Hochdahler Stadtweiher: Anmerkungen zum Beck-Gutachten

Hans-Ulrich Zastrau

Foto: Archiv/RG

Hans-Ulrich Zastrau hat sich mit dem vorliegenden Gutachten zum Stadtweiher auseinandergesetzt.

Eigentlich hatte sich Hans-Ulrich Zastrau gut auf die zweite Bürgerbeteiligung zum Stadtweiher vorbereitet. Er hat das inzwischen veröffentlichte Gutachten gelesen und dazu Anmerkungen gemacht, die er öffentlich vorstellen wollte. Vorab hatte er sie an die Redaktionen, den Bürgermeister und die Fraktionen geschickt. Aber dann wurde die Beteiligung verschoben. Grund waren vorliegende Anträge von SPD und Grünen zu einem zweiten Gutachten, die in der letzten Ratssitzung behandelt wurden.

Hier nun die Anmerkungen zum Stadtweiher Gutachten von Hans-Ulrich Zaustrau:

Grundwasser

Der Grundwasserstand ist von 1975 bis 2020 um ca. 4,00 m gefallen. Ursache sei die großflächige Boden-versiegelung durch den Bau der Neuen Stadt Hochdahl und davon sei auch der Wasserstand des Weihers betroffen.

Die Bautätigkeit ist seit 1980 im Wesentlichen abgeschlossen; der Wasserstand des Weihers ist aber erst etwa ab 2016 gesunken, also 36 Jahre später. Also ist davon auszugehen, dass die beiden Wasserstände nicht voneinander abhängig sind.

Versickerung

Ohne Versickerung gibt es keine Grundwasserneubildung, sie ist also notwendig – vor allem auch im Sinne der Wassergesetze der EU, der Bundesrepublik Deutschland und des Landes NRW.

Zur Versickerungsfähigkeit der Weihersohle werden unterschiedliche Angaben gemacht und zwar für:

  • Ostteil des Weihers, gewachsener Untergrund
  • Westteil des Weihers, gewachsener Untergrund
  • Weihersohle vor der Entschlammung
  • Folienabdichtung

Die Unterschiede sind gewaltig. Festzuhalten ist, dass die Weihersohle vor der Entschlammung mit sehr großem Abstand den geringsten Versickerungswert der naturbelassenen Untergründe aufweist. Ursache dafür ist die Selbstabdichtung der Gewässer. Dabei führt das versickernde Wasser Schwebteilchen mit sich, die nach und nach die Poren des Untergrunds verschließen.

Grundabgabe

Es gilt der Grundsatz, dass der Abfluss aus dem Weiher in die weiterführenden Bäche nicht höher sein muss als die Zuflüsse aus diesen Bächen (S.17). Die Zuflüsse sind in Diagrammen vom 01.01.2015 bis zum 31.12.2020 erfasst. Danach sind aus dem Sedentaler Bach insgesamt 58.000 cbm zugeflossen, aus dem Kattendahler Graben insgesamt 52.000 cbm. Umgerechnet sind das 0,306 l/sek. aus dem Sedentaler Bach und 0,275 l/sek. aus dem Kattendahler Graben, zusammen also 0,581 l/sek. im Mittel über 6 Jahre. Es ist also völlig abwegig, eine Grundabgabe von 1 l/sek. in Ansatz zu bringen. Tageweise Messungen können von diesem mehrjährigen Mittelwert abweichen.

Klima

1965 wurde dem damaligen Präsidenten der USA Johnson die Studie übergeben, die erstmals den bevor-stehenden Klimawandel beschrieben hat. Seitdem wissen wir, was auf uns zukommt. Gegen den Klimawan-del vorzugehen, hat nach wie vor oberste Priorität, aber jetzt müssen wir uns verstärkt auch mit seinen Auswirkungen beschäftigen.

Nach den aktuellen Klimaprognosen weichen die Regenmengen in Zukunft nicht erheblich von den bishe-rigen ab, es wird sogar mit einem Mehr an Niederschlag gerechnet. Die Änderung ist aber, dass es heftiger wird. Also mehr Starkregen und mehr Trockenperioden. Wenn wir also Schaden von unserer Umwelt ab-halten wollen, müssen wir Regenwasser in großem Umfang speichern, um in der Trockenperiode über Wasser verfügen zu können. Der Hochdahler Weiher kann und muss auch hier seinen Beitrag leisten.

Permanentbetrieb des Weihers und seine Wiederbefüllung

Das Gutachten unterscheidet nicht danach, wie der Weiher nach seiner Wiederbefüllung langfristig betrieben werden kann und wie vorzugehen ist, um ihn nach der Entleerung wieder zu befüllen. Das ist ein methodischer Fehler.

Andere Zuflüsse

Im Gutachten wird angeregt, neben den vorhandenen Dachflächen, die in den Weiher entwässern, weitere zu erkunden, es gibt aber keine Vorschläge dazu.

Auch wird weder angeregt noch untersucht, welche weiteren Zuflüsse für den Weiher angezapft werden können – oberhalb oder unterhalb.

Ob durch Siedlungstätigkeit die Bodenversiegelung weitergeht und wie sich das auf die Zuflüsse auswirken kann, wird nicht erwähnt. Ich denke hier auch an das Gewerbegebiet in Haan südlich der Millrather Straße.

Notwendige Erweiterung des Untersuchungsauftrags

Zu untersuchen ist eine Lösung ohne Folienabdichtung.

Ziel muss sein, den Weiher in seiner ursprünglichen Größe wiederherzustellen und zwar ohne Folienabdichtung. Die Weihersohle ist hinsichtlich ihrer Versickerungsfähigkeit wieder in den ursprünglich vorgefundenen Zustand zurückzuversetzen, damit der Weiher seiner Versickerungsaufgabe nachkommen kann, aber trotzdem der Wasserstand, wenn auch schwankend, erhalten wird. Das sind keine sich widersprechenden Forderungen, sondern Fakten, die bei allen natürlichen Gewässern vorliegen. Möglicherweise ist eine Lehmschicht einzubringen, die die Selbstabdichtung unterstützt. Auch das Anwalzen der Weihersohle kann hilfreich sein.

Permanentbetrieb und Wiederbefüllung sind getrennt zu untersuchen.

Der Permanentbetrieb ist aus den derzeitigen und zukünftig zu aktivierenden Zuflüssen zu ermöglichen. Zu untersuchen sind die Regenentwässerung von Wege- und Dachflächen entlang der Willbecker Straße (in den Sedentaler Bach), sowie vom Hochdahler Markt, vom Verdunplatz und vom Europaplatz und den Arkaden (in den hier verrohrten Kattendahler Graben). Die Grundabgabe soll im Mittel 0,581 l/sek. betragen entsprechend dem langfristigen Zufluss. Sollte dies bei längeren Trockenzeiten nicht reichen, ist auf die Einrichtungen zuzugreifen, die für die Wiederbefüllung bzw. die Wasserbevorratung herzustellen sind.

Die Wiederbefüllung kann mit Wassermengen erfolgen, die bei Starkregenereignissen anfallen, die in Zukunft regelmäßig auftreten, bis ca. fünfmal pro Jahr. Dieses Wasser aus den Bächen abzuleiten, hat keine negativen Auswirkungen auf die unteren Bachläufe. Hier gibt es mehrere Ansätze:

Herr Bander hat angeregt, bei Starkregen Wasser aus dem Mahnerter Bach etwa in Höhe des Sandheider Marktes auf kurzem Weg in den Stadtweiher zu leiten; ich habe diesen Gedanken aufgegriffen und ergänzend vorgeschlagen, in der Mulde nördlich der Autobahnanschlussstelle Haan West ein weiteres Rückhaltebecken einzurichten, aus dem Wasser über eine Druckleitung in den Sedentaler Bach geleitet werden kann (s. Anl.). Eine weitere Möglichkeit besteht darin, aus dem Hochwasserrückhaltebecken An der Brandshütte, durch das fast alle Hochdahler Bäche geleitet werden, eine Druckleitung zum Stadtweiher zu legen (s. Anl.). Auch aus dem Regenrückhaltebecken an der Grünstraße könnte eine Einspeisung in den Weiher erfolgen.

Wasserbevorratung

Ein Konzept ist dringend erforderlich, mit dem unser Land, unsere Stadt die zukünftigen Wechsel von Stark-regen und Trockenperioden besser überstehen können. Es geht dabei darum Regenwasser zurückzuhalten, ohne es nach dem Regenereignis gleich wieder ablaufen zu lassen. Vielmehr muss anfallendes Regenwas-ser in großen Mengen gespeichert werden, um es in Trockenperioden gezielt einsetzen zu können. Das an-gesammelte Regenwasser kann aber auch nach und nach in angrenzenden Freiflächen zur Versickerung gebracht werden. Dazu sind die zuvor genannten Rückhaltebecken verstärkt heranzuziehen, aber auch der Stadtweiher kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Wenn sein Wasserstand um 1 m gegenüber dem Minimalstand angehoben und unter Berücksichtigung der Grundabgabe gehalten wird, speichert er 30.000 cbm sauberes Regenwasser.

Um die Größenordnung zu verdeutlichen, mit denen bei diesen Starkregenereignissen zu rechnen ist: Bei jedem starken Regenschauer steigt das Wasser der Düssel (wo ich wohne) an; schon bei 20 cm fließen pro Tag 250.000 cbm Wasser ab und gehen uns so verloren (0,20*6,50*8000*24). In Hochdahl werden die Wassermengen ähnlich hoch sein. Das zurückgehaltene Regenwasser bleibt sauber, wenn es erst zu Hoch-wasser geworden ist, ist es Schmutzwasser.

Städtebauliche Gesichtspunkte

Stadtbild

Das markanteste städtebauliche Highlight der Neuen Stadt Hochdahl, 1960 – 1980 am Reißbrett entstanden, ist der Stadtweiher und sein landschaftliches Umfeld, geplant von dem international tätigen Landschaftsarchitekten Richard Bödeker (gest. 2019) und seinem Team. Die Hochdahler Bürger identifizieren ihre Stadt mit diesem Weiher.

Stadtentwicklungskonzept

Im Stadtentwicklungskonzept ist der Weiher als wichtigstes Grünelement verankert. Es sind dazu Verbesserungs-vorschläge enthalten z. B. die Wegeverbindung zum Hochdahler Markt. Diese wichtige Wegeverbindung ist städte-baulich völlig misslungen. Nur die Ortskundigen wissen, wie man vom Hochdahler Markt zum Weiher kommt, der Weg ist hässlich und wird von Müllbehältern dominiert. Der Rückweg ist ebenso schlecht gestaltet.

Die Außenanlagen

Die Außenanlagen (s. Anl.) rund um den Weiher sind von einzigartiger Qualität. Es lohnt ein Blick auf die Metallgeländer (sie beginnen zu rosten), auf das Kleinpflaster (miserabel oder gar nicht ausgebessert) und vor allem auf die kraftvollen schön gekurvten Sichtbetonbauteile – subtil in die Landschaft und Topografie eingefügt (verwittert, aber ohne Mängel). Alles handwerklich hervorragende Arbeiten und heute kaum noch so realisierbar (Stützmauern werden heute primitiv aus Fertigteilen fast immer mit horizontalen Oberkanten hergestellt). Es muss dringend darauf Wert gelegt werden, dass diese Elemente erhalten wer-den. Die hölzernen Steganlagen (ebenfalls nie gepflegt) sind bereits entfernt worden. Es ist wichtig, dass sie entsprechend dem ursprünglichen Konzept wiederhergestellt werden, aber in Anbetracht des in Zu-kunft schwankenden Wasserstands sollten sie schwimmend ausgeführt werden. Der jetzt schon vorhande-ne Spielplatz und andere Landschaftselemente entlang der Südseite des Weihers bieten ausreichend Möglichkeiten für Aktivitäten von Kindern und Erholungsuchenden.

Pflege

Der Weiher und ein Umfeld sind seit Jahrzehnten schlecht gepflegt worden und jetzt unter Wassermangel leidend, ist es doch oberstes Ziel, Wege zu finden, wie er in seiner ursprünglichen Form erhalten werden kann. Für die Zukunft sollte ein Pflegeplan aufgestellt werden, wie er z. B. für unter Denkmalschutz stehen-de Parkanlagen aufzustellen ist.

Fließgewässer

Der Hochdahler Stadtweiher ist ein Gewässer mit Zuläufen und Abläufen, er ist also Teil eines Fließgewäs-sers, vergleichbar mit Flüssen wie es z. B. die Havel ist, die größtenteils aus einer Aneinanderreihung von Seen besteht, aber eben doch klar ein Fließgewässer ist. Und das sollte auch so bleiben.

Erkrath, den 29.10.2021

Hans-Ulrich Zastrau

Weiher Landschaftsarchitektur. Bild: H.-U. Zastrau
Weiherzuflüsse. Abbildung: H.-U. Zastrau
Mahnerter Bach. Quelle der Karte: Deutsche Grundkarte (DGK5). Lizenz: DL-DE->Zero-2.0 Eingezeichnete Veräufe: H.-U. Zastrau
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1 Kommentar

  1. Ergänzend zu dem Leserbrief ist für mich unverständlich, warum zur Ermittlung der Niederschlagsmenge die Daten des rd. 16 km entfernt liegenden Düsseldorfer Flughafens (Niederschlagssumme 618 mm im Jahr 2020, siehe Erläuterungsbericht “Bilanzmodell”, Seite 29) und nicht die Daten der Niederschlagsmessstelle “Mettmann Paul” des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv), stehend auf dem Kreisbauhof Mettmann, in rd. 5 km Entfernung (800,69 mm Niederschlag im Jahr 2020) genutzt werden. Welchen Einfluss hat die deutlich höhere Niederschlagsmenge auf die Berechnungen?

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