Hochdahler Schulen unterstützen Spendenaktion für Erdbebenopfer

von Nicole Marschall

Lehrer Ömer Tümen und die Mutter eines Sechstklässlers beim Sortieren der Spenden. Foto: Ria Garcia

Riesige Hilfsbereitschaft zeigten Realschule und Gymnasium Hochdahl. Spontan schlossen sie sich einer Kölner Spendenaktion an und sammelten für die Erdbebenopfer in Syrien.

Kartons über Kartons stapelten sich in einem Raum neben der Mensa der Realschule Hochdahl, der kurzerhand in eine „Spendenannahmestelle“ umfunktioniert worden war. Am Dienstag wurden die Kisten von einem Lkw abgeholt. „Die Spendenaktion für Syrien läuft über einen glücklichen Kontakt aus meinem familiären Umfeld. Wir durften uns an diese Aktion dranhängen“, erzählt Maren Hartwig, Deutsch- und Geschichtslehrerin an der Realschule: „Hätte ich den Spendenaufruf nicht im Whatsapp Status meiner Schwester gesehen, hätte die ganze Aktion vermutlich gar nicht stattgefunden.“

Marwan El Haj Hassan aus Köln ist derjenige, der dafür sorgt, dass die Sachspenden in den von den Erdbeben besonders hart getroffenen Gebieten in Syrien ankommen. Hassan stammt selbst aus dem Libanon und organisiert seit 2018 private Spendenaktionen in seine alte Heimat. Die Gründung einer offiziellen Spendenorganisation ist sein Ziel. Seit der Katastrophe in der Türkei und Syrien hat er bereits vier Lkw-Ladungen per Container-Schiff über den Libanon nach Syrien „verschickt“. Seine Schwestern kümmert sich vor Ort um den Weitertransport. Alle vier Ladungen haben von der syrischen Regierung eine Einreisegenehmigung erhalten. Mit einem Spenden-Lkw, der in die Türkei sollte, hatte es hingegen bei der Einfuhr Probleme gegeben.

Dass sich die Realschule Hochdahl an der Aktion von Marwan El Haj Hassan beteiligte, war schnell und unkompliziert entschieden und organisiert, erzählt Maren Hartwig: „Ich habe freitags unserem Schulleiter Uwe Heidelberg davon erzählt. Er war sofort begeistert und informierte die Schülerinnen und Schüler mit einer Durchsage über die Aktion. Die Eltern wurden so gut es ging durch die Klassenlehrer informiert.“ Übers Wochenende wurden bereits so viele Spenden vorbeigebracht, dass Hartwig und die zahlreich helfenden Lehrkräfte und Schüler schon Sorge hatten, die ganzen Kartons nicht mehr lagern zu können und Nachtschichten einlegen zu müssen. „Die meisten Spender sind unserer Bitte, die Sachen bereits sortiert und beschriftet vorbei zu bringen, nachgekommen. Einige wenige Spenden mussten wir jedoch auspacken, umsortieren und beschriften, aber durch die tatkräftigen Helferinnen und Helfer ging das eigentlich recht schnell.“ Türkisch sprechende Schülerinnen und Schüler halfen beim Beschriften der Pakete in ihrer Muttersprache, ein Nachbar von Hartwig übernahm den arabischen Part.

Zwei Tage lang konnten Spenden abgegeben werden. Neben Lehrern (hier Maren Hartwig
und Ömer Tümen) hat auch die Mutter eines Schülers (im Vordergrund) kräftig mit
angepackt. Foto: RG

Von der enormen Hilfsbereitschaft und dem, was gespendet wurde, waren alle überwältigt. „Man hat in den sozialen Medien ja wirklich viel gesehen und einige scheinen ‘spenden’ mit ‘ausmisten’ zu verwechseln, aber die Sachen, die wir entgegengenommen haben, waren teilweise neu und verpackt, alles war unversehrt und vom Babyschlafsack über Schuhe, Spielzeug, natürlich Kleidung und Nahrung bis hin zu Trinkbechern, neuen Decken von einem Erkrather Kindergarten und Tiernahrung war alles dabei. Vor allem die Menge an medizinischen und Hygieneartikeln hat uns sehr gefreut“, erzählt Hartwig. Über die Website und den Instagram-Account der Schule kamen auch Spenden von Menschen, die eigentlich gar keinen Kontakt zur Realschule haben. Auch das benachbarte Gymnasium Hochdahl schloss sich der Aktion an und sammelte fleißig mit. „Von allen Seiten habe ich nur Begeisterung und Entgegenkommen gespürt“, so Hartwig: „Die Anteilnahme ging weit über materielle Spenden hinaus, sodass wir zum Beispiel auch Gespräche in der Schule geführt haben und die Katastrophe von Kollegen und Kolleginnen im Unterricht thematisiert wurde.“ Klasse 9b organisierte zusätzlich an zwei Tagen einen Pausenverkauf, bei dem Waffeln und Gebäck über 300 Euro einbrachten. Mit dem Geld wurde zusätzlich noch Babynahrung und Hygieneartikel gekauft.

Die Spendensammeltage seien zwar kräftezehrend gewesen, zumal ja auch der Unterricht weiterlaufen musste, „aber es war uns einfach unfassbar wichtig, an dieser Stelle zu helfen. Wir haben im Kollegium und an der Schule sowie im privaten Umfeld Menschen mit Wurzeln, Familie, Freunden oder Bekannten in der Türkei oder auch in Syrien. Fast jeder kennt jemanden, der von diesem Erdbeben betroffen ist“, fasst die engagierte Lehrerin zusammen: „Es war schön, wie alle plötzlich tatkräftig mit anpacken und helfen wollen. Eine Fünftklässlerin kam zu mir und fragte, ob wir vielleicht Sachen von ihrem Papa haben möchten. Der sei vor ein paar Jahren gestorben und bräuchte sie ja nicht mehr…“ Und das sei nur eines von vielen Beispielen, fügt sie gerührt hinzu, „das einem dann ‘Pippi in die Augen’ getrieben hat. Freud und Leid liegen manchmal einfach sehr nah beieinander…“

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