer, bevor er das Mikro an Innenminister Reul übergab, nicht ohne anzukündigen, dass er später noch ein Geschenk zu übergeben hätte.
Selbst kein Motorradfahrer
„Ich freue mich die Motorradsaison zu eröffnen“, begann Reul und setzte fort „und dann kam der Schnee“. Der war gestern allerdings auch im bergischen Solingen bereits wieder getaut, sodass sich vor dem Café Hubraum entsprechend viele Biker eingefunden hatten. Reul bekannte, dass er selbst kein Motorradfahrer sei, diese aber als sehr gesellige Menschen kennengelernt habe. So weiß er auch, dass Biker das Motorradfahren als ‚pure Lebensfreude‘ bezeichnen. „Motorradfahrer sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Nicht nur durch Fahrfehler, die sie selbst machen, auch durch Fehler der PKW-Fahrer.“ Reul ging auf die aufgebauten Stände am Café Hubraum ein, die vieles zur Prävention boten. „Die können helfen sicherer unterwegs zu sein.“ Auch ging er auf Fahrsicherheitstrainings ein, die über die Limiter gebucht werden können. „Wenn Sie eine Zeit nicht gefahren sind: Nutzen Sie sie“, warnte er vor Selbstüberschätzung. Er versäumte nicht zu erwähnen, dass es auch die gäbe, die gewollt an alle Grenzen gehen, nur für den Adrenalin-Kick. „Wer so fährt, hat im Straßenverkehr nichts zu suchen.“ 2021 seien in NRW 2.807 Motorradfahrer verunglückt, 62 davon tödlich. Seit 2017 seien die Zahlen kontinuierlich gesunken, dennoch habe jede Woche einen Toten gegeben. „Seien Sie achtsam. Für sich selbst und für andere.“ Er bat darum, dass man dafür wirbt und vor allem Fahranfänger an die Seite nehme.
Dank an die Gastgeber und Geschenk an die Limiter
Markus Röhrl dankte anschließend dem Ehepaar Zöllner, die mit dem Café Hubraum an diesem Tag Gastgeber der Veranstaltung waren. Dann kam er auf das Geschenk zurück. In einem Umschlag hatte er zwei Gutscheine für Fahrsicherheitstrainings für geübte Fahrer dabei, die vom Verein ‚Allianz für Sicherheit im Bergischen Land – Bürger und Polizei e.V.‘ gespendet wurden. Er übergab sie an die Limiter mit den Worten: „Vielleicht ist das auch für sie als Limiter noch einmal etwas Neues.“ Die Gutscheine könnten ja nach Wahl an den Engagiertesten oder den Jüngsten weitergegeben werden.
Bremswegdemonstration und mehr
Auf die Biker wartete anschließend noch ein wenig Programm, wie etwa die Demonstration des Bremswegs bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten, die mit dem aktuellsten Modell der Polizeimotorräder vorgeführt wurde. Interessierte konnten sich auch an einem Kradsimulator üben. Eine Vorführung von Sicherheitsequipment, wie dem Fahrer-Airbag diente der weiteren Sensibilisierung und der Prävention und während zeitweise Motoren der PS-starken Maschinen zu hören waren, surrte es leise über den Köpfen der Zuschauer. Eine fast wie ein Spielzeug wirkende Drohne in Original-Polizeilackierung hatte ‚das Geschehen im Blick‘.
Die kommende Woche verspricht noch nicht wirklich ‚Motorrad-Wetter‘. Bei Sonnenschein lohnt sich aber sicher auch einmal eine Ausfahrt ins bergische Land mit einem Stopp beim – an der Wupper gelegenen – Café Hubraum.
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