Grandioses Auftaktkonzert zum 25. Jazz Sommer

von Susann Krüll

Vollbesetzter Lokschuppen zum ersten Konzert des diesjährigen Jazzsommers. Foto: Susann Krüll

Mit den Bluescats hatte Helmut Stein zum ersten Konzert des Jazz Sommer Jubiläumsjahres im Lokschuppen Hochdahl ein Schwergewicht der deutschen Bluesszene eingeladen.

Die drei Musiker brachten gleich zwei Gäste vom gleichen Format mit. So wurde aus dem fantastischen Trio erst ein ebensolches Quartett und schließlich Quintett: Sänger Greg Copeland, gebürtig aus Portsmouth in Virginia, und Ralf Grottian mit seinen Mundharmonikas begeisterten gemeinsam mit Jens Filser an der E-Gitarre, Bernd Oppel am Schlagzeug und Till Brandt an Kontrabass und Bass das Publikum.

Bluescats and guests – erst Trio, dann Quartett und schließlich Quintett

Bürgermeister Christoph Schultz ließ es sich nicht nehmen, vor ausverkauftem Lokschuppen die Begrüßung zum ersten von diesmal vier Konzerten anlässlich des 25. Bestehens des Erkrather Jazz Sommers zu begrüßen (siehe Infokasten). Er dankte Helmut Stein, dem künstlerischen Leiter, dem es zu verdanken sei, dass sich solche Größen der deutschen und europäischen Jazz-Szene ein Stelldichein im Lokschuppen geben. Schultz versäumte es aber auch nicht, an Jacky Müller zu erinnern, der die erfolgreichste Reihe im Kulturkalender der Stadt begründete und bis zu seinem, „viel zu frühen Tod vor vier Jahren“, wie Schultz es sagte, leitete. So galt dann ein besonderer Willkommensgruß dessen Witwe, die zum Konzert genauso erschienen war, wie die Stellvertretende Landrätin des Kreis Mettmann.

Als Schultz das Mirko an Helmut Stein übergab, begrüßte er, auch im Namen der „musikalischen Abteilung der Stadt“, die Besucherinnen und Besucher. Er gab einen kurzen Abriss über die folgenden Konzerte und kündigte dann an: „Unser heutiger Star-Gast singt nicht nur wie ein Original der großen Blues Sänger aus den Südstaaten der USA, sondern er ist selbst eines.“ Und dieses Versprechen löste Greg Copeland mit jedem Song ein, den er in den drei Sets mit der Band und deren zweiten Gast, dem genialen Grottian an der Mundharmonika, mit seiner gefühlvollen, von blues bis rockig variierenden, Stimme zelebrierte. Dass die fünf Musiker, die in dieser Besetzung noch nie zusammengespielt hatten, und nur die Setlist – „so ungefähr“, wie es Bandleiter Till Brandt ausdrückte – abgesprochen hatten, bewies nur das geballte musikalische Talent, das sich an diesem Sonntag auf der Bühne eingefunden hatte, um das Publikum mitzureißen.
Angetrieben von der „Rhythmus-Maschine“ Bernd Oppel am Schlagzeug, untermalt von Till Brandt und „seinem fetten Bass“ (Zitat: Helmut Stein) und „dem mörderisch guten, weltberühmten“ Jens Filser an der E-Gitarre ging es los, von Bandleader Till Brandt so angekündigt: „Der Worte genug, lasst die Instrumente sprechen.“

Greg Copeland – Funk-, Soul- und Bluesman

Ralf Grottian gab mit seiner Mundharmonika den Startpfiff für die Reise des von einer Diesellok angetriebenen Zugs von Louisiana nach Texas, in die nach und nach die drei Bluescats einfielen und die Fahrt beschleunigten. Nachdem der Zug eingelaufen war, bestieg im Lokschuppen Greg Copeland die Bühne. Er reiste, ebenfalls mit dem Zug aus dem heimischen Hameln bei Hannover an und begann mit dem Song vom „Hoochie Coochie Man“, dem bei den Damen übernatürliche Kräfte nachgesagt werden. Um das weibliche Geschlecht und die Liebe, auch die verschmähte und wenn es kompliziert wird mit dem Partner, handelten auch einige der anderen großen Blues- und Soul-Hits, die die Band und ihre zwei „Special Guests“ in den insgesamt drei Sets zum (aller-) Besten gaben. Copeland ist Vater vierer Töchter und hat mit dem weiblichen Geschlecht einige Erfahrung, so dass er die Lieder einmal traurig und melancholisch („Don’t take away my girl from me“, Dave Holister) bis hin zu gefühlvoll, aber auch fröhlich und fetzig interpretieren konnte.

Greg Copeland merkte man den Spaß, auf der Bühne zu stehen bei jedem einzelnen Song an. Er erzählte unserer Redaktion in der Pause, dass er zunächst „nur“ in der Freizeit, am Wochenende als Gast in verschiedenen Bands sang, bevor er den Mut fand, von der Musik leben zu wollen. Er habe schließlich eine Familie ernähren müssen, merkt er schelmisch lächelnd an und erzählt, dass er nach dem Ablauf seiner zweijährigen Militärzeit bei der US-Luftwaffe, in Deutschland blieb, weil er seine Frau kennengelernt hatte. Auf die Frage, ob er lieber mit einer größeren Band spiele, lautet seine Antwort, er liebe: „Me and mit guitar.“ Aber er liebe solche Auftritte wie den im Lokschuppen sehr, weil er es genieße, mit „solchen fantastischen Musikern zusammen zu spielen und zu improvisieren.“ Das merkte man dem sympathischen Sänger an, freute er sich über jedes Solo der anderen Musiker und bedachte sie mit Applaus.

Mit zwei Koffern voller Mundharmonikas angereist – Ralf Grottian

Der Autodidakt, wie er sich selbst im Gespräch bezeichnet, der seit dem 16 Lebensjahr dieses Instrument spielt, das so gut mit den übrigen Musikern und dem Gesang von Greg Copeland harmonierte, erzählte: „Ich habe über 100 Instrumente dabei, die zum großen Teil von einer Mittelständischen Fabrik im Osten gefertigt wurden. Dies sind so genannte Sonderstimmungen, extra konfigurierte Instrumente, meist mit einem Moll-Klang, den es braucht für den Jazz,“ so der Künstler, der in der Jugend als Straßenmusiker durch Europa zog, später dann mit dem WDR-Rundfunk-Orchester gespielt hat und mehrfach mit Kabarettistin Nessi Tausendschön auf Tour war. Auch Filmmusik hat er eingespielt und mit verschiedenen Bands zusammengespielt, vor allem im Kölner Raum, auch wenn er selbst in Dattenberg lebt. „Ich fand in den 70er Jahren Bob Dylan so toll und wollte wie er Gitarre und Mundharmonika gleichzeitig spielen. Das mit der Gitarre war nicht so meins,“ lacht Grottian, der sich auch das Singen zunächst selbst beigebracht, dann aber auch Unterricht nahm, „um meine Stimmlage auszubilden“. Eine Kostprobe gab er dazu auch beim Konzert.  

Spielfreude reißt Publikum mit

Bereits zum zweiten Mal waren die Bluescats zu Gast im Lokschuppen, so dass einige Zuhörer ihretwegen gekommen waren, sind sie doch ein Garant für „Jazz vom Feinsten“. Das Ehepaar Heike und Monika Gleixner hatte sie im vergangenen Jahr bereits gehört. „Wir sind sehr froh, dass unter Helmut Stein auch andere Richtungen des Jazz als der von Jacky Müller präferierte Dixieland im Lokschuppen zu hören sind“, zeigten sie sich erneut von der abwechslungsreichen Auswahl erfreut und überlegten, zu dem Jubiläumskonzert zu gehen, das zusätzlich zu den drei gewohnten Sonntagsvormittagskonzerten am Samstagabend vor dem diesjährigen Abschlusskonzert veranstaltet wird.

Besonderen Spaß hatten Publikum und Musiker bei „Working in a coal mine“ (Lee Dorsey), dessen Refrain nicht nur die „Profis“ mitsangen, sondern auch zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer. Vorher hatte auch Jens Filser bewiesen, dass er auch als Sänger durchaus eine „bella figura“ abgibt: mit seiner Interpretation von „You still remain the girl for me“.

Der Auftakt des Erkrather Jazz Sommer hat Lust auf die, im Jubiläumsjahr drei statt zwei folgender Konzerte gemacht.

Die nächsten Termine beim Jazz Sommer im Lokschuppen Hochdahl

13. August, 11h bis 15h: Nina’s Rusty Horns – Die Formation an Blechinstrumenten inkl. Sousaphone um Sängerin Nina Lentföhr hat sich dem frühen New Orleans-Jazz verschrieben, wie es im Programmheft heißt. Tanzbare Songs, wie sie heute noch in den Bars dort gespielt werden.

19. August ab 19h bis 22h: Jubiläumskonzert zum 25. Jubiläum: Marion & Sobo Band –  Die fünfköpfige Formation um die franco-amerikanische Sängerin Marion Lenfant-Preus und den polnischen Gitarristen Alexander Sobocinski hat die musikalischen Wurzeln von West- bis Ost-Europa zwischen dem französischen Swing der 30er bis hin zu den traditionellen Melodien des Balkans. Ein Snackpaket kann beim Ticketkauf erworben werden oder an der Abendkasse vor Ort.

20. August, 11h bis 15h: New Orleans Jazz Band of Cologne: Als Tribut an Jacky Müller, dem früheren Musikschul-Leiter, der das Format Jazz Sommer begründete in Erkrath, steht der letzte Sonntag im Zeichen des Dixieland – präsentiert von einer siebenköpfigen Formation aus Deutschland, Holland und Belgien.      

Preise: 12€ pro Person, Reservierungen, kostenfreier Versand und weitere Infos
Abteilung Kultur, Stadt Erkrath, Bahnstraße 16 (Öffnungszeiten: montags bis freitags von 10h -12h), Telefon: 0211 2407-4009, E-Mail: kultur@erkrath.de, Internet: www.erkrath.de/kulturprogramm oder an der Abendkasse.

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