Immer samstags: Ukraine-Hilfe im ‘Hand in Hand’

von Susann Krüll

Helferinnen und Helfer im Gspräch. V.l.n.r.: Lilija Zhimarn-Schlotheuer, Dieter Thelen, eine Ehrenamtlerin und Benedikt Stobe. © SK

Am vergangenen Samstag hatte der Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath e. V. erstmals sein Begegnungszentrum geöffnet, um ukrainische Flüchtlinge beim Ausfüllen von Asylanträgen und Registrierungen als Neu-Erkratherinnen und -Erkrather zu unterstützen.

Auch alle, die Fragen und Hilfsangebote hatten, waren eingeladen vorbeizuschauen.

Vom Netzwerken unter Ehrenamtlichen

Schon die vor dem Begegnungszentrum am Europaplatz in Hochdahl aufgestellten Biertisch-Garnituren wiesen am vergangenen Samstag daraufhin: Der Freundeskreis ist wieder in Aktion. „Wir wollen Samstagsvormittag hier einen Ort zur Verfügung stellen, an dem sich die diejenigen, die dem schrecklichen Krieg in ihrem Heimatland entfliehen konnten hinwenden können, wenn sie Hilfe benötigen. Aber auch diejenigen, die Hilfe anbieten möchten, sei es in Form von ehrenamtlicher Unterstützung, über die wir uns sehr freuen würden“, so Dieter Thelen vom Vorstand des Vereins, der über viel Erfahrung im Umgang mit Behörden und den Nöten, die Menschen plagen, die aus den verschiedenen Kriegs- und Krisenregionen plagen, die hier eine dauerhafte oder temporäre Heimat gefunden haben.

Große Resonanz bei Geflüchteten und Hilfe-Anbietenden

Sieben Ehrenamtliche hatten am ersten Samstag alle Hände voll zu tun, um diejenigen zu beraten, die Hilfe beim Ausfüllen ihrer Asylanträge, der Meldungen über den Zuzug bei der Stadt Erkrath oder auch Anmeldungen der Kids in Schule oder Kitas suchten. „Wir haben insgesamt acht Familien bei diesen Formalitäten helfen können“, so Thelen zufrieden mit dem ersten Tag diesen Angebots speziell für die ukrainischen Kriegsflüchtlingen. Doch auch die ausgelegte Liste für diejenigen, die ehrenamtlich bei der Betreuung der Neu-Erkratherinnen und -Erkrather, die aus der Ukrainie zu uns kommen, helfen möchten, wuchs an diesem Samstag schnell. „Ich würde gern die Kinder beschäftigen, die so viel mitgemacht haben auf der Flucht, mit ihnen spielen. Auch wenn ich nicht gut englisch kann, habe ich das auch schon 2015/16 gemacht,“ so eine Hochdahlerin, die sich mit ihren Kontaktdaten und dem „Angebot“ auf der Liste einträgt. „Ich mache das auch gern für Flüchtlingskinder, die schon länger hier sind oder aus anderen Ländern kommen. Die dürfen wir nämlich nicht vergessen“, so ihre Mahnung, während sie wieder geht.

Ausfüllen des Asylantrags für die geflüchtete Urkrainerin, li. Vladimir, selbst erst vor
sechs Monaten aus der Ukraine nach Deutschland gekommen sowie Soroush Farshbaf
vom Freundeskreis für Flüchtlinge sowie ein Anwalt, der mit Fachwissen half. © SK

Auch die gebürtige Ukrainerin Elena ist am Samstag mit dem Bus aus Erkrath nach Hochdahl gekommen. „Ich musste das einfach, ich kann nicht anders als helfen“, so die pensionierte Pflegerin, die selbst mit 46 Jahren nach dem Atomunfall in Tschernobyl nach Deutschland kam. „Ich bin studierte Physikerin, habe aber aufgrund meines Alters und auch der unterschiedlichen Ausbildung nicht in dem Bereich arbeiten können“, erzählt sie Benedikt Stobe, der an diesem Samstag das Team im „Hand in Hand“ verstärkt. Der Biologie-Student hat wie seine Freundin beschlossen, sich zu engagieren bei der Ukraine-Hilfe des Freundeskreises. „Wir beide haben gerade Studiums-technisch ein wenig Zeit“, so der junge Mann aus Hochdahl.

Auch Geflüchtete möchten helfen

Die Zwillingsschwestern Olga und Juliya Kosmina sind seit kurzem mit ihren Kindern in Erkrath bei Freunden angekommen. Beide haben Deutsch und Englisch studiert und in ihrer Heimat als Lehrerinnen gearbeitet. Sie tragen sich auch sofort in die ausliegende Helferliste ein. „Wenn die ukrainischen Kinder in die Schule kommen, können wir ihnen beim Deutschlernen helfen“, so die eineiigen Zwillinge. Sie warten noch auf ihre Mutter, die noch mit der älteren Schwester des vierjährigen Timi in der Ukraine sind. „Wir hoffen, dass sie bald hier ankommen. Wir mussten innerhalb einer Stunde entscheiden, ob wir unsere Heimat verlassen, danach schloss sich der Korridor wieder“, erzählt ihre Mutter, die diese schwierige Entscheidung treffen musste. „Meine Tochter war nicht zuhause, war bei meiner Mutter. Daher haben wir das schweren Herzens so entscheiden, um uns mit den drei Kleinen in Sicherheit zu bringen.“

Dieter Thelen, die ukrainischen Zwillingsschwestern Olga und Juliya Kosmina mit Lilija Zhimarin-Schlotheuer (r.). © SK

Die beiden Schwestern kamen schnell mit einer ukrainisch-stämmigen Hochdahlerin, die eine Freundin und ihre zwölfjährige Tochter bei sich und ihrer Familie aufgenommen hat, ins Gespräch. „Ich habe Herrn Thelen bereits am Telefon gesagt, dass ich gern als Übersetzerin helfen möchte“, erzählt sie und trägt sich auf die Helferliste ein. Ihr jugendlicher Besuch freut sich, dass die beiden Lehrerinnen aus der Ukraine ihr spontan anbieten ‘Nachhilfe beim Deutschlernen zu geben’. Denn das ist für alle, egal welchen Alters, nun die große Aufgabe.

Hilfe- und Spendenaufruf des „Freundeskreis für Flüchtlinge in Erkrath e.V.“

Der Freundeskreis ist einer der wesentlichen Ansprechpartner für alle Personen, die bereits mit ukrainischen Geflüchteten zu tun haben, bzw. helfen wollen oder selbst geflüchtet sind. Ehrenamtler, die sich beim Freundeskreis melden, werden je nach ihren Wünschen und Begabungen auch an andere Erkrather Vereine oder Institutionen vermittelt. Der Freundeskreis ist im regen Austausch mit der Verwaltung der Stadt und der Ausländerbehörde. Für weitere Hilfsangebote für Geflüchtete, wie zum Beispiel privat organisierte Sprachkurse, will der Verein sich auch mit weiteren bezahlten Kräften im Rahmen eines Minijobs, eventuell auch einer Teilzeitbeschäftigung, verstärken.
Dafür werden dringend auch Spenden benötigt. Spendenkonto: Freundeskreis für Flüchtliche e.V., Kreissparkasse Düsseldorf, IBAN: DE693015 0200 0002 1072 74, BIC: WELADED1KSD.
Weitere Infos: freundeskreis-fluechtlinge-erkrath.de

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