‘Ich scheide nicht mit Groll’

Uli Schimschock in seinem 'zweiten Zuhause', dem Lokschuppen. © Lutz Wulfestieg

Die Erkrather SPD hat ihre ‘grüne Seele’ verloren. Nach mehr als 42 Jahren ist Uli Schimschock aus der Fraktion und der Partei ausgetreten.

Groll empfindet Schimschock keinen, ein bisschen Bitterkeit aber schon. Ein Antrag, den er in die Fraktion einbrachte, hatte das Fass zum Überlaufen gebracht, denn der war am Ende mit 5 zu 2 Stimmen, der achtköpfigen Fraktion abgelehnt worden. “Ich dachte: Geht’s noch? Wer bist Du eigentlich, dass Du in dieser Fraktion keinen Zuspruch mehr bekommst”, beschreibt er, was ihn bewegte. Wie lange er zu diesem Zeitpunkt in der SPD war, kann er genau sagen: “42 Jahre, 9 Monate und 18 Tage.”

Sein Antrag sollte ein Verbot für größere Veranstaltungen im Morper Park erwirken, die Schäden in der Natur hinterlassen. Damit meinte er nicht etwa Veranstaltungen wie ‘Art in the Park’. Am Tag vor Heilig Abend war er im Morper Park spazieren, sah zu seinem Entsetzen LKWs im Park, von denen einer quer über die Wiese gefahren war und sichtbare Schäden hinterließ. Dort wurden eine Bühne und Dixi-Klos aufgebaut. An Heilig Abend war hier ein Freiluft-Gottesdienst geplant. Am zweiten Weihnachtstag war er erneut im Park und konnte sich die hinterlassenen Schäden ansehen. “Das geht doch nicht. Im Morper Park ist sogar Fahrradfahren verboten und dann so etwas”, ist er immer noch fassungslos.

Uli Schimschock stand, wie kein anderer, für Umweltthemen und Klimaschutz. Er ist Überzeugungstäter und wahrhaft einen guten Grund sich um die Zukunft zu sorgen: ‘Schnucki’. Das ist seine süße kleine Enkelin, mit der er viel Zeit in der Natur verbringt. “Welche Zukunft will ich ihr hinterlassen? Welche Zukunft wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen?”, fragt er. Sein Auto hat er längst abgeschafft. Der Eisenbahner im Ruhestand bewegt sich mit dem ÖPNV oder nutzt das Fahrrad.

Nach 41 Jahren aus der Fraktion und auch aus der Partei auszutreten ist ein heftiger Schritt. Mit der neuen Bundesregierung und dem eingeschlagenen Weg hatte Uli Schimschock viel Hoffnung in ‘seine SPD’ gesetzt. “Die habe ich auf Bundesebene auch noch nicht aufgegeben, aber hier vor Ort hatte ich nicht mehr das Gefühl, mich mit der SPD in die richtige Richtung zu bewegen”, erklärt er. Von daher habe er die Konsequenz gezogen und sei auch Fraktion und Partei ausgetreten.

Der Rat und die Zukunft

Vor der letzten Kommunalwahl hatte er angekündigt, dass er nun zum letzten Mal antrete. Irgendwann müsse Schluss sein, müssten Jüngere das Ruder übernehmen, waren die Hintergedanken dazu. Seinem Ratsmandat fühlt er sich bis zum Ablauf der Wahlperiode verpflichtet, das sei an die Person gebunden. Die Erkrather SPD sieht das anders, erwartet, dass er auch von seinem Ratsmandat zurücktritt. “Warum gönnt man mir die restlichen drei Jahre nicht?”, fragt er.

Mit seinem Fraktions- und Parteiaustritt ist Uli Schimschock fortan Einzelmitglied. Seine stimmberechtigten Mitgliedschaften im Ausschuss für Umwelt und Planung und im Mobilitätsausschuss wird er verlieren. “Der Bürgermeister hat mir gesagt, dass ich das Recht auf Mitgliedschaft in einem Ausschuss habe. Als Bürgerbusfahrer und Eisenbahner im Ruhestand habe ich mich für den Mobilitätsausschuss entschieden”, erzählt er.

Natürlich könnte sich Uli Schimschock einer anderen Fraktion anschließen und es gäbe sicher mehr als eine, die ihn gerne aufnehmen würde. Viele schätzen ihn im Rat. Das macht es aber auch schwer. “Wenn ich zu einer Einladung in eine Fraktion einzutreten ‘Ja’ sage, müsste ich möglicher Weise zu anderen ‘Nein’ sagen”, beschreibt er, warum er am Ende wohl doch Einzelmitglied bleiben wird. Er möchte niemanden vor den Kopf stoßen und zumindest im Rat kann er sich nun ganz fraktionsfrei nach seinem Umweltbewusstsein entscheiden, welchen vorliegenden Anträgen er zustimmt und welche er ablehnt. Und vielleicht bewegt er am Ende damit in den noch verbleibenden drei Jahren doch noch etwas für die Zukunft von ‘Schnucki’ und ihrer Generation positiv.

1 Kommentar

  1. Besser späte Einsicht als gar keine.

    Den Ärger des Ex-Genossen Schimschock kann ich gut nachvollziehen. Seine Empörung über das Verhalten der SPD-Fraktion sowie seine Reaktion hätte ich mir allerdings schon früher gewünscht. Mit Beginn der Planungen zum Wimmersberg vor drei Jahren habe ich im Ortsverein und der Fraktion für ein transparentes Beteiligungsverfahren und ein besseres städtebauliches Konzept geworben – leider völlig vergeblich, nicht mal diskutiert wurde meine Vorschläge. Diese wurden nur von den Grünen, der BmU und den Linken unterstützt, Ulli Schickschock stand bei diesem Projekt noch ganz zu seiner Fraktion.
    Mit Verlaub Herr Schimschock – die Misshandlung der Wiese im Morper Park ist ärgerlich, aber sie wird sich im Sommer wieder regenerieren. Die vielen Bäume, die auf dem Areal Am Wimmersberg gefällt wurden, sind unwiederbringlich verloren (Gem. Gutachten zum Bebauungsplan: Artenreiche Vielfalt von Laubbäumen wie Ahorn, Buche, Weide, Eiche, Pappel, Birke, Erle – teilweise 90 Jahre alt, Größe 10 m – 25 m)

    Michael Laferi
    Dipl.-Ing.

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