Hochwasser vor drei Jahren: „Es beschäftigt die Bürger nach wie vor“

Von Christian Zimmer

Mahnwache vor dem Rathaus - einige Teilnehmenden waren schon gegangen. Foto: Christian Zimmer

Am Samstag stand die Bürgerinitiative „Hochwasser / Erkrath Nord“ mit Schildern vor dem Rathaus. Anlass war der Jahrestages des Hochwassers am 14. Juli 20211. Es kam zum Dialog mit der Lokalpolitik.

‚Erkrath säuft ab! Unternehmt was!!!‘, ‚Keine weitere Grünflächenversiegelung!‘ und ‚Hochwasserschutz jetzt!‘ sind nur einige Beispiele, die vergangenen Samstag auf den zahlreichen Schildern der Bürgerinitiative zu lesen waren. In der Spitzenzeit standen laut den Initiatoren 30-40 Leute vor dem Erkrather Rathaus. Die Politik war auch zahlreich vertreten: Der Bürgermeister hatte als Urlaubsvertretung seine Stellvertreterin Regina Wedding geschickt, vom Stadtrat waren Detlef Ehlert (SPD), Wolfgang Jöbges (CDU) und Markus Lenk (Die Linke) gekommen. „Das war der Dialog, den man sich vorher gewünscht hätte“, sagte Melanie von Roebel später. Vorherige Anfragen an die Politik wären ohne Antworten geblieben.

Auch die technische Beigeordnete Carola Beck war vor Ort und nahm sich fast zwei Stunden Zeit, um mit den Vertretern der Bürgerinitiative zu sprechen. Von ihr erfuhren die Bürger, dass die Stadt an der Morper Allee ein Grundstück gekauft hat, welches als Retentionsfläche vorbereitet wird – bei einem Hochwasser sollen solche Flächen bewusst geflutet werden, um Schäden an anderen Orten zu vermeiden. Eine solche Ausweichfläche für die Düssel soll es auch im Fraunhofer Steinbruch geben, da dies jedoch Naturschutzgebiet ist, ziehen sich die Abstimmungen mit Behörden hin. Da es sich um ein FFH-Gebiet handelt, hat auch die Europäische Kommission in Brüssel ein Wörtchen mitzureden.

Kritik an Öffentlichkeitsarbeit

Aufgrund der neuen Informationen kritisierte die Initiative, dass die Stadt diese Dinge nicht mit der Öffentlichkeit kommuniziert. So gab es auch ein Schild der Mahnwache, auf dem stand: ‚Was hat die Stadt bisher geleistet? NICHTS!‘. „Die Stadt ist aktiv, aber nicht sichtbar. Wir haben die Kommunikation angeprangert“, sagte Mitinitiator Michael von Roebel. Es wurde Besserung versprochen. Auch die Fragen zu den Hochwasser-Maßnahmen, welche die Grünen im Ausschuss für Umwelt und Planung eingereicht hatten, sollen laut Beck in der kommenden Ausschuss-Sitzung im August beantwortet werden. Die Initiative hatte mit dieser Resonanz aus der Politik nicht gerechnet und zeigte sich daher zufrieden.

„Das Bewusstsein scheint nicht da zu sein, dass solche Regenmassen häufiger passieren könnten“, bemängelte Ralf Wagner nach den Gesprächen. So sei die Politik immer noch überrascht, wenn man einwendet, dass sogenannte ‚Jahrhunderthochwasser‘ nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zukünftig viel häufiger vorkommen würden. Dabei habe die Vergangenheit gezeigt, dass große Überflutungen viel häufiger als jedes Jahrhundert vorkommen würden – auch in Deutschland. In einem Bericht über das „Jahrhunderthochwasser in Süddeutschland“ schrieb der Diplom-Meterologe Robert Hausen vom DWD Anfang Juni, dass die deutlich engere Taktung solcher Ereignisse wie die Ahrtalkatastophe 2021 und die weiteren Hochwasser dieses Jahr in Niedersachsen (Januar) und im Saarland (Mai) nachdenklich stimmen würden.

Schilder mit Forderungen zum Hochwasser-Schutz an die Politik. Foto: Christian Zimmer

Breite Unterstützung

Die Mahnwache vor dem Rathaus statt auf dem Bavierplatz abzuhalten mag ungewöhnlich sein, doch wie uns Mitinitiator Michael von Roebel berichtete, gab es viele Autofahrende, welche ihre Fahrt verlangsamten und neugierig auf die Plakate schauten. Öfters gab es dann einen „Daumen hoch“ als Unterstützungsbekundung. Auch Passanten kamen mit der Initiative ins Gespräch. Ein Mann mit Cowboyhut und Lederjacke berichtete, dass einem Freund zwei Autos bei dem Hochwasser damals kaputt gegangen seien, an denen dieser jahrelang liebevoll herumgeschraubt hatte – „sein Lebenswerk“. Auch er fand es daher gut, dass mehr Schutz vor Hochwasser gefordert wurde.

„Es beschäftigt die Bürger nach wie vor“, hat Michael von Roebel den Eindruck. Schon um 7 Uhr habe er einen Anruf eines Hochwasser-Betroffenen aus Millrath bekommen, der von der Mahnwache gelesen hatte und sich engagieren möchte. Bei den Passanten-Gesprächen hätte es auch viel Zustimmung gegeben. Eigentlich hätte es auch einen Fernsehbeitrag im WDR gegeben, doch wegen einem Warnstreik konnte das Fernsehteam nicht kommen. Dafür wurde die Mahnwache am Samstagvormittag in den WDR-Radionachrichten samt Forderungen der Bürgerinitiative erwähnt.

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