
Am 11.11. haben Hoppeditz Sabine Lahnstein und Kinderhoppeditz Laura Hucklenbroich die Karnevalssession eingeläutet. In ihren Reden gab es reichlich Kritik etwa an einer ständig ausfallenden Ampel oder dem Chaos mit dem Wechsel der Gelben Tonnen.
Punkt 14:11 Uhr wurde es laut – denn Hoppeditz Sabine und Kinderhoppeditz Laura kamen diesmal auf einem Traktor über die Bahnstraße zur Markthalle gefahren. Am Steuer saß Samuel Vogt, der Traktor war ursprünglich ein Feuerwehr-Traktor, nun jedoch statt feuerrot in einem helleren Grünton lackiert. Der kleine Umzug wurde von den HoppetiZicken angeführt.
Auf der Bühne angekommen, begann zunächst Kinderhoppeditz Laura mit ihrer Rede. Was denn los sei, fragte sie, sie habe das Jahr über geschlafen. „Viel Unheil ist über die weite Welt gekommen – für eine kurze Zeit wollen wir alle entkommen“, knüpfte sie an die Ankündigung der beiden Karnevalsvereine an. „Selbst in unserem verträumten Erkrath läuft nicht alles rund: Die Ampel an der Johannesschule, oh graus’ – fällt ständig aus!“, kritisierte sie. „Pizza, Döner, Kioske, Friseure überall, aber zum Shoppen müssen wir an andere Orte streben – da gibt es in Erkrath nicht viel zu erleben.“ Über den „Mann, der teilweise im Rathaus lebt“, sagte sie: „Aber eins ist leider gleich geblieben, sein Markenzeichen: Die hässliche Krawatte!“
Die Kinderhoppeditz-Rede:
Hoppeditz kritisiert Stillstand und fordert Frieden im Stadtrat
Danach war Hoppeditz Sabine dran. In ihrer fast zehn-minütigen Rede ging es durch die Höhen und Tiefen des vergangenen Jahres, die oft nah beieinander liegen. So freute sie sich beispielsweise über den vollen Stadtweiher, kritisierte jedoch auch die Zäune, die „den Schein“ nun trüben. Mit Blick auf die Großbauprojekte reimte sie: „Zu Bürgermeisters Hobby entwickelt sich – ganz augenscheinlich der Spatenstich.“ Und mahnte zugleich: „Lieber Bürgermeister, auch wenn du jetzt anfängst, den Spaten zu lieben – ganz Hochdahl umzubuddeln wär’ doch etwas übertrieben.“
„Anders als rasant kann es aber auch gehen – wie man in Alt-Erkrath an der Neanderstraße konnt’ sehen“, ging es mit einer Reihe an Dingen los, die in Erkrath alles andere als zufriedenstellend sind. So kam etwa der ständig vertagte Neubau der Brücke Haaner Straße oder das Streichen der Thieleshof-Brücke in Unterfeldhaus zur Sprache. „Gelbe Tonnen, auch so ein Ding, nicht zu Ende gedacht – der Austausch hat dem Kreis im Nachhinein viel Kritik eingebracht“, ging es schon mit dem nächsten Aufreger weiter.
„Die Neanderhöhe, die steht ganz still – und Unkraut macht da, was es will. Nichts geplant, noch nichts erschlossen – wer hat denn diesen Bock geschossen?“, fragte Hoppeditz Sabine. Und auch der Stadtrat bekam sein Fett weg: „Habt ihr Ratsleut’ es nötig, euch so zu bekriegen? – Sorgt doch endlich mal für Frieden! Man muss nicht einer Meinung sein in Ausschuss und Debatten – aber muss man sich gleich so zerhacken? Ihr alle ihr Politiker hier, seid vom Volk gewählt, und auch für Erkrath, diese schöne Stadt – die ein besseres miteinander verdient hat!“, gab sie den Mitgliedern des Stadtrats mit auf den Weg.
Lob gab es vom Hoppeditz für die Erneuerung des Spielplatzes Hochscheuer Weg und das neue Stadtmobiliar. „Das Grüne gehört gepflegt und schön gemacht – ich hoffe, dies wurde auch im Rathaus bedacht!“, mahnte sie an. „Des einen Freud’, des anderen Leid’“, hieß es beim Neubau des Gymnasium am Neandertal: Die Freude der Lehrer und Schüler stünden den Sorgen der Anwohnenden gegenüber. Zum Ende griff sie auch noch einen aktuellen Unfall auf: „Gestern haben die Hänger ihre Orden verteilt – heute hat der Ritterschlag den Präsidenten ereilt. Beim Aufbau des Zeltes, da ist es passiert – die Stange im Nacken hat den Peter sabotiert. Lieber Peter, von hier aus: Gute Besserung auch von uns!“, wünschte sie Peter Schmidt.
Die Hoppeditz-Rede:
Bürgermeister verteidigt sich
Traditionell durfte der Bürgermeister auf die Reden antworten. Spontan antwortete er Kinderhoppeditz Laura: „Ich merke schon, dass Laura geschlafen hat sehr – ich trag’ doch gar keine Krawatte mehr! Die Kritik letztes Jahr nahm ich mir sehr zu Herzen – hab auf die Krawatten verzichtet, mit vielen Schmerzen!“ Für die nächtliche Abschaltung der Straßenlaternen habe es von den Bürgern nur wenig Applaus gegeben. „Drum rufe ich die Frage nun erneut in den Ausschuss – wann ist mit dem Stromsparen in der Nacht Schluss?“
Die Bauprojekte seien Ersatzbauten, der Zaun um den Stadtweiher werde von der Versicherung gefordert: „Wir wollen das nicht als Lösung auf Dauer – hoffen, dass die Versicherung wird schlauer! Denn wir Menschen wollen frei das Wasser sehen – und ohne Zäune und Käfige spazieren gehen.“ Es brauche keine ‚Letzte Generation‘, denn: „Wir können in Erkrath länger die Straßen stauen, das gab Zoff – wie auf der Neanderstraße bewiesen, ganz ohne Klebstoff!“ Doch die gute Nachricht: „Das Elend der Baustellenampeln ist vorbei – die Strecke ist für den Karnevalsumzug nun frei!“
Die gelben Tonnen werden von der Privatwirtschaft alleine geregelt: „Das kann kein Bürger oder Bürgermeister verstehen – dass gut erhaltene Tonnen müssen in den Müll gehen. Der Bund muss diesen Unsinn schnellstens beenden, dass Schluss ist mit dem Tonnen verschwenden!“, so Schultz. Zur Thieleshof-Brücke reimte er: „Der Rat muss Geld sparen, das tut immer weh – nun muss man einen Umweg nehmen, zum U-See.“ Zur Neanderhöhe ließ er das Publikum wissen, dass wegen dem Erbpacht-Rechtsstreit derzeit nichts vorangeht.
Die Bürgermeister-Rede:
Hoppeditz-Orden mit Dosenöffner
Die beiden Hoppeditze hatten auch eigene Orden dabei – und beide haben einen Dosenöffner. „Schließlich landen diese Orden meistens in der Schublade, da wollten wir etwas machen, was nachhaltiger ist“, erläuterte Hoppeditz Sabine die Idee dahinter. Kinderhoppeditz Laura überreichte ihren Orden unter anderem an Marion Güde und ihren Opa Ludwig Hucklenbroich.
Neben den üblichen Verdächtigen wie Bürgermeister, Karnevalsvorsitzende und den HoppeZicken bekam auch Hajo Fritsch einen Orden von Sabine Lahnstein überreicht, welcher kürzlich bei der Küchenschlacht im ZDF zu sehen war und dort mehrere Runden lang die Sterne-Köche mit seinen Kochgerichten überzeugen konnte. „Wahrscheinlich haben noch nie so viele nachmittags ZDF geschaut. Jetzt ist es zwar vorbei, aber es gibt ja noch mehr: ‚Sommerhaus der Stars‘!“, sagte sie mit einem Augenzwinkern. Ein weiterer Vorschlag von der Bühne war das Dschungelcamp für den Platzwart des SSV Erkrath.

Bei der Begrüßung durch die Karnevalsgesellschaften ging es ebenso lustig zu. Der zweite Vorsitzende der ‚Die Letzten Hänger‘, Werner Scheter, versprach sich und begrüßte als „Die großen Hänger“ das Publikum. Udo Wolffram, erster Vorsitzender der ‚Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft‘, hielt sich daraufhin die Hand vor den Schritt und sagte: „Du hast gerade ‚große Hänger‘ gesagt, damit meintest du die hier, oder?“ Nach der Begrüßung sang John ‚Jonny‘ Schwirkowski das neue Mottolied ‚Ercord bebt, denn Ercord lebt‘ und die Vereinslieder der beiden Karnevalsvereine, ebenso das aus seiner Sicht schon zum „Heimatlied“ gewordene Lied ‚In Ercrod fiere mer all zosamme‘. Letzteres heißt auf Hochdeutsch ‚In Erkrath feiern wir alle zusammen‘ – und nicht, wie im Publikum jemand scherzhaft wegen der niedrigen Temperaturen sagte: „In Erkrath frieren wir alle zusammen“.
Musikalisch viel Programm
De Schlofmütze eröffneten das Musikprogramm und sangen am Anfang ein Düsseldorf-Medley. Zum Altbierlied wurde unter der Markthalle geschunkelt. Als die beiden Sänger mit einem Medley mit Karnevalsliedern aus der Domstadt endeten, sagte Udo Wolffram im Anschluss: „Das Köln-Medley am Ende hat eure Gage gerade gedrückt!“ Dabei tanzten sich die Tanzgarde Hoppedötze bei den kölsche Tönen bereits warm, denn sie waren als nächsten Programmpunkt geplant. Die Maxis führten zwei Tänze auf, die Minis einen. Eine Tänzerin hatte sich bei den Proben verletzt, ließ es sich jedoch nicht nehmen, trotz Krücken bei dem Auftritt dabei zu sein und ihre Mittänzerinnen mental zu unterstützen.


Dazu stellten sich das designierte Kinderprinzenpaar mit Adjutant und Hofdame vor – die offizielle Kürung findet beim Ordensfest der Großen Erkrather Karnevalsgesellschaft statt. Nach dem Auftritt gab es für die Kinder noch Martinstüten vom Vortag. Wolffram erwähnte bei dem Auftritt, dass seine Karnevalsgesellschaft nun 111 Mitglieder habe. In den letzten Monaten haben sie einen Sprung gemacht, im Sommer waren es noch 65 Mitglieder. Am Nachmittag trat dann ‚Tobi, die Partyrakete‘ auf. Der Wuppertaler bot Ballermann- und Party-Songs wie „Cowboy und Indianer“. Wolffram kommentierte den Aufritt mit „Ich wusste gar nicht, dass man in der Schwebebahn so singen kann!“


Das große ‚Beben‘ blieb noch aus
Die Markthalle war zu Beginn gut gefüllt, doch so richtig Jeck war Erkrath noch nicht. Kostüme sah man nur vereinzelt: Cowboy, Indianer, Mexikaner, Sträfling oder ein bunter Schmetterling. Viele waren jedoch in Jacken unterwegs, es war zwar nach dem verregneten Freitag trocken, aber dennoch kühl. Passender Weise wurde nur wenige Tage zuvor schon der städtische Weihnachtsbaum oberhalb der Markthalle aufgestellt. Etwa drei Stunden nach Beginn war die Markthalle merklich geleert, sodass Udo Wolffram bei einer Ansage fragte: „Es ist ja schon etwas leerer geworden. Lag es an dem Tag heute? Muss Erkrath nach Hause? Werden die Bürgersteige hochgeklappt?“
KU11 hatte eine eigene Tonanlage mitgebracht, neben den drei Männern an Gesang und Gitarre spielte eine Frau am Schlagzeug. Unter den zahlreichen Coversongs gab es unter anderem ein Neue-Deutsche-Welle-Medley mit Liedern wie „Major Tom (völlig losgelöst)“ oder Nenas „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“. Frank Spehl, der den Tag über die Technik bediente, spielte beim Aufbau Partysongs wie „Wo ist mein Paracetamol?“.
Von anderen Vereinen waren an dem Tag Mitglieder der Ercorder Jonges und der befreundeten Karnevalsgesellschaften KG Onger Ons, KG Jrön-Wisse Jonges und die KG Düsseldorfer Räbbelche anwesend. Neben Altbier gab es auch Cola, Limo und Wein. Beim Essen konnte man unter anderen zwischen belegten Brötchen, Berlinern, Hotdogs oder Bratwürste wählen. Hier halfen die Mitglieder der beiden Karnevalsvereine tatkräftig mit.
Highlight vor kleinem Publikum
Als Cisco Steward um kurz nach 18 Uhr auftrat, war nur noch eine kleine Gruppe aus den Karnevalsvereinen und eine Hand voll Gäste da. Wer vorher gegangen war, hat jedoch etwas verpasst: Cisco Steward interpretierte Elvis-Lieder und sang Johnny Cashs ‚Ring of Fire‘, kam den Liedern dabei ziemlich nah an das Original. Der in Kaarst wohnende Steward hatte kein Problem damit, dass sich die Partygäste dezimiert hatten: „In der Düsseldorfer Altstadt ist es auch nicht mehr so wie früher. Hier ist die Stimmung besser, weil ihr macht das noch mit Liebe“, wandte er sich an die Karnevalisten.
So bot Steward auch eher romantische Lieder zum Ausklang dar, etwa „Bye Bye My Love“ von den Bläck Fööss und „Sag’ mir quando, sag’ mir wann“. Auch bei der Verabschiedung machte er nochmal klar, dass er gerne da war: „Es war mir eine Freude, für dich zu spielen“, sagte er zu Hoppeditz Sabine Lahnstein, die sich Steward extra gewünscht hatte. „Wenn sich das jemand wünscht, dann spiele ich. Für mich ist es egal, ob ich vor 5 Leuten oder vor 2.000 Leuten spiele“, sagte Steward. Zum Schluss spielte Frank Spehl ein Lied zur aktuellen Weltlage: „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen.
Transparenz-Hinweis: Der Autor ist Mitglied bei den ‚Letzten Hängern‘, welche die Veranstaltung mitorganisiert haben.
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