Ingolf Lück: ‘Sehr erfreut’ in der Stadthalle Erkrath

von Timo Kremerius

Ingolf Lück bei einem seiner Monologe. Foto: Timo Kremerius

Am Freitag, den 18.11.2022, war Ingolf Lück mit seiner Comedy-Tour ‘Sehr erfreut’ in der Stadthalle Erkrath zu Gast.

Am Ende der Show war man sich nicht sicher ob sowohl Ingolf Lück als auch die Zuschauer erfreut waren.

Ankündigung Ingolf Lück: Es bedurfte mehr als 30 Jahren auf der Bühne, damit Wochenshow-Anchorman Ingolf Lück endlich Rat weiß. Eine Welt, die sich so schnell dreht, dass es einfach erforderlich und notwendig ist, stehen zu bleiben und auf den nächsten Bus zu warten, wird von Ingolf dabei liebenswürdig und einfühlsam seziert. Ingolf Lück widmete sich mit viel Witz und Humor den großen, wie auch den nicht ganz so drängenden Fragen dieser Zeit. Wichtige Fragen sind Muss man Junkie sein und kiffen, um den Begriff Bio zu leben? Wieso gibt es am Ende von Rolltreppen keine Falltüren?

Wer am Freitag den Abend mit Ingolf Lück erlebt hat, stellt fest, dass er überhaupt nichts mehr mit der Unterhaltungsikone der 80er und 90er Jahre gemein hat. Das gilt besonders für die Älteren unter den Zuschauern. Wer denkt nicht noch gerne an Rentner Herbert Görgens (Ingolf Lück) befragt von Reporter (Bastian Pastewka) mit der obligatorischen Frage von Görgens am Schluss: „Komm ich jetzt ins Fernsehen?“

Am Freitag stürmte Lück auf die Bühne und startete sein Programm. Man weiß nicht, ob es der geringen Zuschauerzahl geschuldet war, aber so zog es sich durch den ganzen Abend. Ingolf Lück hetzte von einem ‘vermeintlichen’ Gag zum nächsten. Schnell sprechend, laut – teilweise undeutlich – und hysterisch. Man hatte den Eindruck, er wollte es schnell hinter sich bringen, den Auftritt in Erkrath. Die üblichen Geschichten aus der Verwandtschaft und der Familie, die ein Unterhaltungs-Comedian, nicht politischer Comedian, beherrscht. Im Fall von Ingolf alles sehr dünne Geschichten, die der überwiegende Teil der Zuschauer spätestens am Sonntag wieder vergessen hat. Nichts Spektakuläres, was es sich lohnt zu erinnern. Einzig vielleicht das seine Mutter als er vier Jahre alt war immer gesagt hat: „Wenn du Kaugummi verschluckst, klebt der Popo zu und du stirbst“, und die Geschichte als er mit seiner Frau im Alter von 50 Jahren zum Kiffen nach Amsterdam fuhr. Alles Geschichten, die eine schnelle Verfallzeit haben. Alles in Allem also Unterhaltung im Mittelmaß.

Bei Ingolf Lück fehlte einfach alles. Der Funke sprang nicht – oder wenn nur spontan – ein- oder zweimal ganz kurz auf die Zuschauer über. Szenenapplaus konnte man selten und nur ansatzweise hören. Nach der Pause wurden die Geschichten ein wenig besser und man stellte fest, dass auch Zuschauer da waren, die sich mitgenommen fühlten, aber der Hype war es nicht. Der Abend endete, wie er begann. Zwei ganz kurze Vorhänge, Lück in Eile, ein kurzes „Danke das Sie da waren und Tschüss“. Autogrammstunde nach der Aufführung: Fehlanzeige. Im Vergleich zu Lück hatte Stelter noch 1 Stunde entspannt Autogramme geschrieben und Bücher signiert.

Ingolf Lück hatte leider nicht die Qualität die Bernd Stelter bot und die vermutlich Wilfried Schmickler bieten wird.

Waren bei der letzten Kabarettveranstaltung von Bernd Stelter, zur Freude des Kulturamts und natürlich auch des Künstlers ca. 400 Zuschauer in der Stadthalle, so fanden sich zum Kabarettabend mit Ingolf Lück, der auch einen Bekanntheitsgrad sowohl als Bühnendarsteller als auch im Film hat, nur enttäuschende knapp 150 Zuschauer ein. Einige davon verließen zur Pause die Stadthalle, da Ingolf Lück im Laufe der Jahre qualitativ offensichtlich nachgelassen hat.  Die Zuschauerzahlen sind unter anderem, aber nicht nur, immer ein Spiegel der Arbeit des Kulturamts. Und das wird bei vielen Theateraufführungen aufgrund der Besucheranzahl dem Engagement und Angebot nicht gerecht. Man könnte auch ableiten, dass bei den explodierenden Lebenshaltungskosten bei dem ein oder Anderen der Euro auch nicht mehr so locker in der Tasche sitzt, und man deshalb leider auch bei der Kultur spart, was für die Zukunft des Kulturangebots natürlich fatal ist.

Kulturpause‘ im Foyer der Stadthalle

Zu sehen waren dieses Mal Werke von Osama Omasha. Er ist ein syrischer Maler und Bildhauer. Geboren 1976 in Tripolis, Libyen, kam er als 5-Jähriger nach Syrien. Er lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Swaida, Syrien. Neben seiner Arbeit als Künstler, die ihn durch Ausstellungen in Jordanien und im Libanon weit über die Grenzen Syriens bekannt gemacht hat, ist er als Dozent an der Fakultät für bildende Künste an der Universität in Damaskus tätig. Er leitet als Direktor das Institut für Kunstpädagogik, Schöne Künste und Angewandte Kunst in Swaida.

Osama konnte leider nicht persönlich anwesend sein, da er sich Zurzeit in Syrien aufhält, wurde aber durch seinen Schwager Amjad Alsafadi und einer Freundin der Familie, Karin Weidener, vertreten.

Aktienübergabe

Ingolf Lück mit der Prima Neanderland Aktie.
Foto: Volker Rapp

Obwohl zugesagt, war es auch nach der Veranstaltung schwierig, dass zugesagte Date für ein Fotoshooting zu realisieren. Auf den Hinweis er bekäme ja noch die Aktie von Prima Neanderland geschenkt reagierte er mehrmals abweisend mit den Worten „Das ist nicht mit mir abgesprochen. Ich weiß ja nicht was für ein Verein ihr seid“.

Nach einigen Pressefotos siegte aber die Neugier und Lück fragte Volker Rapp vom Künstlerduo Rapp/Schnee, was es mit der Aktie auf sich habe. Dieser erklärte ihm einfühlsam den Sinn und hatte wie bei allen Prima Neanderland Aktien eine Namensliste der bisherigen Empfänger parat. Das beruhigte Ingolf Lück und er nahm sie sehr erfreut und auch gerne entgegen und entschuldigte sich für sein kritisches Verhalten.

Demnächst: Am Mittwoch, dem 23.11.2022 gastiert das Westfälische Landestheater mit der Komödie „Lügen haben kurze Beine“ von Ray Cooney in der Stadthalle Erkrath. Agierende Schauspieler sind unter Anderem Tobias Schwieger, Simone Schuster, Franziska Ferrarin Samira Hempel, Mario Thomanek, Mike Kühne, Guido Thurk. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

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