Hobby-Imker und OGS-Kids – gemeinsam für die Bienen

von Susann Krüll

Cliff Wecker mir Bienenvolk Nr. 9. Foto: Susann Krüll

Eine komplette Saison liegt hinter den beiden Hobby-Imker-Freunden Kjell Richter und Cliff Wecker. Ein Jahr voller Arbeit, in dem sie das Gelände ihres Imker-Vorgängers im Neandertal ‘auf links gedreht’ haben.

Jetzt produzieren neun Bienen-Völker unter dem Label ‘Neander-Biene’ das ‘flüssige Gold’ in bunten so genannten Beuten  – so der Fachbegriff für Bienenstöcke. Sie sind unter einem Unterstand so ausgerichtet, dass die Sonne sie ab vormittags direkt bescheint. „Ab genau 15 Grad fliegen sie dann aus,“ erklärt Kjell Richter. In einem gebührenden Sicherabstand, nahe des Eingangs zu dem malerischen Gelände, sind 17 OGATA-Kids mit Feuereifer dabei, aus einem hölzernen Unterstand mit verschiedenen Waben-förmigen Unterteilungen für die ‘wilden Verwandten’ ein Bienen-Hotel auszubauen.

Gutes aus Zufallskontakten

Dass die Kids mit ihren drei Begleitenden an diesem Vormittag hier, nicht weit entfernt von der Hauptstraße sind, ist einer von vielen Zufällen, aus denen etwas Gutes entsteht. „Wir waren kurz vor den Ferien mit zwei Klassen auf einem Wanderausflug im Neandertal unterwegs und haben uns die Auerochsen und die Wisente angesehen. Dabei sind wir hier am Gelände vorbeigekommen und die beiden haben uns einfach reingebeten, als wir am Weg zu ihrem Gelände standen und die Schautafeln gesehen haben“, berichtet OGS-Leiterin Frau Keens, eine von drei Betreuenden, die mit den OGS-Kits der 1. und 2. Klassen mit den klingenden Gruppen-Namen ‘Erdmännchen’ und ‘Seepferdchen’ der Einladung zum Mithelfen gefolgt sind. Auch die beiden jungen Männer verdanken es einem Zufall, dass sie nun das Gelände am Neandertal, auf dem auch ihr über 80-jähriger Vorgänger als Imker tätig war, für ihr Hobby nutzen können. „Als meine Freundin und ich einmal bei einem Spaziergang hier am Gelände vorbeigekommen sind, habe ich aus Interesse den Herbert angesprochen. Ich hab ihm erzählt, dass mein Kumpel Cliff und ich gern auch imkern würden. Doch leider hat jeder nur einen Balkon. Er meinte, wenn wir das ernst meinten, sollten wir doch mal vorbeikommen, er wolle aus Altergründen das Imkern aufgeben“, erzählt Kjell, wie alles begann. Nun besuchen ihr Vorgänger und seine Frau die beiden Neu-Imker regelmäßig und freuen sich, dass das diese Tradition weitergeht.

Stroh und Lehm – die Wildbienen können einziehen

Nachdem die beiden Klassen der Sechseckschule die spontane Führung samt Bienen-Kunde genossen hatten, berichten Kjell und Cliff, dass sie im Familien- und Freundeskreis zahlreiche Unterstützer hätten. Dennoch könnten sie jede weitere helfenden Hand gut gebrauchen. Schließlich sei das Gelände sehr groß und es gäbe immer etwas zu tun, wie gerade das Insekten-Hotel fertig zu stellen. Spontan boten die OGS-Betreuenden an, ein weiteres Mal mit den Kids vorbeizukommen und mit anzupacken. So kam es, dass an diesem Tag das Frühstück in der OGS ganz schnell beendet war, denn die Kids wollten so schnell wie möglich auf das Gelände.

Hier hatten Kjell, Cliff und Ada, eine Bekannte, die gern mitanpackt, Stroh-Matten (aus biologischen Anbau besorgt) bereitgelegt, die die Kids auf die richtige Länge kürzten. In einem Eimer war bereits Erde gesammelt, die darauf wartete mit Wasser vermengt zu Lehm zu werden. Diesen schichteten die Kids abwechselnd mit Stroh in die vorgesehen Wabe. Und sie hatten jede Menge Spaß dabei. Immer wieder klatschten sie sich mit den Lehm-verschmierten Händen ab. Bald war ein ‘neues Apartment’ bezugsbereit für neue geflügelte Untermieter und die Baumeister zog es zum Mittagessen zurück in die Sechseckschule.

Immer etwas zu tun

Auch für Kjell Richter und Cliff Wecker ist es immer ein Erlebnis, wenn Grundschul- oder Kita-Kids sie besuchen. „Wir haben leider beide nicht so viel Zeit, um allen Anfragen entsprechen zu können, da wir beide Vollzeit arbeiten“, so Cliff, der in seinem Beruf als Notfallsanitäter ebenso eingespannt ist wie sein Kumpel Kjell, der in einer Firma arbeitet, die Medizintechnik vertreibt. „Ich bin, wie nach Ostern, oft auf Dienstreisen im In- und Ausland unterwegs“, erzählt der aus Hamburg Zugezogene. Doch zum Glück gibt es Familie und Freunde. „Wenn meine Eltern aus dem Norden zu Besuch sind, bekomme ich besonders meinen Vater gar nicht gestoppt. Er ist Handwerker und hat uns besonders beim Herrichten der Hütte oder beim Erstellen der Schautafeln für den Lehrpfad sehr geholfen.“ Beide sind sich einig, dass sie ohne die Unterstützung der vielen Helfenden ‘echt verloren wären’. Wer also Lust hat: Projekte gibt es noch einige zu realisieren.

Übrigens, wer ein originelles Mitbringsel zu Ostern sucht: Aus dem Wachs der Waben gießen die beiden Kerzen in zahlreichen Formen und Größen: auch Osterhasen sind gerade im Sortiment. „Leider nehmen immer mal wieder Leute die Kerzen mit, ohne das Geld in die bereitstehende Kasse zu legen. Auch mit Vandalismus hatten wir es schon zu tun. Aber wir wollen, dass alles auch zugängig ist, wenn wir nicht da sind. Uns ist es wichtig, dass große und kleine Besucher des Neandertals lernen, wie wichtig Bienen für Natur und Umwelt, letztlich für unser aller Überleben sind“, so das Credo der beiden engagierten Hobby-Imker, deren neustes Experiment es ist, im Bienenstock S1 ihre fleißigen Arbeiter Schnittwaben-Honig herzustellen zu lassen. „Das ist unser erstes selbst gezogenes Volk, das wir zusätzlich zu den ersten acht, die wir übernommen haben, betreuen. Seit letztem Jahr haben wir auch eine tolle Kooperation mit dem ‚Naturschutzzentrum Bruchhausen‘. Dort haben wir noch die Betreuung weiterer sechs Völker übernommen“, so die beiden über das Netzwerk, das sie sich in Erkrath gerade auf- und ausbauen. Auch mit Lars Busch von der Initiative ‘Hochdahl – schön bunt’ sind sie in regem Austausch. „Er hat uns die Nistkästen vorbeigebracht“, erzählt Cliff und zeigt, wo sie in den Bäumen hängen. Beim Nabu haben sie gerade zwei Fledermaus-Nistkästen besorgt, die nun auf eine weitere Art gefiederte Untermieter warten Das Ziel der beiden ist, dass die Artenvielfalt in dem kleinen Bienen-Paradies weiterwächst.

Infos: www.dieneanderbiene.de

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