Große Männerherzen für kleine Bahnen

von Ria Garcia

Modellbahn Tage Lokschuppen
Foto: RG

Eigentlich geht es im Lokschuppen ja meist um die ganz großen Loks und Waggons, aber einmal im Jahr bei den Modellbahntagen sind ihre kleinen Brüder und Schwestern an der Reihe.

Im Lokschuppen dreht sich gerade wieder alles um H0, N und Z. Um was bitte? Na, die Spurbreiten der kleinen Eisenbahnen. Spur H0 ist das Verhältnis 1:87 zu den großen Originalen. N ist mit einer Spur von 1:160 schon deutlich kleiner. Und dann gibt es noch die Minis. Spur Z steht im Verhältnis zum Original bei 1:220. Mit einem Aufsteller informieren die ModelBahnFreunde Mettmann (MBF) über die unterschiedlichen Spurbreiten und vergessen auch nicht zu erwähnen, dass es in der ehemaligen DDR auch noch die Spur TT (1:120) gab, die aber wenig verbreitet ist.

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In die kleine Dampflock der Modellbahnfreunde aus Mettmann, die nicht nur echten Sound mitbringt, sondern auch wirklich dampft, haben wir uns dann auch ’schockverliebt‘. Einer der Modellbahnfreunde ist ein überaus versierter ‚Betanker‘, der das Verdampferöl mit einer Spritze bei laufender Fahrt nachtankt. Auf der mobilen Strecke für Ausstellungen gibt es eine Baustelle, an der man gute sehen kann, was für den Aufbau eines Tunnels auf einer Wendeschleife nötig ist. Das Gegenstück eines fertigen Tunnels gibt es am anderen Ende. Die Module der ‚Reiseanlage‘ müssen beim Aufbau auf den Millimeter genau passen, sonst gibt es Zugentgleisungen. Neben den analogen Details hat die Digitaltechnik inzwischen auch bei Modelleisenbahnen einige Neuerungen im Gepäck. „Sie ermöglicht eine vollautomatische Steuerung der Züge, die dadurch unfallfrei fahren“, erklärt uns der Vereinsvorsitzende Ernst Schlaich. Vorausgesetzt natürlich, dass die Module passgenau aufgestellt wurden.

Was bei den Modellbahntagen im Lokschuppen nur im Kleinen zu sehen ist, kann am 30. November und 1. Dezember 2024 bei den Tagen der offenen Tür in Mettmann in der Haydnstr. 5 jeweils von 11 bis 17 Uhr in größerem Umfang besichtigt werden. Dabei führen die MBF in ihren Clubräumen den automatisierten Fahrbetrieb auf ihrer umgestalteten digitalen H0-Clubanlage mit Zügen aller Epochen von der Dampflok bis zum ICE 4 vor. Auf einer Nebenbahn gibt es Pendelverkehr und lebhafter Zugverkehr wird auf der analogen N-Bahn-Anlage präsentiert.

Alte Bekannte aus Wuppertal und Solingen (Erkrather im Asyl)

Am regnerischen Feiertag hatten innerhalb der ersten zwei Stunden schon 170 Besucher den Weg in den Lokschuppen gefunden. Die Damen sind bei den Modellbahntagen im Lokschuppen eindeutig in der Minderheit, wenn wir auch einige getroffen haben, die durchaus interessiert waren. Beispielsweise an den kleinen Koffermodellbahnen. Die hatte der MEC Wuppertal wieder dabei. Und es gab ja nicht nur Modellbahnen. Die leuchtend bunten Karussells der Kirmeslandschaft vom Club der Modelleisenbahnfreunde Erkrath, die seit Jahren Asyl in Solingen genießen, nachdem sie aus dem Keller des Gymnasiums am Neandertal ausziehen mussten.

Beim MEC Wuppertal beginnen am 20. November 2024 wieder die Adventsvorführung. Jeweils am 20. und 27.11.24 sowie am 4., 11. und 18. Dezember 2024 können Besucher auf zwölf Anlagen mit Schwebebahn und Filmvorführungen in der Eschenstraße 81 in Wuppertal wieder allerhand sehen.

Beim Club der Modelleisenbahnfreunde Erkrath gibt es am 8. Dezember 2024 von 10 bis 17 Uhr den Nikolaus-Fahrtag. In der Löhdorfer Str. 38 (Eingang hinter der ASB-Rettungswache) in Solingen warten Modellbahnanlagen in verschiedenen Spurweiten. Eine N-Bahn-Anlage, Gruitener Lokalbahn, Zugsppitzbahn, H0-Großanlage auf 250 Quadratmetern und natürlich die Kirmes und eine Kindereisenbahn sind dabei. Und ganz neu: Ein Straßenbahnprojekt und ein DC-Car-System.

Neulinge aus Köln und die Modullisten

Während die meisten Aussteller schon ‚alte Bekannte‘ sind, ist in diesem Jahr ein Neuling aus Köln mit vier Modulen der Spurweite N als Nachbauten der Bahnstrecke Crottendorf dabei.

Auch wieder dabei sind die Rheinisch-Bergischen Modullisten, einem Zusammenschluss von Modelleisenbahnfreunden aus Neuss, Düsseldorf, Wuppertal, Solingen, Leichlingen und Haan, die ihre genormten Module beliebig kombinieren können. Für die beeindrucktend große Anlage, die sie im Lokschuppen aufgestellt haben, bedarf es natürlich auch eine Menge Personal. Wir hatten 2022 schon einmal etwas ausführlicher über sie berichtet.

Nicht nur staunen, auch machen

Während die großen Besucher staunen, schauen und schnell mit den Modelleisenbahnfreunden ins Gespräch vertieft sind, warten auf die kleinen Besucher Mitmachaktionen. Da darf dann auch mal selbst ein Zug gesteuert oder erste Versuche im Modellbau unternommen werden. Ein großer Tisch steht für Bastelarbeiten bereit.

Modellbau für Groß und Klein

Wieder dabei war auch Hans-Werner Kimpel mit seinen Modellbauten aus dünner Pappe, von denen er jedes einzelne Teil verstärkt und mit UV-Lack beschichtet, um sie stabil und haltbar zu machen. „Bei dem Wetter könnte man die Modelle sonst nicht einmal transportieren“, erklärt er. Er lässt uns den dünnen Karton der Vorlagen fühlen, um zu verdeutlichen was er meint. Die im Papier enthaltene Säure würde darüberhinaus für eine kurze Haltbarkeit sorgen. Seine kleinen Wunderwerke der Baukunst sind da deutlich stabiler. Das hat seinen Preis. Zeitlich zumindest. „In so einem Modell stecken gerne 200 bis 300 Arbeitsstunden“, verrät er uns und so ein klein bisschen packt uns beim Blick auf eins der Modelle die Ehrfurcht.

Modell von St. Bavo in Haarlem | Foto: Lutz Wulfestieg

Hans-Werner Kimpel stellt als Privatmann aus. Angefangen hat das Hobby mit dem Modellbau vor Jahren als Betriebsgemeinschaft der Stadtwerke Duisburg, die sich inzwischen aufgelöst hat. „Wir waren mal 60 oder 70 Leute“, erinnert er sich. Damals haben sie Modelle nicht nur aus Karton gefertigt. Heute gibt es noch etwa zehn Aktive, die sich einmal in der Woche treffen. Im kommenden Jahr ab Oktober soll es noch einmal eine große Ausstellung im Freilichtmuseum Grefrath geben. „Das ist dann die 30. Ausstellung und dann ist Schluss“, sagt uns Hans-Werner Kimpel. Für sechs Monate werden dann zahlreiche Modelle dort zu sehen sein.

Wer schon vorher Lust auf Modellbau hat, kann am 30. November und 1. Dezember 2024 auch die Hobby-Show zum Tag der Modelleisenbahn inkl. Schiffs- und Modellbau im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt in der Apostelstraße 84 in Duisburg besuchen.

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