Himmlische Zeiten in der Stadthalle Erkrath

von Timo Kremerius

Szenenbild Himmlische Zeiten. Foto: Sabine Layh

Genialer Einstieg in die Theatersaison 2023: Am Mittwoch, dem 25. Januar brachen in der Stadthalle himmlische Zeiten an mit Revuetheater vom Feinsten

Vier unterschiedliche Charaktere, die sich auch von früher kennen, treffen in der Privatabteilung eines Krankenhauses wieder aufeinander: die Karrierefrau, die ihren Managerposten mit einer kosmetischen Generalüberholung gegen die jüngere Konkurrenz verteidigen und einen Vorstandsposten bekommen will, die Junge, die kurz vor Toresschluss ihr zweites Kind bekommt und deren Mann sie mit dem Au pair Mädchen für das erste Kind betrügt, die Hausfrau, deren Rente nicht zum Leben und nur knapp zum Sterben reicht, und die Vornehme,  eine geschiedene Gattin eines Konsuls, die nach dem Zusammenstoß mit einem hart geschlagenen Golfball angeblich nur deswegen unter Gedächtnisstörungen leidet. Das Älterwerden und dessen Symptomen, die Angst vor dem Ende und der Hoffnung auf ein Danach sind Mittelpunkt ihres Lebens. Dieses Leben wird von Ihnen in komischer Weise gelebt. Der Abend des Zusammentreffens ist ein Fest für das Leben und für die Freundschaft.

Was benötigt man, um einen mehr als unterhaltsamen Abend zu gestalten. Vier liebenswerte Mädels, die es schaffen problembehaftete Themen ihres persönlichen Lebens und komische Situationen versehen mit schlagfertigen Dialogen und Hits wie “Wonderful World”, “I’m So Excited”, “Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?”, “Another Day In Paradise”, “Movie Star”, “A Night Like This”, “That’s What Friends Are For” und “Faust auf Faust” versehen mit neuen deutschen Texten eindrucksvoll auf die Bühne zu bringen und ein Publikum, dass das Geschehen begeistert vereinnahmt. Die Darstellerinnen zündeten ein Feuerwerk, das auch die Zuschauer zur Höchstform auflaufen ließen. “Himmlisch Zeiten” sind nur für den vorbestimmt, der wahre Freundinnen hat.

Es war ein bemerkenswerter Abend in der Stadthalle, die erfreulicherweise mit fast 400 Zuschauern sehr gut gefüllt war. Das Stück startete mit der hektischen Karrierefrau, am Handy hängend, der Meinung, nur sie könnte die Firma retten. Sie wollte sich ihr Gesicht aufpeppen lassen, um somit in den Vorstand ihrer Firma zu kommen. Dann kamen nach und nach die anderen Mädels mit ihren Problemfällen.

Szenenbild Himmlische Zeiten. Foto: Martin Sigmund

Die Schauspielerinnen nahmen das Publikum von der ersten Minute an mit in das Geschehen, indem alle Funken übersprangen. Sie spielten ihren persönlichen Problempart nicht nur hervorragend, sondern sorgten mit ihren sehr guten Stimmen, dass der Saal regelrecht gefühlt mit schwankte. Nach jedem Gesangsbeitrag gab es donnernden, auf jeden Fall verdienten Applaus. Die Symbiose zwischen Schauspielerinnen und Publikum hätte an diesem Abend nicht besser sein können.

Als nach der Pause Angelika Mann, die die Hausfrau spielte an einem Herzinfarkt gestorben war und in der zweiten Hälfte des Stücks als Engel über die Bühne fegte, tat das dem Stück keinen Abbruch und war eher komisch. Das beweist, das auch Zombies singen können und nicht mal so schlecht. Zu keiner Zeit herrschte im Theaterraum Langeweile. So eine unterhaltsame Revue hat man in Erkrath lange nicht mehr gesehen. Wenn man ein längeres Theater Abo hat, hat man auch schon die Vorgänger der jetzigen Revue „Heiße Zeiten“ und „Höchste Zeit“ gesehen. Im Prinzip rundete „Himmlische Zeiten“ die Trilogie ab.

Nach Abschluss der Geschichte, kamen alle zur Besinnung. Die Karrierefrau verzichtete aufs liften und wollte nicht mehr in den Vorstand ihrer Firma, die Spätgebärende ließ sich von ihrem Mann scheiden und die Hausfrau war ja nun leider verstorben. Der zündende Gedanke war, dass die Vornehme die Freundinnen in ihr großes Haus aufnahm. Sie hatte zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Sie ist nicht mehr allein und bei ihrer fortschreitenden Demenz später einmal versorgt. Das Alter, auch mit seinen Schicksalsschlägen, wurde schauspielerisch wunderbar dargestellt, mit viel Humor, aber ganz klar benannt. Die Waage wurde gekonnt gehalten, es rutschte nie in den Klamauk. Bei allen, manchmal auch recht derben Dialogen, ist einer haften geblieben.

Männer haben ein Herz und zwei Eier. Der innere Kampf ist somit entschieden.

Die Schauspielerinnen, die feines Revuetheater boten, bekamen zu Recht ihren Lohn. Am Ende des Stückes, welches ohne Zugabe überhaupt nicht denkbar gewesen wäre, erhielten sie übergangslos donnernden Applaus und Bravo-Rufe, die sehr schnell in einen langen Klatschmarsch übergingen.

Man stellt fest, dass das Kulturamt mit der Auswahl des Stücks wieder ein gutes Händchen bewiesen hat.

„Kulturpause‘‘ im Foyer der Stadthalle

Künstler der Kulturpause war an diesem Abend Markus Sieratowicz. Der 1959 in Berlinchen-Neumarkt (heute Polen) geborene Künstler wohnt seit 3 Jahren in Erkrath-Hochdahl und ist seiner Tochter zuliebe hierhin gezogen. Seine Hobbys sind malen und Keyboard. Malerisch sucht er noch seine Richtung, weist aber doch schon sehr interessante Motive auf. Die Kunstwerke des sehr sympathischen Künstlers, übrigens half seine genau so sympathische Ehefrau bei der Hängung der Bilder, erfreuten sich beim Publikum großen Interesses.

Demnächst: Am Mittwoch, dem 22.02.2023 präsentiert das Ensemble des Altonaer Theaters (5 Personen und 1 Musiker) das Schauspiel „Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke“ nach einem Roman von Joachim Meyoff in der Stadthalle Erkrath. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

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