Am Mittwoch hat das ehemalige Königspaar der St. Sebastianus Bruderschaft 1484 e.V., Gereon Kirchhoff und Christiane Heiland, eine große Spende an den SKFM für das Frauenhaus in Mettmann übergeben. Die Bereichsleiterin freute sich sehr und gab einen Einblick in die Arbeit.
Im Sebastianushaus an der Kreuzstraße dankte Wolfgang Heß, zweiter Vorsitzender der Schützenbruderschaft, dem SKFM für die Arbeit und lobte das Engagement. „Ich komme auch aus dem Bereich und kenne das, wenn Leute sagen, sie seien die Treppe heruntergefallen und man sich denkt: ‚Das muss aber eine komische Treppe gewesen sein‘“, berichtete er. Als die Summe genannt wurde, rang Eva-Maria Düring nach Worten. „Krass, unfassbar, mega!“, freute sich die Leiterin des Bereichs Frauen und Familie beim SKFM in Mettmann. Das Königspaar konnte ihr einen symbolischen Scheck in Höhe von 4.000 Euro überreichen. Die Geschäftsführerin des SKFM Mettmann, Lilo Löffler, war leider verhindert.
Gesammelt hat das Königspaar unter anderem beim Benefizschießen in Unterbach, auf dem Titularball und dem Schützenfest. In jedem Jahr sucht sich das Königspaar der St. Sebastianus Bruderschaft 1484 in Erkrath eine karitative Organisation aus, die sie mit Spenden unterstützt. Wie man hört, hat auch das amtierende Königspaar schon eine Organisation im Blick.
Christiane Heiland begründete, weshalb sie das Frauenhaus ausgesucht haben: „Ich bin der Meinung, so etwas fällt oft unter den Tisch. Damit möchte ich andere Organisationen nicht schlecht machen. Aber viele andere soziale Projekte bekommen Geld, ohne mit dem Hut herumzulaufen.“ Die Hilfe für Frauen sei hingegen im Verborgenen, darüber würde wenig geredet. „Ich finde das wichtig, das war mir eine Herzensangelegenheit“, sagte Heiland.
Eva-Maria Düring vom SKFM erzählte, dass sie zufällig selbst aus einer Schützenfamilie in Bayern kommt und bereits Schützenkönigin war. „Bei uns sind es aber mehr Sportschützen, da gibt es keine Spendenaktionen. Mein Vater hat sogar einen olympiafähigen Schießstand gebaut – weil ihm das wichtig war. Hier ist es mehr, dass gesellschaftliche Verantwortung übernommen wird“, klärte sie die anwesenden Vorstandsmitglieder über die Unterschiede auf. Was mit dem Geld passiert, darüber will sie sich mit ihrem Team beraten. „Vielleicht werden wir mit einem Teil davon einen Ausflug machen – auch das sind Dinge, die die Frauen brauchen. Und den Rest für ein Spielgerät für den neugestalteten Garten nutzen, damit es auch etwas nachhaltiges ist.“
Frauenhaus als letzte Stufe – Beratung schon früher möglich
Das Frauenhaus in Mettmann ist für den gesamten Kreis Mettmann zuständig und bietet Schutz für Frauen und Kinder, die von Gewalt betroffen und existentiell bedroht sind. Acht Plätze für Frauen gibt es, Kinder nicht mitgezählt. „Manchmal sind sechs Kinder im Haus, manchmal 12“, erzählte Düring. „Die Plätze sind auch durchgehend besetzt. Wenn heute jemand auszieht, ist das Zimmer morgen wieder belegt.“ Auch die Zahlen über das Jahr schwanken, rund 60 Frauen im Jahr werden im Frauenhaus geholfen. Das Team besteht aus drei Sozialarbeiterinnen, einer Erzieherin und einer Hausmanagerin. „Gerade wurde der Bericht vorgestellt, dass im vergangenen Jahr 360 Mädchen und Frauen in Deutschland getötet wurden. Wir verhindern Tötungsdelikte.“
„Das Frauenhaus ist bei uns die letzte Stufe“, sagte Düring. In der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt gibt es die Beratung schon viel früher. „Viele Frauen wissen nicht, dass wir auch beraten, wenn keine Anzeige bei der Polizei gestellt wird.“ Den Beratungsanspruch gäbe es schon, wenn eine Frau das Bedürfnis nach einer Beratung hat. „Ich freue mich über jede Frau, die früher zu uns kommt.“ Frauen würden unterstützt, um eine Wohnung zu finden und in ein gewaltfreies Leben zu kommen. Viele Frauen würden sich aber aus unterschiedlichen Gründen nicht trauen. „Es gibt Frauen, die ihren Arzt wechseln, weil dieser misstrauisch geworden ist“, berichtete Düring aus ihrer Erfahrung.
Oft würde häusliche Gewalt mit Beleidigungen anfangen, mit der Zeit eskaliert es immer mehr. Frauen würden die Schuld dann oft bei sich selbst suchen oder sind finanziell abhängig. Bei den Tätern gäbe es hingegen Einflüsse durch schlechte Erziehung und aus Medien wie Fernsehen und Filme. Die Zahlen beim SKFM in Mettmann seien laut Düring „gleichbleibend hoch“. In letzter Zeit gäbe es auch öfters Beratungen zu digitaler Gewalt. „Die Gewalt sucht sich neue Wege.“
„Ich bin dankbar, dass das Thema in so einer Runde angesprochen wird“, freute sich Düring. Es müsse mehr bekannt werden, dass sich Frauen nicht alles gefallen lassen müssen. Das Schweigen soll gebrochen werden. Auch mit Vorurteilen räumte sie auf: „Es wird immer gesagt, dass mit Kulturen zusammen hänge. Das stimmt aber nicht. Wir haben Frauen aus allen Kulturen, allen Schichten und allen Alters. Auch Frauen mit über 60 Jahren haben wir schon im Frauenhaus gehabt.“ Die Wohnsituation würde ebenfalls keinen Unterschied ausmachen, es gäbe Fälle in Hochhäusern genauso wie in Einzelhäusern. Laut Jahresbericht des SKFM gab es im vergangenen Jahr 885 bekannte Fälle in der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt – Dunkelziffer unbekannt.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar