Kontemplation heißt die neue Ausstellung im KunsTHaus Erkrath, die noch an zwei Wochenenden besucht werden kann. Genauer hinschauen, sich in die Werke zu vertiefen, lohnt.
Kontemplation kommt vom lateinischen contemplatio, was so viel wie Betrachtung, Anschauung bedeutet. Genutzt wird das Wort häufig auch im religiösen Kontext. Beschreibt es doch die ruhige Innenschau. 1992 formulierte der Benediktinermönch Bede Griffiths dazu: „Kontemplation ist das Erwachen zur Gegenwart Gottes im Herzen des Menschen und im uns umgebenden Universum. Kontemplation ist Erkenntnis im Zustand von Liebe.“
In HR Schrögers Ausstellung im KunsTHaus können Besucher sich der Kontemplation stellen. In der passiven Betrachtung einzelner Bilder ist die feste Struktur des Rahmens wahrnehmbar, aber das Innere des Bildes scheint in Bewegung. Mit jeder Betrachtung, mit jedem neuen Lichteinfall oder mit der eigenen Bewegung findet Veränderung statt. Leben ist Bewegung. Leben ist Veränderung. Leben ist Entwicklung. Nichts ist sicher. So in etwa drückt der Künstler es aus. „Aus dem Zufall entsteht die Vielfalt“, sagt er dazu. „Man pflanzt ein einzelne Samenkorn und aus dem entspringen dann mehrere Halme“, findet er immer wieder den Vergleich zur Natur, die der Mensch sosehr versucht nach seinen Vorstellungen zu prägen.
Über den Künstler HR Schröger
Wie sehr auch Kunst Teil unseres menschlichen Daseins, vielleicht sogar Teil der Schöpung ist, darüber kann Hartmut Richard (kurz HR) Schröger besonders gut sprechen. Als Sohn eines Landwirts aus dem Sauerland konnte er ‚die Schöpfung‘, den Schaffensprozess des Lebens von klein auf beobachten. Mit dem Plan in den elterlichen Hof einzusteigen absolvierte er zunächst eine Ausbildung zum staatlich geprüften Landwirt, aber das Leben hatte andere Pläne mit ihm. „Ich reagierte allergisch auf alles was blüht oder Tier ist“, erzählt er.
Ein bisschen Kunst war immer in seinem Leben. Der Vater malte gerne Ölbilder, die Mutter war musikalisch begabt. Er selbst versuchte sich neben der Arbeit an Skulpturen. „Ich habe mir oft Teile vom Schrottplatz geholt und zu Skulpturen zusammengeschweißt“, erinnert sich Schröger. Als sich dann abzeichnete, dass seine Allergien das Dasein als Landwirt schwierig werden ließen, entschloss er sich 1991 Produktdesign zu studieren. Kunst zu studieren und seinen Lebensunterhalt unter Umständen darüber zu finanzieren getraute er sich damals nicht. Lange vor Corona und der Home Office Entwicklung war das Thema seiner Diplomarbeit ‚Eintwicklung eines Heimarbeitsplatzes für Büroarbeit‘.
Ganz so ‚trocken‘ ging es nach dem Studium nicht weiter. Zum einen widmete er sich wieder mehr seinen künstlerischen Ambitionen, richtete sich in Krefeld ein Atelier ein und nahm an den ersten professionellen Ausstellungen teil, zum anderen stieg er auch beruflich ins Raumdesign mit viel Farbgestaltung ein. Schließlich absolvierte er noch eine dritte Ausbildung zum Multimedia Gestalter und erweiterte damit seine Einsatzgebiete.
Immer noch von Allergien geplagt, ergänzte er seine Ausbildungen privat motiviert um ‚Aura Sehen‘ und das sollte schließlich gesundheitlich der Durchbruch sein. Ein Jahr später lag die Zeit der Allergien zu 100 Prozent hinter ihm. Heute kann er allergiefrei mit seiner Familie wieder auf dem elterlichen Hof leben, den er geerbt hat.
Die Summe aller Erfahrungen
Es ist vielleicht die Summe all dieser Erfahrungen, die HR Schröger zu dem Künstler gemacht hat, der er heute ist. „Kunst ist wie ein Grundnahrungsmittel, das den Geist nährt“, sagt er. Seine Kunst ist Ausdruck, klare Haltung, sagt immer etwas aus. Längst weit entfernt von den einstigen, aus Schrott zusammengeschweißten Skulpturen, ist ein wenig Bildhauerei geblieben und einige außergewöhnliche, kleine Skulpturen sind Teil der Ausstellung Kontemplation. „Im Studium hatte ich extra auch einen Kurs in plastischem Gestalten belegt“, erklärt er. „Aber Bilder lassen sich schneller umsetzen, dort kann ich Ideen und Informationen besser verarbeiten.“ Und die Informationen und Ideen stecken in jedem einzelnen seiner Werke. Mal in einer kleinen Skulptur, die Erleuchtung zeigt, mal in Bildern, in denen das Offensichtliche ein winziger Punkt ist, den man erst als das erkennen muss, was er darstellt und dann wieder als Tür zur nächsten Dimension. Auch simple Alltagsgegenstände erhalten bei Schröger einen neuen Ausdruck, eine Aussage. Mehr wollen wir an dieser Stelle gar nicht verraten, denn die Ausstellung lädt dazu ein in stiller Betrachtung, ohne Wertung, all das selbst zu entdecken.
Ausstellung Kontemplation | Hartmut Richard Schröger
23. August bis 8. September 2024 | Öffnungszeiten: Samstags 14 bis 18 Uhr, Sonntags 11 bis 18 Uhr | hartmutrichardschroeger@gmail.com | KunstHaus Erkrath, Dorfstraße 9-11, 40699 Erkrath
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