
Zum ersten Mal war der SKFM in diesem Jahr Gastgeber für ein interkulturelles Fastenbrechen.
Gut in Erinnerung ist das gemeinsame interkulturelle Fastenbrechen, das in kleinem Rahmen im Kinderhaus in der Sandheide begann und dann gewachsen ist und zuletzt das Bürgerhaus in Hochdahl füllte. Dort fand es im April 2023 vorerst zum letzten Mal statt, denn das Bürgerhaus muss mangels schnell verfügbarer Unterbringungsmöglichkeiten wieder als Flüchtlingsunterkunft dienen. 2024 fiel das gemeinsame Fastenbrechen daher aus. In der letzten Woche fand es dann in kleinerem Rahmen in den Räumen des SKFM statt.
Eine Stunde vor dem offiziellen Fastenbrechen versammelten sich die Gäste, die von Sascha Eskandari begrüßt wurden. Er erzählte, dass er als Sohn eines muslimisch geprägten iranischen Vaters und einer christlich geprägten deutschen Mutter aufgewachsen sei, was ihn kulturell geprägt hat. „Manche Menschen fremdeln mit anderen Kulturen, deshalb sind Abende wie dieser so wichtig“, richtete er seine Worte an die Gäste. Auf ihn folgte Bürgermeister Christoph Schultz, der erklärte, dass hinter jeder anderen Kleidung oder Hautfarbe in erster Linie Menschen stehen. Er wünschte sich, dass künftig auch wieder gemeinsame Fastenbrechen in größerem Kreis möglich sein werden und dankte Sascha Eskandari dafür, dass er das gemeinsame Fastenbrechen wieder aufleben lässt.
Die Geschichte des Fastens
Michael Inden, Vorsitzender des SKFM, hatte einen unterhaltsamen Vortrag über die Geschichte des Fastens im Christentum vorbereitet. Zu Beginn erklärte er, dass die Tradition des Fastens – zumindest in der katholischen Kirche – nachgelassen hat. In der Jesus Bewegung hätte Fasten noch keine große Rolle gespielt, sei eine ‚fromme Übung‘ gewesen, etwa beim Tod eines Menschen oder in Kriegen. Aus dem jüdisch-christlichen Ursprung heraus könne der Papst zum Fasten ausrufen. in der Geschichte hätte sich das Fasten ursprünglich auf den Verzicht von Nahrung bezogen und Fastende hätten sich zum Teil die Haare geschoren und sich nicht gewaschen. Schon damals gab es Kritik, man solle das Fasten ’nicht nach außen zeigen‘, das mache es unglaubwürdig. Inden nahm die Gäste in seinem Vortrag mit auf eine Reise durch die Geschichte des christlichen Fastens, ließ dabei den Ablasshandel und die Reformation nicht aus, kam auf Veränderungen nach dem 2. vatikanischen Konzil und die Wandlung, die Fasten innerhalb der christlichen Gemeinde genommen hat. Heute kann Fasten eben auch den Verzicht auf die Handynutzung oder ähnliches bedeuten.
Anschließend gab Mohammed Assila Einblicke in das Fasten im Islam, nicht ohne zu loben, dass der Bürgermeister bei solchen interkulturellen Veranstaltungen anwesend ist. „Das heutige gemeinsame Fastenbrechen ist entstanden, weil Sascha Eskandari schrieb, wie es wäre ein Iftar beim SKFM zu veranstalten. Als mir dann auch Dominik Adolphy mit der gleichen Idee schrieb, haben wir aus zwei einfach eins gemacht“, erzählte er. Das Fasten im Islam sei nicht einfach ein Verzicht auf Essen, ließ er die Gäste wissen. Es gehe darum in sich zu kehren und auf andere zu schauen, sich selbst zu fragen: Was machst Du?, Was ist Deine Aufgabe in diesem Leben? „Ich liebe Erkrath, dass ist meine zweite Heimat“, bekannte er sich zur Stadt. „Wir sind ein Bestandteil dieser Stadt“, führte er mit Blick auf die Moschee und die Gemeinde. Als ein besonderes Zeichen wertete er, dass sowohl Sascha Eskandari, als auch Dominik Adolphy an diesem Tag als Zeichen der Verbundenheit mitgefastet hatten. „Danke, der Beitrag ist nicht nur symbolisch.“
Anschließend gab er Einblicke ins Fasten im Islam. Millionen Menschen weltweit, führte er aus, erleben diesen Monat (der neunte im islamischen Kalender) als spirituelle Reise mit bewusstem Verzicht. Es sei eine Selbstreinigung, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Dann erklärte er die Ausnahmen, die Menschen vom Fasten befreit. „Wer nicht Fasten kann, spendet“, so Assila. Die so eingenommenen Spenden würden dann Bedürftigen zu Gute kommen. Den Iftar begehe man dann mit der Familie, mit Freunden und mit Nachbarn. Den Abschluss des Fastens bilde das Zuckerfest. Und dann ließ er, anknüpfend an Michael Indens Vortrag, die Anwesenden noch humorvoll wissen: „Wir haben nur ein Fasten und das seit über 1000 Jahren. Das lässt sich nicht optimieren.“
Und dann wurde es für die Anwesenden noch einmal interaktiv und alle waren gefragt. Über einen QR-Code mussten sie sich zu einem Online-Quiz anmelden und zu verschiedenen Fragen zum Fasten im Islam und im Christentum die jeweils richtige aus vier Antworten auswählen. Das führte hier und da zu Gelächter, weil dann doch einige Antworten ‚daneben lagen‘. Aber insgesamt schlugen sich die Gäste dabei gar nicht so schlecht.
Gemeinsames Fastenbrechen und Abendessen
Mit einer Dattel und wahlweise einem Glas Milch oder Wasser wurde dann nach einem zuvor gehörten islamischen Gebetsruf das Fasten gebrochen. Anschließend ging es zum gemeinsamen Essen ins Café 28. Fatima Assila und Vertreterinnen der Internationalen Frauengruppe hatten einige Köstlichkeiten vorbereitet. Auch Sascha Eskandari hatte einen Couscous-Salat beigesteuert. Und so klang das gemeinsame Fastenbrechen bei Essen mit guten Gesprächen aus und findet hoffentlich im kommenden Jahr eine Fortsetzung.
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