Trotz Alzheimer war der Theaterabend in der Stadthalle unvergesslich. Zumindest für die nächste Zeit. Ein schwieriges Thema wurde überzeugend präsentiert.
Es ist immer schwierig problembehaftete Themen auf die Bühne zu bringen, besonders wenn es um die Gesundheit geht. In der Vergangenheit hatten wir die Problematik mit Stücken wie „Die Niere“ oder „Dieses bescheuerte Herz“. Bei diesen Stücken konnten die Zuschauer mit der Thematik Gesundheit nicht besonders gut umgehen und gingen mit vielen Fragezeichen und irgendwie auch mit Magengrummeln aus dem Theater.
Anders am Mittwochabend beim Schauspiel „Gemeinsam ist Alzheimer schöner“. Peter Kremer und Angela Roy präsentierten dem Publikum ein Stück, indem sie mit dem Thema Alzheimer schon fast liebevoll umgingen. Dramaturgisch geschickt vom Regisseur auf die Bühne gebracht, immer wenn Musikstücke eingespielt wurden, sei es „Why Don’t We Do It In The Road?“ von den Beatles oder ein Walzer von Johann Strauß bekam der Zuschauer einen Einblick in die Vergangenheit des Paares, abgelöst von Szenen der Gegenwart. Im Stück fand ein harmonischer Wechsel der unterschiedlichen Lebensabschnitte des Paares statt. Glück und Zufriedenheit in den jungen Jahren, versetzt mit Verletzungen und Enttäuschungen während der Ehe. Schlicht auch die Erlebnisse, die viele Familien machen. Dann eine Phase mit vermeintlichen Geschichten, die nie stattgefunden haben. Langsam bekam das Publikum vor Augen geführt, wie der Nebel des Vergessens immer dichter wurde und die Realität von der Vision eingeholt wurde. Nie hatte der Zuschauer das Gefühl, dass es ihn bedrücken konnte. Das sah man daran, dass es für die hervorragende schauspielerische Leistung sehr viel Szenenapplaus gab. Auch zu Recht. Die Thematik Alzheimer wurde von dem Autor sehr gut beschrieben und den Schauspielern sehr sensibel gespielt, so dass es auch beim Zuschauer sehr gut ankam.
Eine wunderbar heitere und leichte Liebesgeschichte.
Er und Sie haben ihr Leben miteinander verbracht. Jetzt sitzen sie in einer Seniorenresidenz. Sie erinnern sich an die Szenen Ihrer Ehe, oder vielmehr sie durchleben sie. Und es ist ganz erstaunlich viel präsent von einem bunten, erfüllten Leben. Glücksmomente, Verletzungen, Höhenflüge, Abgründe. Alles ein Augenblick. Auch wenn die beiden immer vergesslicher werden, einander Dinge vorwerfen, die sie gar nicht miteinander erlebt haben, weil sich die Erinnerung mehr und mehr verfälscht. Könnten diese zwei Alten noch einmal von vorne anfangen, sich schüchtern ineinander verlieben, als wären sie einander noch nie begegnet?
Peter Turrini hat sich diese Fragen gestellt und mit viel Liebe zu seinen Figuren und ebenso viel Humor ein Stück verfasst, dass als „Pretiose in Zeiten der Novitäten-Inflation“ (Kurier) gefeiert wird.
Man kann letztlich immer nur den Augenblick, den einen kurzen Moment, leben – so wie die beiden auf der Bühne.
Angela Roy und Peter Kremer machen dieses großartige Stück zu einem unvergesslichen Theatererlebnis. so beschreibt die a.gon Theater GmbH das Schauspiel von Peter Turrini
Stimmen aus dem Hintergrund
Zwei Hintergrundstimmen, die zwischendurch sich über Lautsprecher meldeten und sich als jeweilige Leiter des Altenheimes vorstellten, teilten dem Paar und damit auch den Zuschauern mit, was im Wohnheim und in der Außenwelt passierte. Der letzte Heimleiter, der erst stolz laut all die Verdienste des Mannes aufzählte, alle Auszeichnungen am Ehrenbande, die immense Vergrößerung der geerbten Papierfabrik und die Übergabe an seinen Sohn, mit einem Doktortitel, der in die USA expandieren will, verkündete später, dass der Sohn sich verkalkuliert hat, die Amerikaner die Firma übernommen und der Sohn die Kosten für das Wohnheim nicht mehr aufbringen könne. Ein Auszug wird für die Beiden wohl unumgänglich.
Besonders bewegend und auch sehr schön war die letzte Szene als sich das Paar, sich bereits im Tal des Vergessens befindend, zarte Annäherungsversuche startete, nicht mehr wissend, dass sie ja verheiratet sind, versuchten sie sich daran zu erinnern, wie man eigentlich küsst. Aber dieses Erinnern kam doch schrittweise zurück. Sie fühlten sich wie ein jungverliebtes Paar, welches sich gerade kennengelernt hat. Es war einfach wunderschön als Zuschauer dieses Glück miterleben zu dürfen.
In diesem Moment ist der Titel des Stückes so gut nachvollziehbar, das Draußen interessiert nicht mehr, zusammen in seiner eigenen Welt leben kann schöner sein.
Die etwa 300 Zuschauer waren sehr angetan und spendeten den Schauspielern einen langanhaltenden Applaus. Somit ist bewiesen das man in ein Schauspiel, auch mit ernstem Hintergrund, eine gehörige Portion Unterhaltung einbinden kann. An diesem Abend hat zumindest kein Zuschauer die Halle, weder in der Pause noch am Schluss des Stücks fluchtartig verlassen. Das der Qualität des Stückes und den hervorragenden Schauspielern gezollt.
Hinweis: Zur Kulturpause hatte sich an diesem Theaterabend leider kein Künstler gemeldet.
Am 14. März 2024 erwartet die Erkrather eine Lesung mit dem Kabarettisten Jan Weiler, Thema „Älternzeit“ und am 20. März 2024 steht die Komödie „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ in der Stadthalle Erkrath auf dem Programm. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten für beide Veranstaltungen auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.
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